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Ferkel: Die Profis im Süden investieren weiter

Lesezeit: 5 Minuten

Trotz stark rückläufiger ­Sauenzahlen stocken noch Ferkelerzeuger in Bayern und Baden-Württemberg ihre Bestände auf. Mit welchen Strategien stellen sie sich dem Wettbewerb? Wohin entwickelt sich die Sauen­haltung in Süddeutschland?


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Die Zahlen sind brutal und lassen sich nicht schönreden: Von 2010 bis 2012 ist der Zuchtsauenbestand in Bayern um 18 % geschrumpft, in Baden-Württemberg sogar um 20 % (siehe Übersicht 1). Für dieses Jahr rechnen Berater und Vermarkter in beiden Bundesländern mit einem weiteren Rückgang von 10 bis 15 %.


Das bedeutet: Innerhalb von drei Jahren wird Süddeutschland ein Drittel seines Sauenbestandes verloren haben. Der Rückgang bei den Sauenhaltern fällt noch drastischer aus, weil vor allem kleinere Ferkelerzeugerbetriebe ausgestiegen sind.


In Bayern fehlen 1 Mio. Ferkel.

Der Einbruch bei den Tierzahlen ist so dramatisch, dass er sich auch durch die Leistungssteigerungen der Sauen nicht wettmachen lässt. „Bayern hat 2012 rund 5,5 Mio. Ferkel erzeugt, das sind 1 Mio. weniger als vor fünf Jahren“, bestätigt Josef Weiß, Schweinespezialist an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).


Der Betriebswirtschaftler schätzt, dass der Freistaat mittlerweile 1 Mio. Ferkel pro Jahr importiert. Die meisten Tiere kommen aus Großanlagen in den neuen Bundesländern. Vor zehn Jahren hatte Bayern noch einen jährlichen Überschuss von 600 000 bis 700 000 Ferkeln.


Dasselbe Bild in Baden-Württemberg:„2010 hatte der Südwesten noch einen Überhang von 1 Mio. Ferkeln, dieses Jahr dürften Ferkelerzeugung und Mast annähernd ausgeglichen sein“, erwartet Richard Riester, Leiter der Abteilung Markt und Ernährung an der LEL Schwäbisch Gmünd. Spätestens nächstes Jahr, da sind sich alle Experten einig, wird auch die ehemalige Ferkelhochburg in Südwestdeutschland ein Zuschussgebiet für Ferkel sein.


Kleine Betriebe im Nachteil:

Doch warum bricht ausgerechnet in Süddeutschland die Ferkelerzeugung so stark ein? Schließlich gingen deutschlandweit die Sauenbestände seit 2010 lediglich um 6 % zurück.


Ausschlaggebend dürften die vergleichsweise kleinen Strukturen in der süddeutschen Ferkelerzeugung sein. Weil die Mastbetriebe viel stärker gewachsen sind und Einstalltiere aus einem Herkunftsbetrieb bevorzugen, haben Ferkel aus kleinen Partien oder Mischgruppen deutlich an Wert verloren.


Auswertungen der LfL zeigen, dass bayerische Ferkelerzeuger bis 150 Sauen im Mittel der letzten fünf Jahre so wenig verdienten, dass sie kaum noch Eigenkapital bilden konnten (siehe Übersicht 2). Größere Betriebe über 150 Sauen vermehrten im Durchschnitt ihr Eigenkapital zwar um rund 10 000 € pro Jahr. Doch das ist zu wenig, um große Wachstumsschritte zu schultern.


Deutlich besser entwickelte sich die Wirtschaftlichkeit in der Mast, wie Buchführungsauswertungen der LfL belegen. Während die Gewinne von Sauenhaltern mit mehr als 100 Sauen seit dem Jahr 2000 stagnierten, verdienen Mäster mit über 2 500 verkauften Mastschweinen seitdem fast 60 % mehr.


Das führte dazu, dass auch Ferkelerzeuger mit ausreichender Eigenkapitalbildung lieber in die Mast investierten als in die Sauenhaltung.


