QS hat kürzlich erste Ergebnisse des Antibiotika-Monitorings bei Mastschweinen vorgestellt. Gibt es Anlass zur Sorge?
Nienhoff: Nein, überhaupt nicht. Zwar liegen noch nicht von allen Betrieben vollständig erfasste und ausgewertete Daten vor, denn schließlich wurde in der Schweinemast erst im Herbst mit dem Monitoring begonnen. Es sind jedoch bereits jetzt erste Orientierungswerte erkennbar: Etwa ein Viertel aller Betriebe kommt in der Mast ganz ohne Antibiotika aus. Und dort wo Antibiotika eingesetzt werden, erfolgt dies an weniger als durchschnittlich sechs Behandlungstagen.
Um Vielverbraucher aufzuspüren, müssen Sie die Betriebe miteinander vergleichen. Was dient Ihnen als Vergleichsbasis?
Nienhoff: Das Maß für die Intensität des Antibiotikaeinsatzes ist der sogenannte Therapie-Index eines Betriebes. Er wird berechnet, indem man die Anzahl der Behandlungstage, die Anzahl der Wirkstoffe und die Anzahl der behandelten Tiere miteinander multipliziert und das Ganze dann durch die Anzahl der Mastplätze dividiert. Anhand der Therapie-Indices lässt sich dann der Antibiotikaeinsatz eines Betriebes mit dem anderer Schweinehalter vergleichen.
Wie intensiv setzten die bis jetzt erfassten Mastbetriebe Antibiotika ein?
Nienhoff: Etwa ein Viertel der ausgewerteten Betriebe hat einen Therapie-Index von 0, setzt also in der Mast gar keine Antibiotika ein. Der größte Teil der Betriebe weist einen Therapie-Index zwischen 1 und 10 auf. Und ein geringerer Anteil der Betriebe liegt über 10, weist also einen vergleichsweise hohen Wert auf.
Was aber beim Antibio-tikaeinsatz letztlich viel oder wenig, häufig oder selten ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Diese Daten zu bewerten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, wird Aufgabe von Experten aus Landwirtschaft, Tierärzteschaft und Wissenschaft sein, mit denen wir uns dazu regelmäßig abstimmen. Unser Ziel ist es, Kategorien zu bilden. Die Landwirte kennen das Vorgehen bereits vom Salmonellen-Monitoring.
Wie wollen Sie Vielverbraucher dazu bringen, die Anwendungen zu reduzieren?
Nienhoff: Alle Tierhalter sollen künftig vierteljährlich eine Rückmeldung zu ihrem Antibiotikaeinsatz erhalten. Landwirte, die einen erhöhten Therapie-Index aufweisen, müssen sich vom Tierarzt beraten lassen. Gemeinsam mit ihm wird dann überlegt, wie der Gebrauch von Antibiotika vermindert werden kann, z. B. durch eine Verbesserung der Haltungsbedingungen oder die Einführung spezieller Impfprogramme.
Dr. Hermann-Josef Nienhoff, QS GmbH, Bonn