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Die höchsten Schweinepreise werden in NRW gezahlt

Lesezeit: 7 Minuten

Der Deutsche Bauernverband hat den Schlachtschweine-Vermarktern erneut auf die Finger geschaut. Wir haben mit Christa Niemann diskutiert, wer am besten zahlt.


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top agrar: Das Ergebnis des vierten Vermarktungswege-Vergleichs des Deutschen Bauernverbandes (DBV) liegt auf dem Tisch. Welcher Vermarktungsweg für Schlachtschweine war im vergangenen Jahr am lukrativsten?


Niemann: Mäster, die ihre Schweine über die AutoFOM-Schienen von Tönnies, der FVG Gelsenkirchen oder der Westfleisch vermarktet haben, konnten die höchsten Erlöse für sich verbuchen. Die schlechtesten Karten hatten wieder einmal Mäster, deren Vermarkter bei Vogler in Luckau schlachten ließen. Zur vergleichsweise ungünstigen Maske kommen hier die extrem hohen Vorkosten erlösmindernd hinzu.


Auffallend ist, dass sich die Spanne der Vergleichswerte (siehe Kasten) bei fast allen Vermarktungswegen gegenüber den Vorjahren deutlich verringert hat. Mit anderen Worten: Es gibt weniger Ausreißer bzw. weniger Betriebe, die mit extrem hohen Vorkosten oder Ähnlichem belastet wurden. Das ist sicherlich auch ein Erfolg der Auswertungen und Vermarktungs-Beratungen der vergangenen Jahre.


Interessant ist zudem, dass die vordersten Plätze des Erlös-Rankings von nord­rhein-westfälischen Vermarktungswegen be­legt werden. Offensichtlich bietet man den Mästern hier bessere Konditionen.


top agrar: In der Vergangenheit wurde kritisiert, dass der DBV bei seinem Vergleich nur mit einem Standard-Tiermaterial für alle Schlachthöfe arbeitet. Haben Sie die Kritik aufgegriffen?


Niemann: Die Kritik war berechtigt. Da jeder Schlachthof andere Qualitäten bevorzugt und honoriert, sollte auch mit individuellen Maskenwerten gerechnet werden. Das setzt jedoch eine ausreichende Datendichte voraus.


Seit Ende 2008 liegen zu sehr vielen AutoFOM-Abrechnungen auch die Daten der Wiegeliste vor. Dadurch ist es uns möglich, für die AutoFOM-Klassifizierung Schlachthof-individuelle Maskenwerte zu berechnen. Bei der FOM-Klassifizierung reicht die Datendichte zurzeit leider noch nicht aus. Um auch hier zu noch aussagekräftigeren Ergebnissen zu kommen, appelliere ich an alle Mäster mit FOM-Vermarktung, sich am DBV-Vermarktungswege-Vergleich aktiv zu beteiligen!


top agrar: Reicht es, den Vermarktungspartner allein aufgrund des berechneten Vergleichswertes auszuwählen?


Niemann: Auf keinen Fall! Der Vergleichswert kann nur einen groben Überblick verschaffen. Um die Reserven der eigenen Vermarktung auszuloten, sind individuelle Auswertungen für jeden Betrieb erforderlich. Denn erstens wenden viele Vermarkter nebeneinander mehrere Abrechnungsmasken an. Und zweitens entscheiden neben der Abrechnungsmaske und dem Basispreis auch die Zuschläge und die Vorkosten darüber, wie hoch der individuelle Vergleichswert ausfällt.


Die Streubreite innerhalb eines Vermarktungsweges ist oftmals deutlich größer als die Differenzen zwischen zwei Vermarktern. Der Vergleichswert, der in der Übersicht (siehe Kasten) als rotes Dreieck gekennzeichnet ist, gibt nur jeweils den Mittelwert an. Die Breite des grünen bzw. gelben Balkens zeigt jedoch an, wie groß die Erlösspanne zwischen den Betrieben ist, die an ein und denselben Schlachthof geliefert haben. Wo der einzelne Betrieb steht, erfährt er erst im Rahmen einer Einzelauswertung.


top agrar: Wo verschenken die Mäster bei der Vermarktung ihrer Schweine das meiste Geld?


