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Corona, ASP & Co. – Bauern zahlen die Zeche

Lesezeit: 5 Minuten

Am Schweinemarkt wird momentan viel Geld „verbrannt“. Auswertungen zeigen, dass die Bauern die Last allein tragen, während Schlachter und Handel mit einem blauen Auge davonkommen.


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Wohl selten wurde der Markt für Ferkel und Schlachtschweine so durchgeschüttelt wie derzeit. Vor allem die coronabedingten Einbrüche bei den Schlachtkapazitäten und der durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg und Sachsen zusammengebrochene Export nach China haben zu einem erdrutschartigen Verfall der Ferkel- und Schlachtschweinepreise geführt. Erhielten die Mäster zu Jahresbeginn noch rund 2 € pro kg Schlachtgewicht (SG), sind es gut zehn Monate später nur noch 1,19 €. Im selben Zeitraum stürzten die Ferkelpreise von 71 auf 22 € ab.


Erlöse driften auseinander


Wie Übersicht 1 zeigt, driften die Erlöse der Bauern und der Schlachter spätestens seit der vorübergehenden Schließung des Westfleisch-Schlachthofes im westfälischen Coesfeld Anfang Mai 2020 bzw. dem Lockdown am Tönnies-Standort in Rheda-Wiedenbrück Ende Juni immer weiter auseinander.


Während die VEZG-Notierung (Vereinigung der Erzeugergemeinschaften) seit Mai deutlich von 1,65 auf 1,19 € einbrach, fielen die Verkaufspreise der Schlachter für grob zerlegte Schweine im gleichen Zeitraum nur um gut 20 Cent je kg. Im Preis der Schlachter an den Handel sind die wertvollen Teilstücke enthalten, der Preis spiegelt etwa 90% des Schlachtkörpers wider. Der Preis des jeweiligen Teilstücks ist dabei in Abhängigkeit von dessen Gewicht in die Berechnung eingeflossen.


Besonders kritisch ist die Situation weiterhin für Betriebe, die ihre überschweren Schweine nach AutoFOM-Indexpunkten klassifizieren lassen müssen. Vor allem für die zu schweren Teilstücke hagelt es saftige Abzüge. Und bislang hat sich kein Schlachthof bereit erklärt, die Indexpunktmaske an die besondere Marktsituation anzupassen.


Bei den AutoFOM-MFA-Masken war das anders. Hier haben die Schlachter die Abrechnungsmasken an die hohen Liefergewichte zwar angepasst. Das geschah jedoch erstens zeitversetzt und zweitens nur vorübergehend. Besonders hart trifft es weiterhin Schweinehalter mit Ebervermarktung, weil hier nur die AutoFOM-Indexpunktmaske mit dem normalen Gewichtskorridor gilt.


Vorkosten hoch, Boni runter


Bei näherer Betrachtung der Situation fällt auf, dass die Erlöse für die Bauern noch dramatischer gesunken sind als zunächst gedacht. Denn die Abnehmer haben die Vorkosten um 0,50 bis 1 € je Mastschwein erhöht. Ein Teil begründet das mit den steigenden Hygienemaßnahmen infolge der Coronapandemie. Andere Abnehmer erhöhen die Vorkosten, weil sie wegen der hohen Schlachtgewichte weniger Tiere pro Lkw laden können.


Gleichzeitig haben die Schlachter bzw. Viehhändler an den Bonuszahlungen geschraubt. Etliche Landwirte berichten, dass zuvor mühsam ausgehandelte Boni von 0,02 bis 0,06 € je kg SG zum Teil ersatzlos gestrichen wurden. Unter dem Strich erlösen viele Landwirte deshalb nur noch 1,10 € je kg SG. Und für Schweine mit mehr als 120 kg Schlachtgewicht zahlen die „Handelspartner“ sogar nur noch den Sauenpreis. Dieser liegt bis zu 75 Cent unter der VEZG-Notierung.


Über 12 € Verlust je Schwein


Welche Folgen die aktuell schwierige Vermarktungslage für den Einzelbetrieb hat, zeigt Übersicht2. In der ersten Lieferpartie beträgt das Schlachtgewicht knapp 105 kg. Bei Abrechnung nach Coronamaske – Schlachtgewichtskorridor 93 bis 112 kg – erlöst der Landwirt 1,196 € pro kg SG. Muss er die Tiere nach normaler MFA-Maske verkaufen, verliert der Landwirt über 5 € pro Tier. Kernproblem sind die viel zu hohen Schlachtgewichte, die deutlich über der Gewichtsgrenze der Maske liegen.


Hat er keine Wahl und muss die Tiere über die Indexpunktmaske abrechnen, steigt der Verlust auf knapp 6 € pro Tier an. Besonders die zu schweren Schinken und Lachse kosten den Landwirt viel Geld.


Noch viel höher fallen die finanziellen Verluste bei noch weiter steigenden Schlachtgewichten aus. Bei den Tieren in der zweiten Lieferpartie beträgt das Schlachtgewicht knapp 109 kg. Im Vergleich zur MFA-Coronamaske erlöst der Schweinemäster über 12 € weniger, wenn er seine Tiere mit der normalen MFA-Maske klassifiziert bekommt.


Bei Abrechnung nach Indexpunktmaske liegt der Verlust bei knapp 7 € je Schwein. Der im Vergleich zur MFA-Maske geringere Verlust resultiert daraus, dass bei dem aktuellen Basispreis von knapp 1,20 € geringere Abzüge für Übergewichte entstehen. Steigt der Basispreis aber z.B. auf 1,60 €, steigen die Abzüge deutlich an.


Bauern tragen die Last allein


Die beiden Auswertungen zeigen deutlich, dass die Schweinehalter derzeit die Zeche für Corona, ASP und Co. bezahlen. Der Fleischbranche hingegen gelingt es, konstante Preise beim Lebensmitteleinzelhandel durchzusetzen. Die Margen können bislang gehalten bzw. ausgebaut werden.


Hinzu kommt, dass die Fleischbranche mit den schweren Schweinen recht gut fährt. Denn Schweine mit hohen Schlachtgewichten liefern den Schlachthöfen viel Fleisch, sodass die Schlachtausbeute pro Tier deutlich ansteigt.


Kritisch zu sehen ist derzeit auch die Tatsache, dass viele Viehhändler die Notlage der Mäster ausnutzen, massiv Druck auf die Bauern ausüben und sie z.B. dazu drängen, Abnahmeverträge zu unterschreiben. Die Verträge bedeuten aber keine Abnahmegarantie, wie Praktiker berichten. Trotz Vertrag werden schlachtreife Partien immer wieder geschoben. Den finanziellen Verlust tragen die Mäster, aber auch die Ferkelerzeuger, die ihre Ferkel kaum noch vermarktet bekommen.


marcus.arden@topagrar.com,


andreas.beckhove@topagrar.com


andreas.beckhove@topagrar.com


andreas.beckhove@topagrar.com


Weitere Infos zum Thema Vermarktungskrise und wie die Schlachter die Situation beurteilen, lesen Sie auf Seite 145 in diesem Heft.


Unsere Autoren


Christa Niemann, DBV, und Wilfried Brede, ServiceTeam Alsfeld, Hessen

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