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Alles unter Kontrollein der Mast

Lesezeit: 8 Minuten

Um Managementfehler in der Mast zeitnah korrigieren zu können, braucht man ein laufendes Mastcontrolling. Berater Peter Breulmann hat dafür ein Excel-Programm entwickelt.


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Je schlechter die Schweinepreise, desto spitzer muss der Bleistift sein, mit dem Mäster die Rentabilität ihrer Arbeit kontrollieren. Dabei reicht es nicht, nur einmal am Ende des Wirtschaftsjahres zu prüfen, ob das Management passt und die Rechnung aufgeht. Denn im ungünstigsten Fall vergeht fast ein ganzes Jahr, bis Schwachstellen erkannt und abgestellt werden. Und es vergeht ein weiteres Jahr, bis deutlich wird, ob die ergriffenen Gegenmaßnahmen erfolgreich waren.


„Um zeitnah gegensteuern zu können, ist ein laufendes Controlling wichtig. Die Mäster brauchen zumindest monatliche Auswertungen“, ist Berater Peter Breulmann überzeugt. Breulmann leitet den Arbeitskreis für Betriebs-führung Hellweg. Hier hat er sein selbst entwickeltes Mastkontrollprogramm auf Excel-Basis vor gut vier Jahren zum ersten Mal eingesetzt. Später wurde das Programm dann auch von anderen Landwirten genutzt, inzwischen sind es rund 70 Mäster.


Beratungszeit effektiv nutzen:

„Früher hat ein externer Dienstleister die Leistungsdaten meiner Schweine erfasst. Für die Datenaufnahme ist mir die kostbare Beraterzeit jedoch zu schade“, schildert Mäster Bernd Albersmeier aus Lippstadt-Hörste. Seitdem er das Mastcontrolling-Programm nutzt, erfasst er die Daten selbst. Die Zeit mit dem Berater kann dadurch für die Schwachstellenanalyse genutzt werden.


Der 44-jährige Agraringenieur mästet auf insgesamt 10000 Plätzen Schweine. Der Bestand ist steuerlich auf acht Betriebe und räumlich auf sechs Standorte verteilt. Albersmeier kauft die Tiere als Babyferkel von zwei Ferkelerzeugern zu und zieht sie selbst auf. Er beschäftigt drei feste Mitarbeiter, einen Lehrling und eine Bürokraft, die einmal pro Woche für einen halben Tag die Schreibarbeiten erledigt.


Anfangs war Albersmeier skeptisch, als Berater Breulmann das Programm im Arbeitskreis vorstellte. Er wollte nicht noch mehr Zeit im Büro verbringen – und schon gar nicht für zusätzliche Datenerfassungen. Inzwischen weiß er jedoch die Vorteile zu schätzen. Mit dem Controlling-Programm hat er einen monatlichen Überblick und wird viel früher auf Schwachstellen aufmerksam. „Zudem verfolge ich die aktuellen Futterpreise intensiver und kann schneller auf Preiserhöhungen reagieren, weil ich die Daten selbst eingebe und dadurch näher dran bin“, streicht Albersmeier die Vorteile des Kontrollprogramms heraus.


Am Anfang erfolgt zunächst eine Bestandsaufnahme. Der ideale Einstieg in das Mastcontrolling ist der Beginn eines neuen Wirtschaftsjahres, also der 1. Juli. „Zum Start müssen zunächst der Ist-Tierbestand und das Tiergewicht des Bestandes erfasst werden“, erläutert Berater Breulmann.


Zum Schätzen der Tiergewichte muss zunächst der Stichtag für die Auswertung festgelegt werden. In der Regel ist das der jeweils letzte Tag im Monat. Zum Bestimmen der Tiergewichte gibt es im Programm die sogenannte Bestandsschätzungshilfe, die aus dem Alter der Tiere und dem Zunahmeniveau des Betriebes das aktuelle Tiergewicht schätzt. Um die Betriebe bzw. Standorte getrennt auswerten zu können, hat Bernd Albersmeier für jeden Betrieb ein separates Datenblatt angelegt. „Man kann aber auch mit einem einzigen Datenblatt arbeiten und die Buchungen verschiedenen VVVO-Nummern zuordnen“, erläutert Peter Breulmann.


