Herr Michelberger, wie stehen die Landwirte in Süddeutschland zum Thema Jungebermast?
Michelberger: Viele Landwirte sehen die Jungebermast nach wie vor kritisch. Das hängt unter anderem mit den betrieblichen Strukturen und den speziellen Absatzwegen im Süden zusammen. Hinzu kommt, dass bislang nur sehr wenige süddeutsche Landwirte Erfahrungen mit der Mast von Jungebern gesammelt haben.
Einige Lebensmittelhändler nehmen bereits ab Januar 2017 nur noch Fleisch von unkastrierten Tieren ab. Können Sie alle Kundenwünsche erfüllen?
Michelberger: Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Bereits seit Anfang dieses Jahres läuft bei der Müller-Gruppe ein Projekt, bei dem wir Landwirten, die auf die Jungebermast umstellen, ein attraktives Beratungs- und Vermarktungspaket anbieten. Wir suchen nach wie vor dringend Jungeber-mäster!
Wie sieht das „Vorteilspaket“ für die Landwirte aus?
Michelberger: Wir bieten interessierten Landwirten eine Abrechnungsmaske für Jungeber mit erweitertem Gewichtskorridor an. Der Optimalbereich liegt zwischen 80 und 104 kg Schlachtgewicht. Darüber hinaus bezahlen wir einen festen Regionalzuschlag.
Bieten Sie den Landwirten auch Unterstützung in der Produktion an?
Michelberger: Ja. Zum einen haben wir in diesem Jahr einen kostenlosen Einführungslehrgang „Jung-ebermast“ an der LSZ Boxberg angeboten. Zum anderen organisieren wir beratende Unterstützung in der Mast. Dieses „Jungeberpaket“ wollen wir auch 2017 beibehalten.
Eine Alternative zur Jung-ebermast ist die Betäubung mit Isofluran. Wie stehen Sie dazu?
Michelberger: Falls es bis zum 1. Januar 2019 keine weiteren Alternativen, wie z.B. eine vom Landwirt selbst durchführbare Lokal-anästhesie bei der Kastration gibt, favorisieren wir neben der Jungebermast die Betäubung mit Isofluran. Die Müller-Gruppe fördert und unterstützt deshalb repräsentative und wissenschaftlich begleitete Praxistests im Süden zur Umsetzung der Betäubung mit Isofluran in Kombination mit dem Schmerzmittel Metacam.
Ist Improvac eine weitere Alternative für Ihr Haus?
Michelberger: Aus Sicht der Müller-Gruppe ist die Impfung gegen Ebergeruch derzeit weder eine wirtschaftlich sinnvolle noch gegenüber unseren Abnehmern und dem Verbraucher kommunizierbare Alternative.-ar-