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Das 1x1 einer erfolgreichen Besamung

Lesezeit: 7 Minuten

Neue Verordnungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis zwingen dazu, am Deckmanagement laufend zu feilen. Hier die 13 aktuellsten Tipps für die Praxis.


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Erfolgreiches Deckmanagement beginnt bereits beim lückenlosen Einhalten der Kühlkette für das Ebersperma und endet bei einer sorgfältigen, aussagekräftigen Dokumentation. Viele Empfehlungen zum Besamungsmanagement ändern sich im Laufe der Jahre. Neue Forschungsergebnisse und praktische Erfahrungen im Stall liefern dazu die Impulse.


Aber auch gesetzliche Vorgaben wie das Magdeburger Urteil und die Überarbeitung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung machen ein Umdenken erforderlich. Wenn die Sauen nur noch kurze Zeit im Deckstand fixiert werden dürfen, ändern sich dadurch auch viele bewährte Arbeitsabläufe im Deckstall. Die folgenden dreizehn Praxistipps helfen Ihnen, Ihr Deckmanagement auf den Prüfstand zu stellen und zu aktualisieren.


1. Flexible Aufstallung


Mehr Platz pro Sau und verkürzte Fixierungszeiten führen zur Entwicklung ganz neuer Aufstallungssysteme im Deckstall. Die abgesetzten Sauen sollen mehr Bewegungsfreiheit bekommen. Gleichzeitig müssen sie an den Belegtagen aber sicher fixiert werden können, damit die Befruchtung der Eizellen nicht gefährdet ist und das Stallpersonal nicht verletzt werden kann. Dafür eignen sich flexible Aufstallungen, die den frisch abgesetzten Tieren mehr Bewegung und direkten Eberkontakt ermöglichen, an den Besamungstagen aber auf eine erweiterte Kastenstandbreite verkleinert werden können. Eine Besamung in der Gruppenbucht kommt nach bisherigen Erfahrungen allenfalls für Jungsauen und Erstlinge infrage.


2. Kühlkette einhalten


Bei der Spermaübergabe darf die Kühlkette nicht unterbrochen werden. Gleichzeitig muss aufgrund des Infektionsschutzes die Schwarz-Weiß-Trennung des Betriebes eingehalten werden. Ideal für den Spermaempfang sind Kühlboxen oder -schränke, die in der Hygieneschleuse aufgestellt werden und über eine Außentür für den Schwarz- und eine Innentür für den Weißbereich verfügen. Gut geeignet sind auch Kühlschränke bzw. -boxen, die auf einer Drehplatte stehen. Die GFS bietet zudem als kostenlosen Service an, eine SMS auf Ihr Handy zu schicken, wenn der Kurier das Sperma in der Kühlbox deponiert hat.


3. Temperatur überwachen


Das Ebersperma sollte bei 16 bis 18 °C. gelagert werden. Schalten Sie die Box bzw. den Kühlschrank mindestens eine Stunde vor der Spermalieferung ein, damit die Solltemperatur rechtzeitig erreicht wird. Zudem muss die Box groß genug sein, damit die Spermaportionen gleichmäßig von temperierter Luft umströmt werden können. Die Tuben sollten nicht zu dicht liegen.


Kontrollieren Sie hin und wieder den Temperaturverlauf im Kühlschrank mit einem Datenlogger. Bei der GFS können Sie Datenlogger für zwei Wochen ausleihen und anschließend auslesen lassen.


4. Rechtzeitig stimulieren


Gönnen Sie den Sauen am Tag des Absetzens eine Pause. Gleich am folgenden Tag sollten Sie jedoch mit der Stimulation beginnen. Denn neuere Untersuchungen zeigen, dass einige Sauen bereits im Abferkelstall rauschen. Lassen Sie dazu zweimal täglich für einige Minuten die Sucheber vor den Sauen laufen. Wichtig ist, dass die Sucheber von außen kommen oder weit entfernt von den güsten Sauen stehen. Denn sonst lässt die Reizwirkung schnell nach. Notfalls kann man auch nachträglich mit Kunststoffwänden eine Eberbucht vom übrigen Deckstall abtrennen.


5. Ideal ist ein „Ebermix“


Arbeiten Sie mit mindestens zwei Suchebern. Denn nicht jede Sau mag jeden Eber. Ab 20 bis 30 Sauen pro Absetzgruppe lohnen sich auch drei Eber. Ideal ist ein Ebermix aus jung und alt. Alte Eber riechen stärker und stimulieren die Sauen auf diese Weise gut, junge Eber bringen dafür mehr Temperament mit. Fixieren Sie jeweils einen Eber mithilfe schwenkbarer Ebertüren, die sich bequem und sicher von hinten bedienen lassen, vor drei bis sechs Sauen – je nachdem, wie breit die einzelnen Deckstände sind.


6. Gekühlt bis in den Stall


Wichtig ist, dass die Kühlkette bis in den Stall reicht. Für den Spermatransport in den Stall eignen sich Styroporboxen, die Sie auf dem Besamungswagen abstellen. Achten Sie darauf, dass die Box groß genug ist, um unnötige Lauferei zu vermeiden. Beim Drei-Wochen-Rhythmus und 50er Sauengruppen sollten in der Box mindestens 50 Spermatuben Platz finden.