Oder man geht ganz tief in die Detailauswertung und legt für einzelne Ställe beziehungsweise Abteile separate Datenblätter an. Auf diese Weise lassen sich dann auch Futterumstellungen oder Genetikwechsel kinderleicht auswerten, die nur in bestimmten Abteilen vorgenommen wurden.


Disziplin zur Datenpflege:

Nach dem erfolgreichen Start des Programms kommt es darauf an, die laufenden Tierzu- und -verkäufe regelmäßig einzupflegen. Hier entwickelt jeder Betrieb eine eigene Routine. „Die Ferkelzukäufe inklusive des Gewichts gibt unsere Bürokraft ein. Ebenso die Daten aus den Schlachtabrechnungen“, erläutert Bernd Albersmeier. Und das sind nicht wenige, denn der Landwirt verkauft pro Woche rund 550 Mastschweine. Von jeder Schlachtabrechnung werden der Brutto-Enderlös (für die Berechnung der Direktkosten freien Leistung) und der Nettoerlös (vor Abzug von Vorkosten und Abschlägen) in das Controlling-Programm übertragen. Außerdem erfasst die Mitarbeiterin den Basispreis bzw. den Preisfaktor, die Vorkosten, die Indexpunkte je kg Schlachtgewicht und die Muskelfleischprozente.


Die Tierverluste vermerken Albersmeier und seine Mitarbeiter während des Stallrundgangs handschriftlich auf Stallkarten, die direkt vor jedem Abteil hängen. Am Monatsende überträgt der Landwirt dann die Daten ins Programm. „Auf diese Weise ist das Bestandsregister immer auf dem neuesten Stand, und ich kann die Werte direkt für die Antibiotika-Datenbank sowie für die HIT-Meldungen nutzen“, lobt Albersmeier.


Stimmt die Mischung?

Die Futterzukäufe inklusive der Preise trägt Albersmeier kurz vor Monatsende ein. Ebenso den monatlichen Futterverbrauch, den er direkt aus dem Rechner der Flüssigfütterung übernimmt.


„Im Register ‚Futtererfassung‘ können Einzelkomponenten, Fließfutter- und Trockenfuttermengen gebucht werden. Ich empfehle den Mästern, Einzelkomponenten einzugeben, denn dann lässt sich durch den Abgleich der verbrauchten Mengen mit der Rationsberechnung sehr schnell überprüfen, ob beim Füttern auch tatsächlich das richtige Mischungsverhältnis eingehalten wurde“, rät Berater Breulmann.


Für Bernd Albersmeier ist zudem entscheidend, dass er mit den richtigen Trockensubstanzgehalten rechnet. Neben CCM, Gerste, Weizen und Ergänzer setzt der Landwirt fünf Nebenprodukte ein: Brot, Molke, einen Energiemix und Kartoffelschalen. Da die TS-Gehalte hier stark schwanken können, will sich Albersmeier jetzt ein Gerät zum Bestimmen des TS-Gehaltes kaufen – auch wenn das nicht billig ist.


Für die variablen Nebenkosten (Strom, Gas, Wasser, Heizung, Tierarzt und Tierseuchenkasse) werden Standardwerte aus der Jahresauswertung übernommen.


Zum Schluss fehlen nur noch die Tiergewichte am Ende des Monats. Auch hier arbeitet Albersmeier wieder mit der Bestandsschätzungshilfe und dem durchschnittlichen Zunahme-niveau seiner Tiere. Die Werte werden bei Bedarf angepasst. Das kann z.B. nötig sein, wenn es einen Krankheitseinbruch gegeben hat und die Schweine dadurch ihr übliches Leistungsniveau nicht erreichen.


