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Der VzF setzt auf Datenvernetzung

Lesezeit: 5 Minuten

Der VzF in Uelzen startet mit einem neuen Beratungstool, bei dem alle vom Betrieb verfügbaren Daten und Auswertungen stufenübergreifend miteinander vernetzt werden. top agrar zeigt, welche Vorteile das bietet.


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Also doch! Der Eindruck, den Mäster Tobias Hagedorn (Name geändert) in den letzten Wochen gewonnen hatte, bestätigte sich: Die Auswertungen des Mastplaners belegten schwarz auf weiß, dass sich die Zunahmen seiner Mastschweine etwas verschlechtert hatten. Statt der inzwischen für Hagedorns Schweine üblichen 880 g Tageszunahmen erreichten die Tiere zurzeit nur 840 g! Es traten außerdem mehr Kümmerer auf, und einige Tiere litten unter Durchfall.


Doch woran lag es? Das Futter konnte es nicht sein, denn der Landwirt bezog das Futter über die VzF-Einkaufsgemeinschaft. Und von der wurden regelmäßig Proben gezogen und untersucht. Hagedorn nahm daraufhin nach dem Reinigen der Abteile die Tränken und die Wasserqualität unter die Lupe.


Bis auf einen defekten Tränkenippel, den er sofort austauschte, konnte der Landwirt jedoch keine Mängel entdecken. Die Durchflussraten waren in Ordnung, und auch die Wasserqualität passte, seitdem er die Tränkeleitungen regelmäßig alkalisch reinigte und das Wasser leicht ansäuerte.


Daten intelligent verknüpfen:

Nachdem auch ein Lüftungscheck, den er für die Initiative Tierwohl ohnehin durchführen musste, keine Hinweise lieferte, wandte sich der 38-jährige Landwirt hilfesuchend an seinen VzF-Berater.


Gemeinsam forschten beide dann in der neuen Datenbank „VzF-Professional“ nach den Ursachen des Leistungsabfalls. In diesem neuen Beratungsin-strument laufen seit Kurzem alle für den Betrieb verfügbaren Daten zusammen. Dazu gehören unter anderem die Auswertungen des Mastplaners, die Daten aus dem Fütterungsrechner, der Vermarktung und der Fleischbeschau sowie die Bündler-Daten zur Qualität und Sicherheit (QS), Salmonellen, Antibiotika und zum Tierwohl.


Der Blick in die Schlachtbefunde zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Lag es womöglich an der Ferkelqualität? Brachten die Ferkel das Problem mit? Die Recherche in der VzF-Datenbank für die Fakturierung ergab, dass der Ferkelerzeuger – ebenfalls ein VzF-Betrieb – zur gleichen Zeit noch zwei andere Mäster beliefert hatte. Und die waren mit den Ferkeln bestens klargekommen. An den Ferkeln konnte es demnach also auch nicht liegen.


Der Blick in die Salmonellendaten offenbarte schließlich, dass sich der Betrieb schon längere Zeit in Kategorie II befindet und jederzeit in Kategorie III abzurutschen drohte. Außerdem war der Therapieindex leicht erhöht.


Der Berater knöpfte sich daraufhin die Protokolle der letzten QS-Audits vor. Und siehe da: Bei der Schadnagerbekämpfung war Hagedorn in letzter zeit etwas nachlässig geworden. Auch die Fliegen hatte er nicht mehr so konsequent bekämpft, weil ihm die Zeit fehlte, seitdem der Vater nicht mehr im Stall mithelfen konnte.


Hinzu kam, dass Tobias Hagedorn ein Desinfektionmittel einsetzte, dass er bei der Genossenschaft im Angebot gekauft hatte, das laut DVG-Liste aber gar nicht salmonellenwirksam ist. Gemeinsam mit seinem Berater schnürte Tobias Hagedorn deshalb ein ganzes Paket von Maßnahmen, um den Mastschweinen des nächsten Durchgangs wieder die besten Voraussetzungen zu bieten.