Niemann: Meist liegt das Problem im Betrieb selbst. Die Sortierverluste sind zu hoch. Etliche Mäster verkaufen bis zu einem Drittel ihrer Schweine über oder unter dem optimalen Mastendgewicht. Wobei in der Regel eher zu schwer als zu leicht verkauft wird.


Viele Landwirte denken in diesem Punkt einfach nicht kaufmännisch. Schwere Tiere erzielen zwar absolut gesehen einen höheren Ertrag. Der Erlös je Kilogramm Schlachtgewicht geht bei diesem Verhalten jedoch in den Keller. Außerdem verschlechtert sich die Futterverwertung mit zunehmendem Gewicht. Oftmals deckt der zusätzliche Erlös dann nicht mehr die höheren Kosten.


Zudem darf man den Einfluss auf die Umtriebe nicht unterschätzen. Verlängert sich die Mast um zehn Tage, fehlen immerhin 0,22 Umtriebe pro Jahr.


top agrar: Von welchen Kriterien wird das optimale Mastendgewicht bestimmt?


Niemann: Das optimale Mast-endgewicht muss betriebsindividuell bestimmt werden. Dabei gilt es, das Tiermaterial, das Fütterungsregime und die Abrechnungsmaske zu berücksichtigen.


Die Herkunft bestimmt zum Beispiel das Fleischbildungsvermögen der Tiere. Hochprozenter sollten tendenziell leichter verkauft werden als Schweine mit niedrigem Muskelfleischanteil. Und Mastschweine dänischer Herkunft verkauft man besser nicht zu schwer, wenn die Futtermenge am Ende der Mast nicht entsprechend reduziert werden kann.


Auch das Klassifizierungsverfahren hat einen entscheidenden Einfluss. Bei der Vermarktung nach FOM ist der Spielraum für das optimale Mastendgewicht größer als bei AutoFOM. Bei FOM sollten die weiblichen Schweine zudem etwas schwerer verkauft werden als die Börge. Denn die Börge neigen eher zum Verfetten. Und bei FOM wirkt sich die höhere Fettauflage viel gravierender aus als ein niedriges Fleischmaß. Bei AutoFOM hingegen müssen die Börge schwerer verkauft werden.


Oftmals bevorteilen die FOM-Masken bestimmte Gewichtsbereiche. Einige Masken honorieren Tiere zwischen 82 und 100 kg Schlachtgewicht (SG), andere Schweine mit 86 bis 106 kg SG. Herkünfte, die im hohen Gewichtsbereich leicht verfetten, sollte man daher besser nicht über eine Maske verkaufen, die sehr schwere Schweine bevorteilt. Und im Gegenzug sollten Hochprozenter nicht über Masken abgerechnet werden, die den hohen Muskelfleischanteil nur ungenügend honorieren.


top agrar: An welchen Schrauben müssen Mäster drehen, die ihre Sortierverluste reduzieren wollen?


Niemann: Zunächst einmal ist es wichtig, den Verkauf rechtzeitig zu planen. Denn in der Regel erfolgt der erste Verkauf zu spät, weil die Tiere noch gar nicht so schwer aussehen. Und das wirkt sich auch auf die folgenden Verkaufstermine aus. Um den Überblick zu behalten, sollte man den frühest möglichen Verkaufstermin eines Abteils daher rechtzeitig auf der Abteiltür bzw. -wand vermerken.


Durch regelmäßiges Probewiegen lässt sich feststellen, wann die ersten Tiere das angestrebte Endgewicht erreicht haben. Um das Schätzvermögen zu schulen, reicht es, ein bis zwei Tiere zu wiegen und das Gewicht auf dem Rücken der Tiere zu notieren.


