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Archiv-Beitrag 11/2010

Lesezeit: 6 Minuten

Gummimatten jetzt fit für die Praxis?


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In der Gruppenhaltung treten weniger Klauen-schäden auf, wenn die Liegekessel im Wartestall mit Gummimatten ausgelegt sind. Dr. Christina Jais und Dr. Stephanie Knoop* berichten.


Verletzungen und Entzündungen an Klauen und Gelenken sind in der Gruppenhaltung häufig die Ursache dafür, dass Sauen vorzeitig ausscheiden.


Tiere mit Klauen- oder Gelenkerkrankungen haben Schmerzen. Sie bewegen sich weniger und liegen vermehrt. Die Folge sind sinkende Futter- und Wasseraufnahmen, es kommt zu Leistungsein-bußen. Die Fruchtbarkeit leidet, es werden mehr untergewichtige Ferkel geboren, und die Remontierungsraten steigen. Nicht zuletzt verursachen lahme Sauen durch ihre Schwerfälligkeit zusätzliche Arbeit. Sie müssen intensiver betreut und häufiger behandelt werden.


Harte und weiche Böden problematisch


Ausgelöst werden die Probleme meist durch die Boden- und Buchtengestaltung im Wartestall. Vor allem der im Wartebereich übliche Betonboden bereitet den Tieren Schwierigkeiten.


Die Schweineklaue ist anatomisch an vorwiegend weichen, nachgiebigen und trittsicheren Waldboden angepasst. Die ausschließliche Haltung auf hartem Betonboden bereitet der Klaue Probleme. Ähnlich ist es bei der mehrwöchigen Haltung auf sehr weichem Material wie zum Beispiel Stroh. Hier fehlt der Klauenabrieb, und es kommt zu Verformungen. Ebenfalls schädlich ist die Aufstallung auf dauerhaft feuchten Böden, da ein aufgeweichtes Wandhorn anfälliger für Schädigungen ist.


Aufgrund der stark zunehmenden Fundament- und Klauenproblematik sowie vor dem Hintergrund der ab 2013 gesetzlich fest vorgeschriebenen Gruppenhaltung tragender Sauen wird schon seit längerem über den Einsatz von Gummimatten im Wartestall diskutiert. Die weiche und verformbare Oberfläche kommt den Ansprüchen der Schweineklaue entgegen und kann dazu beitragen, den konventionellen Betonspaltenboden aufzuwerten.


Man erwartet, dass durch den Einsatz von Gummimatten in strohlosen Haltungsverfahren ein verbesserter Tierkomfort, ein sicherer Bewegungsablauf und hierdurch eine Reduzierung haltungsbedingter Verletzungen bzw. Erkrankungen erreicht wird.


Schwierigkeiten bereitete bislang die Haltbarkeit der Matten. Meist waren sie nicht ausreichend verbißfest, zudem haben die Tiere sie mit der Rüsselscheibe so lange bearbeitet, bis das Gummi einriss.


Gummimatten überzeugen


Da Schweine etwa 80 % ihrer Zeit mit Ausruhen verbringen, ist es naheliegend, Gummimatten vorzugsweise im Liege-bereich einzusetzen. So lassen sich offene Wunden im Schulterbereich reduzieren. Sie treten vor allem bei Sauen auf, die nicht ausreichend konditioniert sind. Außerdem heilen die Verletzungen auf der weichen Unterlage schneller aus. Auch im Hinblick auf die Buchtenstrukturierung sind die Matten nützlich, da die Sauen gerne auf dem weichen Belag ruhen.


Neuere Untersuchungen belegen den positiven Einfluss der Gummimatten auf die Klauen- und Gliedmaßengesundheit tragender Sauen. Das geht aus Versuchen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Schwarzenau und des Bildungs- und Wissenszentrums im baden-württembergischen Boxberg hervor.


Beide Versuchsstationen haben mehrere Monate lang Praxisuntersuchungen in verschiedenen Ställen durchgeführt. Zum Einsatz kamen komplett geschlossene Matten und Produkte mit ca. 15 % Schlitzanteil. Alle getesteten Matten stammen von der Firma Kraiburg. Die Klauen wurden zunächst beim Einstallen bonitiert. 14 Tage später sowie nach 35 Tagen wurde die Prozedur wiederholt.


Mit fortschreitender Haltungsdauer wirkte sich der Einsatz der Gummimatten positiv auf mehrere Merkmale aus. So wurden im Versuchsstall in Boxberg weniger Wandhornrisse registriert. 35 Tage nach dem Einstallen in den NT-Stall wiesen nur noch 5 % der Sauen leichte Risse auf. Am Einstalltag waren noch 27 % der Tiere betroffen. In der Vergleichsgruppe ohne Gummimatteneinsatz hatten am 35. Tag 13 % der Sauen leichte Wandhornrisse, am Einstalltag waren es 19 % gewesen. Hier war der Rückgang also wesentlich geringer.


