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Basiszucht ohne Zettelwirtschaft

Lesezeit: 6 Minuten

Gabriela und Ben Leisink erfassen in ihrem Basiszuchtbetrieb täglich hunderte von Tierdaten. Damit sie diese Informationen schnell und sicher verarbeiten können, hat der Betrieb ein WLAN-Netzwerk installiert.


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Zuchtarbeit bedeutet viel Schreib-arbeit. Davon wissen Gabriela (53) und Ben Leisink (58) ein Lied zu singen. Die Familie vermehrt in Ostdeutschland (Thüringen) seit über 13 Jahren Topigs-Sauen. Der Fokus lag anfangs auf der Produktion von F1-Jungsauen, seit vier Jahren ist der Betrieb auch Basis- bzw. Nukleus-Zuchtstätte für Landrasse-Tiere.


Papierlose Datenerfassung:

Seit dem Einstieg in die Nukleus-Zucht hat die Schreibarbeit nochmals zugenommen. Denn auf der Stufe der Basiszucht finden traditionell sehr umfangreiche Leistungsprüfungen und eine strikte Selektion statt. „Basiszucht macht viel Arbeit, das wissen wir. Aber je mehr wir von jedem einzelnen Tier wissen, desto schneller können wir unser Produkt züchterisch voranbringen“, erklärt Ben Leisink.


In seinem Betrieb werden neben den üblichen Daten wie Beleg- und Abferkeldatum, Anzahl Ferkel pro Wurf usw. folgende Einzeltierdaten erfasst:


  • Geburtsgewichte aller lebend und tot geborenen Ferkel
  • Anzahl Zitzen
  • Anomalien wie z.B. Nabelbrüche
  • Ferkelverluste (tagesaktuell)
  • Zu- und Versetzungen
  • Startgewicht Ferkelaufzucht
  • Futteraufnahme im Flatdeck
  • Gewicht der Ferkel am 65. Lebenstag (Teststartgewicht)
  • Messung Fleisch- und Speckmaß zu Aufzuchtende


Bis Herbst letzten Jahres wurden die Daten im Abteil handschriftlich notiert, anschließend tippte ein Mitarbeiter hunderte von Zahlen im Büro in den Computer ein. Das ist jetzt anders. Seit mehreren Monaten laufen die Datenaufnahme und Datenverarbeitung elektronisch. „Dadurch sparen wir viel Arbeitszeit und erhöhen die Sicherheit in der Zuchtarbeit weiter“, lässt Vermehrer Leisink keine Zweifel aufkommen.


Doch wie funktioniert das papierlose Datenmanagement genau? Starten wir im Deckzentrum. Auf den Sauenkarten und Spermatuben ist ein Strichcode aufgedruckt. Hier sind alle Einzeltier-daten hinterlegt. Mithilfe eines stalltauglichen PSION-Handlesegerätes liest Gabriela Leisink die beiden Strichcodes während der Besamung ein, dadurch werden die Daten verknüpft. „Das Gerät funktioniert wie die Scannerkasse bei Aldi“, erklärt die Betriebsleiterin die Funktionsweise. Manuell eingeben muss sie nur noch das Belegdatum und Kommentare wie z.B. „schwache Rausche“. Auch elektronische Ohrsender kann Gabriela Leisink mit dem Hand-lesegerät auslesen.


Beim Wechsel der Sauen in den Wartestall „wandert“ die Sauenkarte mit. Auch hier können Ben Leisink und seine Mitarbeiter den Barcode auslesen, falls sie Informationen zur Sau abrufen bzw. Daten nachtragen möchten. Das können zum Beispiel Kommentare zum Ernährungszustand der Sau sein.


Waage funkt Gewicht rüber.

Im Abferkelstall wird der Barcode auf der Sauenkarte unmittelbar vor der Behandlung der neu geborenen Ferkel ausge-lesen. Sobald das Lesegerät die Sauen- und Wurfnummer anzeigt, tippt der zuständige Mitarbeiter die Anzahl der lebend und tot geborenen Ferkel, das Geschlecht des Tieres, eventuelle Anomalien, die Zitzenzahl usw. mit einem speziellen Stift ein.


Während das manuelle Eingeben der Einzeltierdaten nicht anders zu lösen ist, hat Familie Leisink für die Erfassung der Geburtsgewichte eine elegante Lösung gefunden. Die Aufnahme der Einzeltiergewichte erfolgt jetzt auto-matisch, denn die Ferkelwaage ist per Bluetooth-Verbindung mit dem Hand-lesegerät gekoppelt. „Die drahtlose Übertragung ist Spitze, weil wir durch die automatische Gewichtsübermittlung viel schneller arbeiten können“, ist Gabriela Leisink sehr zufrieden mit der Technik.