Eine Einzeltierwaage, die sich notfalls auch von einer Person allein bedienen lässt und durch alle Gänge passt, wird sich schnell bezahlt machen. Schafft man es z. B., den Anteil übergewichtiger Tiere von 30 auf 15 % zu reduzieren, lassen sich bei 3 000 verkauften Tieren in einem Jahr locker 2 500 bis 3 000 € Sortierverluste sparen.


top agrar: Worauf sollten Mäster beim Verkauf ihrer Tiere noch achten?


Niemann: Um die Ausschlachtung kontrollieren zu können, müssen die Schweine vor dem Verladen unbedingt lebend gewogen werden. Beim Verkauf werden die Tiere dann gut lesbar mit dem Schlagstempel gekennzeichnet und sorgfältig gezählt. Stückzahl und Lebend-gewicht werden abschließend auf dem Lieferschein vermerkt, möglichst zusammen mit Hinweisen zur Abrechnungsmaske, die mit dem Vermarkter vereinbart wurde.


Nach der Schlachtung sollte jeder Mäster umgehend Stückzahl und Ausschlachtung kontrollieren. Sobald die Abrechnung vorliegt, müssen dann der vereinbarte Basispreis und die Vorkosten kontrolliert werden. Dabei sollten die Landwirte auch kontrollieren, ob die ausgehandelte Abrechnungsmaske tatsächlich angewendet wurde.


Bei den Vorkosten ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Denn hier gibt es unzählige Möglichkeiten, dem Mäster das Geld aus der Tasche zu ziehen. Im letzten Frühjahr nach dem gerichtlich erzwungenen Wegfall des CMA-Beitrags haben sogar einige Vermarkter versucht, die 0,51 € als „Vermarktungsaufwand“ deklariert, unverändert einzukassieren.


top agrar: Welchen Service kann der DBV mit seinem Vermarktungswege-Vergleich darüber hinaus bieten?


Niemann: Um das eigene Vermarktungsmanagement verfeinern zu können, ist eine betriebsindividuelle Analyse nötig. Mäster, die sich am Vermarktungswege-Vergleich des DBV beteiligen, bekommen für 80 € Jahresbeitrag eine detaillierte Auswertung der eigenen Vermarktungs-Alternativen. Für einen Jahresbeitrag von 200 € werden zusätzlich für jeden Betrieb das optimale Mastendgewicht und die Sortierverluste errechnet. Und für 250 € pro Jahr analysiert der DBV Abrechnungen und Einzeltiere. Werden bei der Analyse Fütterungsfehler aufgedeckt, z. B. eine zu geringe Eiweißmenge in bestimmten Mastabschnitten, so wird der Mäster auch darüber unverzüglich informiert.


top agrar: Derzeit werden in Kulmbach neue Schätzformeln für den Muskelfleischanteil erarbeitet. Worauf müssen sich Mäster 2010 einstellen?


Niemann: Aufgrund der neuen Schätzformeln wird es im nächsten Jahr viele neue Masken geben. Das bringt Unruhe in den Markt. Denn erfahrungsgemäß dauert es einige Monate, bis die Mäster ihr Sortierverhalten auf die neuen Masken eingestellt haben.


Für einige Vermarkter ist diese Zeit der Unsicherheit eine willkommene Gelegenheit, den Erlös der Mäster durch Gewichts- und Qualitätsabzüge zu schmälern. Dem kann man nur durch eine intensive Auswertung der Schlachtabrechnungen entgegenwirken. Der Vermarktungswege-Vergleich des DBV wird deshalb im nächsten Jahr wichtiger sein denn je. Langjährige Teilnehmer und Mäster, die sich jetzt für den DBV-Preisvergleich anmelden (Tel.: 02 51/4 17 51 50), werden nach der Maskenumstellung bevorzugt beraten.


Das Interview führte top agrar-Redakteur Henning Lehnert.

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