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topplus Reportage

Eintrag über Mäusekot

Lesezeit: 5 Minuten

Dr. Stefan Wesselmann aus Hohenlohe empfiehlt die Ileitisimpfung bereits bei Saugferkeln im Alter von vierzehn Tagen. So wird die Darmschleimhaut von Anfang an gesund erhalten.


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Ferkelerzeuger Peter Kerbel (Name geändert) aus Hohenlohe nimmt es mit der Hygiene in seinem Betrieb genau, sehr genau. Abferkel-, Warte- und Maststall seines teilgeschlossenen Systems mit 420 produktiven Sauen sind strikt voneinander getrennt, die Treibewege überschneiden sich nicht, und es wird kein Tier zurückgestallt. Zudem werden die Abteile penibel gereinigt und desinfiziert.


Der Lohn für diese Mühe sind stabil gute Leistungen. Kerbel setzt mit seinen BW-Hybridsauen im Schnitt 28,5 Ferkel pro Sau und Jahr ab, und die Ferkelverluste betragen etwa 13%. Die Mastleistung der selbst ausgemästeten Tiere liegt bei 850 g Tageszunahmen und einer Futterverwertung von 1:2,7.


Ferkel als Salmonellenquelle


Umso mehr schockte ihn der Anruf seines Mästers Karl Bittner (Name geändert), der bereits seit etlichen Jahren nur Ferkel von Kerbel bezieht. Bislang hatte es kaum Grund für Beanstandungen gegeben. Doch diesmal war Bittner sichtlich aufgebracht. Denn mit den letzten Schlachtpartien war der Mäster beim Salmonellenmonitoring in Kategorie III gerutscht.


Doch wo kamen die Salmonellen her? Alle Sockentupferproben, die Bitter in den Abteilen, auf den Gängen, in der Hygieneschleuse und im Futterlager gemeinsam mit seinem Tierarzt gezogen hatte, waren Salmonellen-negativ. Auch die Wischproben, die der Mäster auf den Fensterbänken und im Abluftschacht gewonnen hatte, lieferten keinen Hinweis.


Brachten womöglich Kerbels Ferkel die Salmonellen mit? Beide einigten sich darauf, bei der nächsten Ferkellieferung stichprobenartig Blutproben zu ziehen und auf dem Viehtransporter Sockentupferproben zu nehmen. Doch auch hier Fehlanzeige. Die Ferkel wiesen keine erhöhten Salmonellen-Antikörpertiter auf. Und auch in den Sockentupfern war nichts zu finden.


Mäuse an der Futterschnecke


Parallel dazu hatte Peter Kerbel von seinem Tierarzt Dr. Stefan Wesselmann auch in der eigenen Mast Sockentupfer- und Wischproben nehmen lassen, um sie auf Salmonellen zu untersuchen. Zu dem Zeitpunkt befand sich der Betrieb noch in Salmonellen-Kategorie I. Mit den nächsten Verkaufspartien rutschte jedoch auch Kerbel in Kategorie II ab. Hatte das Salmonellengeschehen also doch seinen Ursprung bei Kerbel? ▶


Tierarzt und Landwirt weiteten die Sockentupferproben daraufhin auf alle Abteile, Gänge und das Getreidelager aus. In der Ferkelaufzucht und im Futterlager wurden sie dann fündig, vor allem an den Übergabestellen der Futterschnecken. Hier entdeckten sie auch vereinzelt Mäusekot.


Infektion im Aufzuchtstall


Um das Geschehen weiter einzugrenzen, zog Dr. Wesselmann im Aufzuchtstall sowie in der Mittel- und Endmast bei den Schweinen Blutproben. Das Ergebnis: Nach dem Absetzen waren die Ferkel noch clean, am Ende der Aufzucht wiesen dann jedoch etliche Proben erhöhte Salmonellen-Antikörpertiter auf.


Peter Kerbel intensivierte daher die Hygienemaßnahmen, vor allem die Schadnagerbekämpfung. Auch die Reinigung und Desinfektion erfolgten daraufhin noch sorgfältiger, und für alle Abteile wurden separate Stiefel angeschafft. Zusätzlich mischte Kerbel ein Probiotikum ins Futter, das die Buttersäureproduktion im Darm der Tiere anregen und so den pH-Wert im Darm senken sollte.


„Der wichtigste und effektivste Schutz gegen Salmonellen ist jedoch eine stabile Darmgesundheit“, ist Dr. Wesselmann überzeugt. Der Grundstein dafür werde bereits in der Säugephase gelegt. „Denn wenn Clostridien, Kokzidien, E.coli-Bakterien oder Rotaviren schon hier die Darmschleimhaut angreifen, sind Minderleistungen vorprogrammiert“, so Wesselmann. Und das könne sich bis in die Mast auswirken.


Zudem ist der Darm das größte Immunorgan des Schweines. Hier befinden sich bis zu 80% aller Immunzellen des Körpers. Wenn die körpereigene Abwehr hier erst einmal angeschlagen sei, hätten Salmonellen und Co. leichtes Spiel.


Oft sind Lawsonien Wegbereiter für Folgekeime wie Salmonellen. Deshalb zog Wesselmann im Betrieb Kerbel in verschiedenen Altersgruppen Blutproben und ließ sie auf den Erreger untersuchen. Dabei zeigte sich, dass der Erreger im Bestand vorhanden war und sich die Ferkel am Ende der Flatdeckphase infizierten. Im gleichen Zeitraum, als auch die Salmonellenantikörper deutlich anstiegen.


Impfung rechzeitig setzen


Der Tierarzt riet dem Landwirt daher zur Ileitisimpfung. Sie wurde bereits im Abferkelstall durchgeführt, als sie etwa zwei bis drei Wochen alt waren.


„Das Problem ist, dass man den Erfolg der Ileitisimpfung nicht sofort sehen kann. Viele Landwirte werden dann ungeduldig“, weiß Dr. Wesselmann aus Erfahrung. Deshalb vereinbarten die beiden, so lange weiter zu impfen, bis die ersten zwei bis drei Durchgänge geschlachtet und ausgewertet worden waren.


Bis dahin gingen die Salmonellentiter bereits deutlich zurück. Peter Kerbel rückte wieder in Kategorie I auf. Nach Ablauf der Probe-Impfphase erreichten Kerbels Mastschweine zudem wieder 880 g Tageszunahmen und eine Futterverwertung von 1:2,7. „Die Salmonellen waren damit zwar nicht verschwunden, sie waren aber wieder beherrschbar“, so Dr. Wesselmann.


Impfung rechnet sich


„Fakt ist, dass sich Lawsonien inzwischen in nahezu jedem deutschen Schweinebestand nachweisen lassen und sie in mehr oder weniger jedem Betrieb Probleme bereiten“, bringt es Tierarzt Wesselmann auf den Punkt. Deshalb rät er seinen Kunden auch klar zur Impfung.


Wichtig ist seiner Meinung nach jedoch, früh genug damit zu beginnen, noch bevor der Darm ernsthaften Schaden nehmen kann. Deshalb impfen die meisten seiner Kunden die Tiere bereits im Saugferkelalter mit vierzehn Tagen. Der Impfstoff wird oft parallel zur PRRS-Impfung verabreicht, per Drencher direkt ins Maul.

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