„Wurden alle Daten korrekt eingegeben, zeigt mir das Programm am Monatsende dann genau an, ob sich mein Bauchgefühl, dass im Stall zurzeit alles rund läuft, durch die tatsächlichen Zahlen bestätigt“, berichtet Bernd Albersmeier, der das Controlling-Programm inzwischen nicht mehr missen möchte.Die Übersicht auf Seite S8 zeigt, wie die Monatsauswertung aussieht. Sie unterteilt sich in die Bereiche Bestands-veränderung inklusive Ferkelzukauf, Schlachtviehverkäufe, biologische Leistungen und ökonomische Ergebnisse.


Auch für Kombi-Betriebe:

Das Mastcontrolling ist jedoch nicht nur was für reine Mäster oder Großbetriebe. Auch Eigentümer von Kombibetrieben wie Burkhard Voß wissen die Vorteile des Programms sehr wohl zu schätzen. Voß führt in Rinkerode bei Münster ein Geschlossenes System mit 220 Sauen und mästet alle Ferkel selbst aus.


„Früher habe ich meine Schweine bis zur Jahresauswertung im Beratungsring häufig ‚im Blindflug‘ gemästet. Und wenn wir das Futter gewechselt haben, dauerte es im ungünstigsten Fall noch einmal fast ein Jahr, bis ich schwarz auf weiß sehen konnte, ob die Umstellung erfolgreich war“, beklagt Voß. Seitdem er jedoch das Controlling-Programm von Berater Breulmann nutzt, sieht er bereits an jedem Monatsende, ob in der Mast alles rundläuft. „Das laufende Controlling gibt mir Sicherheit, und ich habe den Kopf frei für andere Entscheidungen“, beschreibt Voß die Vorteile. Außerdem schärfe es seinen Blick für die Zunahmen und die Futterkosten, wenn er die Preise und Leistungen selbst eingebe. Auf diese Weise werde er gezwungen, sich einmal im Monat für 30 Minuten kritisch mit den Zahlen auseinanderzusetzen, und das sei gut so.


Bei der monatlichen Auswertung achtet Voß zunächst auf die Verluste. Zurzeit betragen sie aufgrund eines Influenzaeinbruchs 1,4%. „Ich will jedoch so schnell wie möglich wieder unter 1% kommen, und zwar ohne Antibiotika einsetzen zu müssen“, hat sich der 44-jährige Landwirt vorgenommen.


Sein zweiter Blick fällt dann auf die Zunahmen und die Futterverwertung. Läuft hier alles in ruhigem Fahrwasser? Oder gibt es verdächtige Abweichungen? Die Monatsauswertung verschafft ihm einen schnellen Überblick – auch im Vergleich zu den Vormonaten.


Sortierverluste beachten:

Als Nächstes widmet sich Burkhard Voß der vom Programm ausgewiesenen Abweichung vom Basispreis. „Ab einem Wert von –0,50€ läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. Denn unter dem Strich bedeutet das, dass ich pro Schwein 0,50 € verschenkt habe, nur weil die Tiere nicht optimal vermarktet wurden. Hochgerechnet auf jährlich gut 5500 vermarktete Mastschweine kommt da ein beachtliches Sümmchen zusammen“, ist sich Voß bewusst.


Die 30 Minuten, die der Landwirt nach eigenen Angaben monatlich zusätzlich für die Dateneingabe und Kontrolle aufwendet, sind seiner Meinung nach daher gut investiert. „Man muss sich nur mit den Zahlen beschäftigen wollen und sich zur regelmäßigen Eingabe disziplinieren. Wenn man erst einmal einen festen Ablauf entwickelt hat, ist der zusätzliche Aufwand aber gar nicht so groß“, berichtet Voß.


Als Gegenleistung gibt ihm das laufende Controlling Sicherheit. Voß: „Das Programm kann die Fehler, die ich mache, zwar nicht lösen. Es macht mich aber früher auf sie aufmerksam und bewahrt mich vor größerem Schaden!“


Henning Lehnert

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