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Circoviren per Kaustrick nachweisen

Lesezeit: 5 Minuten

Eignen sich Speichelproben für den Nachweis von PCV2 genauso gut oder sogar besser als Blutproben? Eine bayerische Tierärztin hat dazu einen Praxisversuch durchgeführt.


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Sie haben in Ihrer Praxis Untersuchungen zum PCV2-Nachweis im Speichel von Schweinen durchgeführt. Was war der Anlass?


Gass-Cofré: In letzter Zeit wird in schweinehaltenden Betrieben wieder häufiger das PCV2-Virus nachgewiesen. Doch längst nicht immer ist dieser Nachweis auch mit deutlich sichtbaren Krankheitssymptomen verbunden. Offensichtlich besteht ein Zusammenhang zur Erregermenge, die man findet. Das war für mich der Anlass, mir diese Betriebe genauer anzuschauen und umfangreiche labordiagnostische Untersuchungen durchzuführen. Neben den üblicherweise verwendeten Blutproben haben wir auch Speichelproben untersucht und die Ergebnisse dann miteinander verglichen.


Welche Vorteile bieten Speichel- gegenüber herkömmlichen Blutproben?


Gass-Cofré: Gerade wenn es um ein längerfristiges Monitoring geht, stellen Blutproben eine deutliche Belastung dar. Für die Schweine bedeutet jede Blutprobennahme Stress. Aber auch für mich als Tierärztin ist das Entnehmen von Blutproben körperlich anstrengend, gerade bei Läufern oder Mastschweinen. Für die Blutprobennahme sind zudem mindestens zwei Personen erforderlich. Speichelproben hingegen lassen sich ab einem bestimmten Alter der Tiere ganz bequem per Kaustrick gewinnen. Außerdem erhält man eine größere Stichprobe. Deshalb eignet sich der Kaustricknachweis besonders gut für Monitoringmaßnahmen.


Gibt es auch Kostenvorteile?


Gass-Cofré: Ja, die Laborkosten sind deutlich geringer. Wenn ich zehn Blutproben entnehme und im Labor einzeln untersuchen lasse, kostet das den Landwirt rund 250 €. Mit einem einzigen Kaustrick lassen sich dagegen je nach Prävalenz, also der erwarteten Häufigkeit der Erkrankung, zwischen zehn und 40 Tiere beproben. Mit drei Kaustricken erhält man dann Untersuchungsmaterial von bis zu 120 Tieren. Die Untersuchung dieser Proben kostet aber nur 70 bis 75 €.


Was ist beim Einsatz von Kaustricken zu beachten?


Gass-Cofré: Die meisten Untersuchungslabore bieten inzwischen fertige Test-Kits an, die alle nötigen Materialien enthalten. Dazu gehören der Kaustrick selbst, ein Befestigungsseil, zwei Paar Einweghandschuhe, Probenröhrchen, eine große Tüte zum Auswringen des Strickes und zwei kleine Versandtüten. Wie viele Test-Kits benötigt werden, hängt davon ab, welche Erregerhäufigkeit im Betrieb erwartet wird. Das entscheidet der Hoftierarzt, der auch die Proben entnimmt.


Am besten eignen sich Kaustricke aus Baumwollfasern. Sie sind extrem saugfähig und beeinflussen das Nachweisverfahren nicht. Die Kaustricke werden in der Regel 20 Minuten in die entsprechenden Buchten gehängt und anschließend ausgewrungen. Die so gewonnene Speichelflüssigkeit wird in einem Probengefäß gesammelt und ans Labor geschickt. Ganz einfach.


Eignen sich Kaustricke für alle Altersgruppen?


Gass-Cofré: Nein, Kaustricke lassen sich ideal bei Schweinen im Flatdeck und in der Mast für das Monitoring bestimmter Krankheitserreger nutzen. Ferkel, die jünger als sechs Wochen sind, speicheln dagegen zu wenig und der Strick ist auch nicht so interessant für diese Altersgruppe. Auch Sauen und Eber widmen Kaustricken nach bisherigen Erfahrungen wenig Interesse. Bei den jüngeren Ferkeln haben wir die Speichelproben per Zange und Tupfer direkt aus der Mundhöhle der Tiere entnommen.


Zurück zu PCV2: Warum haben Sie die Ergebnisse von Blut- und Speichelproben miteinander verglichen?


Gass-Cofré: Die Untersuchungen fanden in einem bayerischen Ferkelerzeugerbetrieb mit 600 Sauen statt. Der seit seiner Repopulation vor vier Jahren hochgesunde Betrieb war lange Zeit unverdächtig auf PRRSV, M. hyo., APP und Circoviren.


Dann klagte einer der abnehmenden Mäster plötzlich darüber, dass die Masttiere vermehrt auseinanderwachsen und kümmern. Die Untersuchung von zehn Blutproben ergab, dass die Tiere zwar unverändert PRRSV-unverdächtig waren. In allen zehn Blutproben ließ sich jedoch PCV2-Antigen in einer Menge nachweisen, die deutliche Krankheitsanzeichen auslösen kann.


Um die Diagnose abzusichern und den Infektionszeitpunkt einzugrenzen, wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Neben Blutproben aus verschiedenen Altersgruppen wurden auch Einzelspeichelproben und Kaustrickproben entnommen. Alle Proben wurden per quantifizierender Polymerase-Kettenreaktion (qPCR) auf ihren Gehalt an PCV2-Viren untersucht.


Ziel war es, herauszufinden, ob man bei einem längerfristigen PCV2-Monitoring eventuell ganz auf Blutentnahmen verzichten kann und stattdessen nur noch Speichelproben gewinnt. Die umfangreichen Untersuchungen wurden von MSD Tiergesundheit finanziell unterstützt.


Sind Speichelproben zum PCV2-Nachweis unter dem Strich genauso aussagekräftig wie Blutproben?


Gass-Cofré: Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen zeigen, dass sich das PCV2-Virus im Speichel deutlich früher und länger nachweisen lässt als im Blut. Zudem fielen die Analysewerte deutlich höher aus.


Schon bei den vier Wochen alten Absetzferkeln ließen sich im Speichel per qPCR hohe Virusmengen nachweisen, während wir im Blutserum erst ab einem Alter von zehn Wochen eine Virämie feststellen konnten. Und während der Antikörpergehalt im Blutserum dann rasch wieder abfiel, blieb der PCV2-Gehalt im Speichel deutlich länger auf hohem Niveau und fiel zwischen der 13. und 16. Lebenswoche nicht mehr ab.


Mit anderen Worten: Über Speichelproben lässt sich deutlich einfacher und sicherer nachweisen, ob das PCV2-Virus im Bestand zirkuliert als mit Einzelblutproben.


Kann bei PCV2 also künftig ganz auf Blutproben verzichtet werden?


Gass-Cofré: Nein, leider nicht. Speichelproben eignen sich gut für das Herdenmonitoring. Man erkennt früher und deutlicher, ob das PCV2-Virus im Bestand vorhanden ist. Um abzuschätzen, ob diese Viruszirkulation klinisch relevant ist und um einzugrenzen, wann sich die Tiere infizieren, sollte jedoch bei einem positiven PCV2-Befund immer eine Untersuchung einzelner Blutproben folgen.


henning.lehnert@topagrar.com

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