Noch ein weiterer Punkt hindert Ferkelerzeuger an Investitionen in weitere Sauenplätze. Viele Betriebe müssten bei einer Aufstockung einen Mitarbeiter einstellen, weil Herden mit mehr als 300 Sauen im Normalfall im reinen Familienbetrieb nicht mehr zu bewältigen sind. Diese Hemmschwelle zu überwinden, fällt vielen Betriebsleitern im Süden jedoch schwer.


Das liegt nicht nur an der Mentalität der Landwirte, die am liebsten im Familienverbund arbeiten. Bei einer Arbeitslosenquote von 3 bis 5 % ist in Bayern und Baden-Württemberg auch das Angebot an geeigneten Arbeitskräften geringer als in vielen anderen Regionen Deutschlands.


Süden hat Standortvorteile.

Trotz allem ist die Ferkelerzeugung im Süden kein Auslaufmodell. Nach wie vor investieren Sauenhalter dort in neue Ställe und stocken ihre Herden auf. Denn der Standort bietet Ferkelerzeugern auch etliche Vorteile:


  • Die meisten Sauenhalter haben ausreichend Fläche für die eigene Futterproduktion und Gülleausbringung. Deshalb fallen in der Regel keine Entsorgungskosten für die Gülle an. Im Gegenteil: „Bei Ausbringung auf eigenen Flächen verwertet sich die Schweinegülle mit 3 bis 4 € pro m3“, rechnet Josef Weiß von der LfL vor.
  • Im Vergleich zu den Veredlungshochburgen in Nordwestdeutschland ist die Viehdichte geringer. Das führt zu einem höheren Gesundheitsstatus.
  • Ferkelerzeuger, die Mäster direkt beliefern, erlösen deutschlandweit überdurchschnittliche Ferkelpreise. Denn die meisten Mäster im Süden fahren ihre Ställe im Abteil-Rein-Raus und brauchen 150er- bis 200er-Ferkelgruppen. Solche Partien können Ferkelerzeuger mit 150 bis 200 Sauen und 3-Wochen-Rhythmus problemlos liefern.


Zusätzlich 120 bis 150 Sauen:

Typisch waren in den letzten beiden Jahren Aufstockungen um 120 bis 150 Sauen. „Viele Sauenhalter haben ihre Ställe auf Gruppenhaltung umgestellt und in diesem Zuge ihre Bestände aufgestockt“, so Betriebswirtschaftler Weiß, der von drei typischen Wachstumsschritten berichtet:


  • Am häufigsten ist die Erweiterung von 100 bis 200 Sauen auf 250 bis 300 Sauen, um die vorhandenen Familienarbeitskräfte voll auszulasten.
  • Etliche Ferkelerzeuger wagen trotz der finanziellen Risiken den Sprung zur Fremdarbeitskraft. Sie stellen einen Mitarbeiter ein und erhöhen ihren Bestand von 200 auf 400 bis 500 Sauen.
  • Einige wenige Sauenhalter in Süddeutschland wachsen in Bestände von mehr als 600 Sauen, um mehrere Mitarbeiten beschäftigen zu können.


Doch welche Ferkelerzeuger haben in den letzten Jahren so viel Geld verdient, dass sie ausreichend Kapital für weitere Investitionen haben? Gemeinsam ist den Wachstumsbetrieben, dass sie sehr hohe Leistungen erzielen (siehe Reportagen ab Seite S 24). Als Untergrenze dürften auch für Süddeutschland 25 bis 26 abgesetzte Ferkel gelten.


Zudem zeichnen sich diese Betriebe durch geringe Stallplatzkosten aus. Das erreichen Sauenhalter dadurch, dass sie Altgebäude günstig umbauen. Zudem helfen viele Betriebsleiter beim Stallbau mit oder setzen Maschinenring-Bauhelfer ein. Das senkt die Kosten angesichts hoher Handwerkerpreise deutlich.


Auffällig sind auch die überdurchschnittlichen Ferkelpreise dieser Betriebe. Sie vermarkten ihre Ferkel größtenteils direkt an Mäster. Die übrigen Ferkel mästen sie selbst in einem Resteabteil, das sich meist in einem Altgebäude befindet. So müssen sie keine Tiere mit großen Preisabschlägen in Mischpartien vermarkten. Klaus Dorsch

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