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Alternative Mastställe im Praxisvergleich

Lesezeit: 6 Minuten

Mastställe mit Außenklima und Strohangebot sind gefragt, aber noch vergleichsweise unerforscht. Ein Monitoring in elf unterschiedlichen Ställen bringt etwas Licht ins Dunkel.


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Unsere Autorinnen:


Dr. Christina Jais, Franziska Plank, Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft


Dr. Christina Jais, Franziska Plank, Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft


Dr. Christina Jais, Franziska Plank, Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft


Mit der Einführung der Haltungsstufen 1 bis 4 für Schweine durch den Lebensmitteleinzelhandel haben Investitionen in Tierwohlställe weiter an Bedeutung gewonnen. Ab Haltungsform 3 sind u.a. Außenklimahaltung und das Anbieten von Stroh verpflichtend, ab Haltungsstufe 4 Auslauf und Stroheinstreu.


Um die Erfahrungen von Praktikern mit verschiedenen Außenklimaställen zusammenzufassen, hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft ein Praxismonitoring in neun Mastbetrieben mit insgesamt elf verschiedenen Buchtentypen durchgeführt. Folgende Ställe waren vertreten:


  • 1 Offenfrontstall mit 100% Festfläche und Auslauf mit Oberflurschieber;
  • 1 modifizierter Tiefstreustall, Festfläche im Auslauf und Liegebereich, Fressbereich auf Spaltenboden;
  • 3 Schweizer Labelställe mit eingehaustem Liegebereich, Festfläche im Liegebereich, Roste und Unterflurschieber im Kotbereich;
  • 2 Schrägbodenställe als Warmställe mit Trauf-/Firstlüftung, Festfläche im Fress- und Liegebereich, Kotbereich auf Spaltenboden mit Unterflurschieber;
  • 2 PigPort-Ställe mit abgedeckten Liegekisten mit geschlossenem Boden, Spaltenboden im Fressbereich und im Kotbereich mit Auslauf;
  • 2 modifizierte konventionelle Warmställe mit Teilspaltenboden, im Liegebereich teilweise geschlossene Fläche.


Getrennte Funktionsbereiche


Alle Ställe hatten getrennte Funktionsbereiche und Außenklimareize. In acht der elf Ställe stand den Schweinen ein Auslauf zur Verfügung, in drei Ställen kam der Außenklimareiz über großflächige Öffnungen für die Trauf-First-Lüftung. Das Platzangebot reichte je nach Stall von 1,0 bis 1,6 m2 pro Tier, die Einstreumenge von 0 bis 325 g pro Tier und Tag.


Bei den Erhebungen ging es darum, Erfahrungen zu Einstreu- und Entmistungstechniken zu sammeln, den Arbeitszeitbedarf und die Verschmutzung der Buchten in den verschiedenen Ställen zu ermitteln und den Einfluss der Ställe auf Tierwohlindikatoren wie Schwanzverletzungen und -verluste zu dokumentieren.


Dazu besuchte Projektmitarbeiterin Franziska Plank über ein Jahr verteilt jeden der Betriebe insgesamt zehnmal. Sie erhob eigene Daten und führte Interviews mit den Betriebsleitern.


Die Tageszunahmen der Schweine lagen unter dem bayerischen Durchschnitt, wobei die Spanne von ca. 700 g bis knapp 820 g reichte (siehe Übersicht 1).


Diese Unterschiede können jedoch nicht eindeutig den Stallsystemen zugeordnet werden. Auch die Fütterung und Tiergesundheit beeinflussen die Mastleistung.


In den alternativen Stallungen waren befriedigende Leistungen möglich. Keiner der Betriebe erreichte im Projektjahr Spitzenleistungen.


Auch der Mehraufwand an Arbeitszeit gegenüber dem Durchschnittswert in konventionellen Ställen war in den untersuchten Betrieben sehr unterchiedlich (siehe Übersicht 2). In der Tendenz lässt sich aber ableiten: Je höher der Strohanteil und der Anteil der Festfläche in der Bucht, umso mehr Zeit braucht man für die Routinearbeiten Kontrolle, Einstreuen und Entmisten. So betrug der Arbeitsaufwand für diese Tätigkeiten in den PigPort-Ställen nur einen Bruchteil der Werte im Tiefstreu- und Offenfrontstall. Erleichterung für Strohbetriebe gibt es, wenn das Einstreuen und Entmisten technisiert sind.


Grundsätzlich müssen Schweinehalter darauf vorbereitet sein, dass Tierwohlställe mit mehr Arbeit verbunden sind. Dabei spielen auch die Erwartungen des Betriebsleiters an die Buchtensauberkeit eine Rolle. Wer darauf sehr großen Wert legt, muss entsprechend mehr Arbeitsaufwand kalkulieren.


