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„Die Seuche wird verwaltet statt bekämpft“

Lesezeit: 3 Minuten

Frank Tiggemann hat das Gut Klessin im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland 1998 als Volkseigenes Gut übernommen. Aufgrund der Gesundlage, weil es nach der Wende kaum noch Schweine in der Region gab, hat er es zu einem Gemischtbetrieb mit Jungsauenvermehrung (1800 Stammsauen) eigener Aufzucht, Putenmast mit 18000 Plätzen, Biogaserzeugung und 2800 ha Ackerland ausgebaut.


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Seit Anfang Oktober 2020 liegen seine Schweineställe jedoch im Gefährdeten Gebiet und in der Weißen Zone des Landkreises. „Unser Glück war, dass wir bereits im April letzten Jahres mit den freiwilligen ASP-Statusuntersuchungen begonnen haben. Dadurch erhielten wir noch vor dem ersten Seuchenfall den Status „ASP-frei“ und blieben lieferfähig, als unsere Standorte ins Gefährdete Gebiet rutschten“, berichtet der 48-Jährige. Um flexibler vermarkten zu können, entschied er sich dennoch, ein Viertel der Sauen mit Endstufenebern zu belegen und die Läufer selbst auszumästen.


„Die Jungsauen kann ich zwar zum normalen Preis vermarkten. Bei den Mastschweinen, die jetzt zum Schlachten nach Schleswig-Holstein transportiert werden müssen, fehlen mir jedoch zwischen 20 und 25 € pro Tier“, so Tiggemann. Denn die Transportkosten haben sich durch die ASP auf 10 € verdoppelt. Außerdem müssen die Innereien von Schweinen aus Gefährdeten Gebieten laut EU-Vorgabe separat erfasst werden. Für den Mehraufwand, zahlt das Schlachtunternehmen keine Zuschläge mehr, sondern zieht von der VEZG-Notierung sogar 10 ct/kg SG ab.


„Alles, was meinen 120000 €-Selbstbehalt übersteigt, übernimmt bisher dank unseres ASP-Status zwar noch die Ertragsschadensversicherung. Aber nur bis zum 30. September, denn dann läuft der einjährige Haftungszeitraum aus“, schildert Tiggemann sein Dilemma.


Deshalb beobachtet er mit großer Sorge, dass der Landkreis das Seuchengeschehen offensichtlich nicht in den Griff bekommt. „Wir haben den Eindruck, dass die Behörden die Seuche verwalten, anstatt sie effektiv zu bekämpfen“, lautet sein Vorwurf.


Der Zaunbau dauere viel zu lange, die Kreisbehörden agieren unkoordiniert und für die Entnahme der Wildschweine in den Weißen Gebieten fehle ein schlüssiges Gesamtkonzept, kritisiert Frank Tiggemann.


Mit Sorge beobachtet er auch die vielen privaten Kleinsthaltungen in der Region. „Viele Haushalte halten privat ein bis zwei Schweine. Den Besitzern ist die ASP-Gefahr, die von ihnen ausgeht, gar nicht bewusst“, befürchtet Frank Tiggemann. Kein Verständnis hat er auch dafür, dass es immer noch Outdoorhaltung in Brandenburg gibt. Schließlich besteht für diese Betriebe durch Greifvögel oder Krähen ein besonders hohes ASP-Eintragsrisiko.


Er selbst hat seine Bestände durch doppelte Zäune, Desinfektionstore für den Fahrzeugverkehr, striktes Einduschen und zusätzliche UV-Desinfektionsschleusen für Stückgüter und Kleinteile zwar bestmöglich geschützt.


Wenn die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in der Region endemisch werde, sei sein Standort nicht mehr zu halten, weil er dann nicht mehr uneingeschränkt lieferfähig wäre, befürchtet der Landwirt. „Und wenn wir die ASP erst einmal in den Hausschweinebeständen haben, dann ist nicht nur hier Feierabend, sondern es kommen auf alle deutschen Schweinehalter schwere Zeiten zu“, ist Tiggemann überzeugt.

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