Der öffentliche Druck auf die Tierhalter hält unvermindert an. Vor allem den Schweinehaltern fehlt weiter jegliche Planungssicherheit. Die Parteien sprechen sich für mehr Tierwohl aus. Es bleibt jedoch die große Frage, wie der Kurswechsel finanziert werden soll.
Der Präsident des Thünen-Instituts, Prof. Folkhard Isermeyer, glaubt nicht, dass der Markt die Wende bringt, weil die meisten Verbraucher auch künftig preisorientiert einkaufen werden. Isermeyer sieht zwei Alternativen:
- Die Finanzierung einer „neuen Tierhaltung“ könnte mithilfe einer Abgabe oder einer Steuer auf Fleischprodukte gestemmt werden. Solch ein Modell müsste aber vom Bundestag beschlossen werden. Isermeyer geht davon aus, dass weit mehr als 1 Mrd. € pro Jahr nötig sind, um die Tierhaltung so umzubauen, wie Gesellschaft und Wissenschaft es fordern. Die genaue Höhe des Betrages hängt letztlich aber davon ab, welche Tierarten man einbezieht und welches Tierwohlniveau angestrebt wird. Laut Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik würden die Verbraucherpreise für tierische Produkte bei einem „Steuermodell“ um insgesamt 3 bis 6% ansteigen.
- Sollte sich die Abgabe auf Fleisch politisch vorerst nicht durchsetzen lassen, muss der Gesetzgeber in der neuen Legislaturperiode klären, welche Rolle die Initiative Tierwohl (ITW) in der Nutztierhaltungsstrategie künftig spielen soll. Isermeyer hält sie für den einzigen Ansatz mit echter Breitenwirkung, den es auszubauen gilt.
Der Experte plädiert außerdem dafür, dass man sich bis Ende 2018 einig sein sollte, wie der Stall der Zukunft aussehen könnte. Mehrere solcher Musterställe könnten dann mit staatlicher Förderung gebaut werden, wofür u.U. auch baurechtliche Ausnahmegenehmigungen nötig wären. Isermeyer mahnt zur Eile, denn nur unter Praxisbedingungen könne man die Handhabbarkeit, die Kosten und die Emissionen real messen.