Ganzheitlich betrachten:

„Solche stufenübergreifenden und ganzheitlichen Auswertungen sind jedoch nur möglich, wenn man alle in den Betrieben und in der Beratung anfallenden Daten intelligent miteinander verknüpft“, ist Dr. Stephan Welp überzeugt. Dabei hat der VzF aufgrund seiner engen Verbindung zum Bundeshybridzuchtprogramm sogar Zugriff auf die Jungsauen- und Vermehrerdaten. Welp koordiniert das neue, datenbankbasierte Informationssystem des VzF.


Dr. Welp ist überzeugt, dass es kaum noch einfache Ursache-Wirkung-Zusammenhänge gibt. An der Entstehung der meisten Erkrankungen und Probleme seien mehrere Ursachen gleichzeitig beteiligt, die untereinander zudem in Wechselwirkung stehen – auch wenn es häufig nur kleine Schrauben sind, an denen gedreht werden muss. „Deshalb ist es wichtig, alle zur Verfügung stehenden Informationen in einem datenbankbasierten Informationssystem zusammenzuführen, das wir dann für die einzelbetriebliche Beratung nutzen können“, ist Dr. Welp überzeugt.


Im Informationssystem „VzF-Professional“, das von der„maisGmbH“ in Leipzig programmiert wird, fließen Daten aus fünf Bereichen ein (siehe Infografik links):


  • Im Bereich „Beratung“ werden die Daten des db.Sauenplaners, des VzF-Mastplaners, die ökonomischen Auswertungen des db.Plus, Fütterungsdaten und Managementkonzepte erfasst.
  • Aus der „Vermarktung“ fließen die Schlacht- und Befunddaten, die Gesundheitsdaten sowie die Abrechnungsdaten (Fakturierung) ein. Außerdem werden hier die Informationen zum Jungsauenbezug und zur Logistik berücksichtigt.
  • Über die Schnittstelle „Bündler“ werden die QS- und Salmonellendaten sowie die Antibiotika- und Tierwohldaten in das Informationssystem eingespeist.
  • Im Bereich „Integrierte Tierärztliche Bestandsbetreuung“ (ITBS) werden Daten zum Impf-, Hygiene- und Gesundheitsmanagement berücksichtigt.
  • Und in die Sparte „Projekte“ fließen Informationen aus speziellen VzF-Projektaktivitäten ein, z.B. zu den Themen Kannibalismus, Tierwohlindikatoren, Hygiene, Antibiotika-Reduktion oder sonstigen Innovationen.


Beratungstool ab Sommer:

Organisiert und verwaltet wird die vernetzte Datenbank durch den VzF. Jeder Schweinehalter hat Zugriff auf seine Daten und kann entscheiden, wer darüber hinaus mit den Daten arbeiten darf. Der Landwirt wird die Daten zunächst mit seinem eigenen Produktionsberater diskutieren. Darüber hinaus können dann noch weitere Spezialisten eingebunden werden wie z.B. der Tierarzt, der Lüftungs- oder der Fütterungsberater oder der Jungsauenlieferant.


Der Startschuss für „VzF-Professional“ fiel im November zur letzten EuroTier. Im Moment werden die Auswertungsmöglichkeiten in ausgewählten Betrieben getestet. „Mit dem Beginn des neuen Wirtschaftsjahres 2017/18 soll das neue Tool dann routinemäßig in der VzF-Beratung eingesetzt werden“, kündigt Dr. Welp an. Abgerechnet wird wie bei anderen VzF-Beratungsleistungen auf Stundenbasis. Zurzeit beschränkt sich die Anwendung noch auf VzF-Betriebe, die den db.Sauenplaner bzw. den VzF-Mastplaner nutzen und ihre Schlachtabrechnung von der „mais GmbH“ auswerten lassen. „Künftig wollen wir uns jedoch auch für andere Anwender öffnen und unseren Service bundesweit anbieten“, stellt Dr. Welp klar. Ziel sei es, noch zeitnaher Auswertungen vorzunehmen und irgendwann auch einzeltierbezogene Empfehlungen zu geben. Henning Lehnert

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