Weiter geht’s per WLAN:

Normalerweise muss das Handlesegerät nach dem Abschluss der Datenerfassung in eine sogenannte Dockingstation gestellt werden. Nach dem Antippen des Tastaturbefehls „Synchronisation“ werden die Daten an den Zentralrechner des Betriebes geschickt. Nicht so bei Ben Leisink. Er schickt sämtliche Daten direkt vor Ort – zum Beispiel im Abferkelabteil – per Funk an das betriebs-eigene WLAN-Netzwerk. „Bei uns läuft die Datenübertragung in Echtzeit“, erklärt der Betriebsleiter zufrieden.


Damit die Übermittlung der Zuchtdaten überall im Stall reibungslos funktioniert, hat der Landwirt 19 sogenannte Access Points im Stall einbauen lassen. Diese drahtlosen Netzwerkpunkte fangen die Funksignale der Handlesegeräte auf und senden die Daten per Kabel zum Zentralrechner weiter.


Einmal pro Woche werden die Daten dann weiter nach Holland zur Zuchtzentrale geschickt. Dort werden sie verarbeitet und fließen zeitnah in die Zuchtwertschätzung ein.


Das WLAN-Netzwerk erleichtert Familie Leisink inzwischen auch die Zuchtarbeit in der Ferkelaufzucht. Mithilfe von elektronischen Futtersta-tionen, die in mehreren Aufzuchtbuchten eingebaut und mit Funkantennen sowie Wiegeeinheiten ausgestattet sind, berechnet er z.B. die Futterverwertung seiner Aufzuchtferkel. „Dank der modernen Technik finden wir die besten Futterverwerter jetzt sehr viel schneller“, erklärt Leisink.


Die Tiere, die an den Stationen fressen, tragen einen Ohrchip. Betritt ein Aufzuchtferkel die Station, wird die Futteraufnahme des Einzeltieres sofort aufgezeichnet. Die Station funkt die Daten dann umgehend per WLAN an die Zuchtzentrale in Holland. „Dadurch wissen unsere Kollegen in den Niederlanden tagesaktuell, wie sich die Futterverwertung von jedem Einzeltier entwickelt“, erklärt Ben Leisink die Vorteile der drahtlosen Kommunikation.


Am Ende der Aufzucht wird bei allen Tieren mittels Ultraschall das Fleisch- und Speckmaß gemessen. Auch diese Daten werden direkt per WLAN an den Hauptrechner übermittelt.


Stabile Verbindung:

Größere Schwierigkeiten hatten Ben Leisink und seine Mitarbeiter mit der papierlosen Daten-erfassung und Datenübermittlung bislang nicht. Er rät aber allen Schweinehaltern von Selbstbaulösungen ab. „Der Aufbau eines WLAN-Netzwerks ist nur etwas für Profis“, mahnt Leisink.


Wie man es richtig macht, weiß Mark Bennenbroek, der das System im Betrieb Leisink installiert hat. Der Spezialist, der im niederländischen Deurne eine Fachfirma für Datennetzwerke betreibt, hat im Stall von Ben Leisink zunächst mithilfe von elektronischen Messgeräten genau geprüft, an welchen Orten im Stall die Access Points eingebaut werden müssen. „Das Ziel ist, dass überall im Stall eine stabile Funkverbindung besteht“, erklärt der Fachmann.


Störquellen sind häufig die Eisen-bewehrung in den Stahlbetonstützen der Wände sowie die Stalleinrichtung. Er rät Landwirten zudem, das Funknetzwerk erst dann zu installieren, wenn der Stallbau komplett abgeschlossen ist. Denn schon kleinere Veränderungen an der Stalleinrichtung können im Nachhinein Schwierigkeiten im Funkverkehr hervorrufen.


Wichtig ist auch die Auswahl der Materialien. Es dürfen nur Bauteile verbaut werden, die unempfindlich gegenüber Ammoniak und Wasser sind. Doch das ist bei der empfindlichen Elektronik leichter gesagt als getan. Mark Bennenbroek hat die Access Points sowie die Verteilerdosen für die Kabel deshalb in staub- und wasserdichte Kunststoff-boxen eingebaut, wie man sie aus dem Elektrobereich kennt. Bei den Kabeln hat er darauf geachtet, dass diese mit hochwertigem und dauerhaft elastischem Kunststoff umhüllt sind.


Sollte es Probleme geben, kann sich der Elektrofachmann per Internet von Holland aus direkt in das WLAN-Netzwerk des Betriebes Leisink in Thüringen einwählen. „Im Notfall kann ich also auch aus 600 km Entfernung schnell helfen“, gibt sich Bennenbroek entspannt. Marcus Arden

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