Deutliche Verbesserungen ergaben sich auch in Bezug auf die Wandhornabschürfungen an den Außenklauen. Wie in Übersicht 1 dargestellt, wiesen 14 Tage nach dem Einstallen in der Gruppe „mit Matte“ nur 20 % der Sauen Abschürfungen auf, während in der Gruppe „ohne Matte“ 50 % der Tiere betroffen waren. An der Situation änderte sich auch 35 Tage nach dem Einstallen nichts. Auch hier waren in der Gruppe „ohne Matte“ deutlich mehr Sauen betroffen.


Die generelle Zunahme der Abschürfungen bis zum 35. Tag nach dem Aufstallen lässt sich dadurch erklären, dass ausschließlich in den Liegekesseln Matten lagen. Im Lauf- und Fressbereich bewegten sich die Sauen weiterhin auf dem Betonspaltenboden, auf den sie sich hin und wieder auch niederlegten.


Das Merkmal „Lahmheit“ wurde im Rahmen der Untersuchungen ebenfalls erfasst. Ergebnis: Beim Einsatz der Gummimatten blieb die Zahl der lahmen bzw. steif gehenden Sauen bis zum 35. Tag nahezu konstant. In der Gruppe „ohne Gummimatte“ hingegen nahm die Zahl der lahmenden Sauen leicht zu.


Auch die Ergebnisse der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft belegen die Vorteile von Gummimatten im Wartestall. So traten bei den auf Gummi liegenden Sauen während der Trächtigkeit signifikant weniger Schleimbeutelverdickungen und Schürfwunden auf (siehe Übersicht 2).


Deutlich war der Unterschied auch bei den Beinverletzungen. Sauen, die in einem älteren Stall auf Betonspalten mit rauen Oberflächen und angeschlagenen Kanten gehalten wurden, wiesen am Ende der Trächtigkeit häufiger Verletzungen an ihren Gliedmaßen auf (plus 9,5 %). Der Anteil betroffener Sauen in Buchten mit Gummimatten nahm hingegen um 3 % ab. Der Unterschied war statistisch signifikant (siehe Übersicht 3).


Bissfeste Gummimatten


Die Ergebnisse belegen, dass sich durch das Auflegen von Gummimatten im Liegebereich des Wartestalles positive Effekte in Bezug auf die Tiergesundheit und den Tierkomfort erzielen lassen.


Knackpunkt war bislang jedoch die mangelnde Haltbarkeit. Frei laufende Sauen „bearbeiten“ Gummimatten mit ihrer Rüsselscheibe kontinuierlich und zerbeißen die Matten im Laufe der Zeit.


Inzwischen scheint dieses Problem gelöst zu sein. In den Versuchsställen wurden neu entwickelte Matten im Liegebereich der tragenden Sauen eingebaut, deren Haltbarkeit zufriedenstellend ist. Biss-spuren oder andere schwerwiegende Beschädigungen sind nicht zu erkennen.


Optimiert wurden die Matten vor allem in Bezug auf die Materialzusammensetzung. So wurde zum Beispiel eine verbißfeste Oberflächenbeschichtung eingearbeitet. Zusätzlich sind die Produkte vom Hersteller in den Randbereichen mit einem Hartgummirand verstärkt worden.


Gleichzeitig konnte der Einbau der Matten optimiert werden. Als entscheidender Fortschritt stellte sich die durchgehende Befestigung der Matten an den Stoßkanten zwischen Betonboden und Gummimatte heraus.


Der Kantenschutz wurde an der Vorderseite der Liegekojen mit Hilfe einer durchgehenden L-förmigen Edelstahlschiene sichergestellt. Alternativ wurden einige Matten nur punktuell im Randbereich verschraubt. Auf einer Länge von 1,20 m sind fünf Spaltenanker gesetzt worden, an denen die Matten befestigt wurden. In beiden Fällen liegen die Matten auch nach mehrmonatigem Einsatz an Ort und Stelle in den Liegekesseln. Gravierende Schäden sind nicht zu erkennen.


Fazit


Tragende Sauen müssen ab 2013 spätestens vier Wochen nach dem Belegen bis eine Woche vor dem voraussicht-lichen Abferkeltermin in Gruppen gehalten werden.


Derzeit treten in der Gruppenhaltung jedoch immer wieder Fundament- und Klauenprobleme auf, da die Schweineklaue auf Dauer nicht mit dem harten Betonboden zurechtkommt.


Versuche belegen, dass der Einbau von Gummimatten im Liegebereich des Wartestalles die Problematik entschärfen kann. Wandhornrisse und Wandhornabschürfungen an den Außenklauen konnten durch den Einsatz von Gummimatten reduziert werden. Darüber hinaus traten weniger Schleimbeutelverdickungen und Schürfwunden auf.


Auch in puncto Haltbarkeit gibt es Fortschritte. In zwei süddeutschen Versuchsanstalten hielten neu konstruierte Matten dem starken Erkundungsdrang der Sauen dauerhaft stand.

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