Bei augenscheinlich gleichen Stallsystemen verschmutzten die Tiere unterschiedlich stark, wobei die Ursache hierfür bei den Besuchen nicht immer klar wurde.


Wie sauber sind die Buchten?


Um die tatsächliche Buchtenverschmutzung festzustellen, wurde bei allen zehn Betriebsbesuchen in vier zufällig ausgewählten Buchten pro Stall die Verschmutzung im Liegebereich erhoben. Das ergab 40 Einzelwerte je Betrieb.


Das Ergebnis zeigt, dass es zwischen den Betrieben bzw. Ställen erhebliche Unterschiede gibt (siehe Übersicht 3). In einigen Ställen lag der Median bei unter 10%, bei anderen über 40%. Das bedeutet, dass in diesen Ställen in der Hälfte der Buchten weniger als 10% bzw. mehr als 40% der Liegefläche verschmutzt war, während die andere Hälfte stärker verschmutzt war. Auffällig war auch, dass es innerhalb der Betriebe große Streuungen gab.


Grundsätzlich waren die Buchten im Winter und Frühjahr am saubersten, gefolgt vom Herbst. Im Sommer war der Anteil der verschmutzten Buchten am höchsten. In einreihigen Ställen, in denen der Auslauf nach Süden ausgerichtet war, wurde die Buchtenstruktur am besten eingehalten.


Eine klare Tendenz ergab die Unterscheidung nach Art der Fütterung. Ställe mit Trockenfütterung waren deutlich sauberer als Ställe mit Flüssigfütterung (siehe Übersicht 4).


Streuung bei Lahmheiten


Um auf das Tierwohl zu schließen, wurden in den Ställen auch tierbezogene Indikatoren wie die Häufigkeit von Lahmheiten oder von Schwanzverletzungen erfasst. In fünf Ställen lag der Anteil der Tiere mit Lahmheiten unter 3%, in drei zwischen 3 und 3,5% und in drei Betrieben zwischen 5 und 10%.


Auffällig dabei war, dass die drei Ställe, in denen der Spaltenboden im Aktivitätsbereich direkt im Anschluss an eine planbefestigte, feuchte Liegefläche mit stärkerem Gefälle angehoben war, eine erhöhte Quote aufwiesen. Wenn der Entmistungsschlitz beim Übergang zu groß ist, besteht die Gefahr, dass die Schweine ausrutschen und ihre Füße dort einklemmen.


Langschwänze bleiben Herausforderung


Bei den Verletzungen und Teilverlusten am Schwanz schnitten die Tierwohlställe gut ab, in denen Tiere mit kupierten Schwänzen aufgestallt waren. Hier hatten nur 1% der Tiere Verletzungen am Schwanz. In den Ställen, in denen unkupierte Schweine standen, lag der entsprechende Anteil bei 15,2%.


Ihr Kontakt zur Redaktion:klaus.dorsch@topagrar.com


PraxisErfahrungen


„Es ist ein Lernprozess“


„Wer von der konventionellen Mast kommt, und dann Schweine im Strohstall hält, muss sich viel stärker umstellen als gedacht“, sagt Roland Naß. Der Landwirt aus Huisheim im Landkreis Donau-Ries weiß, wovon er spricht. Er hat 2017 einen Offenfrontstall für ca. 1000 Mastschweine gebaut, nachdem er einen Liefervertrag für das Hofglück-Programm der Edeka Südwest abgeschlossen hat.


Der Stall hat 100% Festfläche und einen nur teilweise überdachten Auslauf, sodass er auch biofähig ist. Die Liegefläche lässt sich mit Abdeckungen schützen, die Außenwände mit Rolljalousien. Die Liegefläche streut und entmistet Naß von Hand. Den Auslauf reinigt ein automatischer Schieber in regelmäßigen Abständen.


„Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, bis der Stall rund lief“, gibt Naß zu. „Da die Tiere den Wetterschwankungen unmittelbarer als in klimatisierten Warmställen ausgesetzt sind, muss man sie intensiver beobachten und dann an den wenigen Schrauben drehen, die man zur Verfügung hat.“


Deutlich mehr Arbeitszeit


Laut Naß hat sich die Arbeitszeit im Stall deutlich erhöht: „Ich brauche jetzt jeden Tag früh und abends jeweils 1,5 Stunden, im Warmstall kam ich bei gleicher Tierzahl mit einer guten halben Stunde aus.“ Ein solcher Stall rechne sich deshalb nur, wenn der Abnehmer diesen Mehraufwand entlohnt, zumal auch die Investitionskosten wegen des größeren Platzbedarfes höher sind.


Die Tiergesundheit ist laut Naß in den Griff zu bekommen. „Meine Schweine haben weniger Atemwegserkrankungen als im Warmstall“, sagt er. Dafür gebe es etwas mehr Verletzungen an den Gliedmaßen, weil die Tiere mehr Platz zum Rennen hätten. -do-

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