Markieren Sie Spermaportionen, die nicht benötigt wurden und zurück in den Kühlschrank wandern, deutlich mit einem Strich. Dieses Sperma sollte beim nächsten Besamen als Erstes verbraucht werden.


7. Immer alles dabei


Mit einem Besamungswagen – egal, ob gekauft oder selbst gebaut – haben Sie stets alles griffbereit. Dazu gehören verschiedene Pipetten für Jung- und Altsauen, Zellstoff zum Reinigen der Vulva, Einweghandschuhe, ein Müllbeutel, Gleitgel, Viehzeichenstifte bzw. Viehzeichensprays und eine ausreichend große Styroporbox zum Transportieren des Eberspermas. Für die Dokumentation der Besamung benötigen Sie ein Klemmbrett, falls Sie mit einer Belegliste arbeiten oder Sauenplanerkarten bzw. ein mobiles Terminal zur Dokumentation der Besamung.


Achten Sie darauf, dass der Besamungswagen nicht zu breit ist, damit er durch alle Gänge passt. Zudem sollte er über ausreichend große Vollgummiräder verfügen, damit er mühelos über die Spalten geschoben werden kann.


8. Behutsam anrüsten


Nähern Sie sich den Sauen behutsam, damit sie nicht erschrecken. Das könnte die Duldungsbereitschaft vermindern. Sobald der Sucheber Schnauzenkontakt mit der Sau hatte, sprechen Sie die Sau an und streichen Sie mit einem Besamungsbügel entlang der Flanken. Um die Duldung zu testen, führen Sie dann den Flankengriff aus. Steht die Sau, legen Sie den Besamungsbügel auf.


9. Scham reinigen


Vor dem Einführen der Pipette reinigen Sie die äußere Scham der Sau mit einem trockenen Zellstofftuch. Eine nasse Reinigung der Scham würde zu lange dauern. Und feuchte Tücher können zu viel Schmutz lösen und die Gefahr eines Keimeintrags erhöhen. Verwenden Sie hellen Zellstoff, um Verletzungen und Ausfluss besser erkennen zu können.


10. Pipette einführen


Verwenden Sie nur umhüllte Pipetten, um die Gefahr eines Keimeintrags zu reduzieren. Lassen Sie die Pipetten bis kurz vor ihrem Einsatz in der Tüte, in der sie geliefert wurden. Berühren Sie die Schutzfolie beim Herausnehmen auf keinen Fall im vorderen Bereich. Dadurch könnte dort eine Besiedelung mit Keimen entstehen.


Führen Sie dann die Pipette mitsamt Schutzfolie 10 cm tief in die Scheide ein – am besten schräg von unten, damit Sie nicht in der Harnröhre landet. Halten Sie die Folie mit der anderen Hand fest, durchstoßen Sie mit dem Pipettenkopf die Folie und schieben Sie die Pipette anschließend bis über den ersten Widerstand bis zum Gebärmutterhals vor. Die Pipette ist richtig positioniert, wenn Sie beim vorsichtigen Zurückziehen der Pipette einen leichten Widerstand spüren.


11. Tuben an die leine


Die Sau sollte das Sperma am besten selbstständig aus der Tube „saugen“. Hängen Sie die Besamungstube dazu an eine Besamungsleine, die hinten über den Sauen gespannt ist. Vorteil: Die Sau kann sich in der Besamungsbucht problemlos vor- und zurückbewegen, ohne dass Zugkräfte auf die Pipette wirken. Wichtig: Die Klammern müssen kräftig genug sein, damit sich die Tuben nicht lösen.


12. Tube belüften


Wenn sich die Tube zu 70 bis 80 % geleert hat, läuft das Sperma schlechter ab, weil das Vakuum in der Tube zu groß wird. Stechen Sie deshalb mit einer feinen Injektionsnadel ein kleines Loch in den oberen Teil der Tube, um das Vakuum zu reduzieren.


Entfernen Sie die Pipette nicht zu früh aus der Sau, sonst könnte wertvolles Sperma zurückfließen. Ziehen Sie die Pipette vorsichtig nach unten aus der Scheide – am besten unter leichter Drehbewegung, damit es den Sauen keine Schmerzen bereitet.


Kontrollieren Sie anschließend den Pipettenkopf. Ist er sauber bzw. erkennt man nur klaren Schleim? Oder befinden sich Blutreste, eitriger Schleim bzw. Kalkstippen auf dem Pipettenkopf? Wenn ja, dann sollten Sie vom Tierarzt einen Abstrich entnehmen lassen.


13. Gut dokumentieren


Sind alle Besamungen abgeschlossen, beginnen Sie mit der Dokumentation. Notieren Sie auf der Sauenkarte oder im Belegregister das Datum, den eingesetzten Eber, Duldungsbeginn und -ende sowie Kommentare. Vermerken Sie hier auch die Auffälligkeiten wie Blut und Ausfluss. Das ist wichtig für die Umrauschkontrolle.


Für den Ebernachweis können Sie das Etikett der Spermatube auf die Sauenkarte bzw. den Belegplan kleben. Alternativ können Sie die Daten auch mit einem mobilen Terminal Ihres Sauenplaners direkt im Stall erfassen.


henning.lehnert@topagrar.com


Unsere Autoren


Philip-André Stork-Bohmann und Gerd Vahrenhorst, GFS Ascheberg,


Nordrhein-Westfalen

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