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Ferkelaufzuchtohne Antibiotika?

Lesezeit: 6 Minuten

Wie muss ein Ferkelaufzuchtfutter aussehen, das den Darm der abgesetzten Ferkel stabilisiert und die Tiere gesund erhält? Tipps dazu von Fütterungsberater Josef Bunge, Landwirtschaftskammer NRW.


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In der Schweinehaltung werden die meisten Antibiotika im Flatdeck eingesetzt. Das zeigen alle bisherigen Auswertungen der Antibiotika-Datenbanken deutlich. Und das hat seinen Grund – denn die Zeit rund ums Absetzen ist für die Ferkel besonders kritisch: Sie werden von ihrer Mutter getrennt, bekommen keine Muttermilch mehr und müssen sich fortan von Prestarter oder Ferkelaufzuchtfutter ernähren. Außerdem kommen sie in eine fremde Umgebung und müssen mit ihren Buchtengenossen die Rangordnung neu auskämpfen.


Stress schwächt die Abwehr.

Das ist alles ein bisschen viel auf einmal. Der dadurch ausgelöste Stress belastet das Immunsystem der Ferkel. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die passive Immunität durch die Biestmilch ohnehin immer schwächer wird, das eigene Immunsystem aber noch nicht vollständig entwickelt ist. Da sind Coli-Durchfälle und andere Infektionen leider vorprogrammiert.


Deshalb ist es wichtig, den Verdauungstrakt der Ferkel über ein geeignetes Futter und die richtige Fütterungstechnik zu stabilisieren. Dazu müssen die Ferkel frühzeitig an festes Futter gewöhnt werden. Etwa ab dem zehnten Lebenstag erhalten sie parallel zur Muttermilch hoch verdaulichen Prestarter in einem Anfütterungsschälchen – flüssig oder in Pelletform. Am besten bieten Sie den Ferkeln mehrmals am Tag kleine Portionen an und leeren die Schälchen täglich. Denn der Prestarter nimmt schnell den Stallgeruch an, und das mögen die Ferkel gar nicht.


Dieser Prestarter wird dann über den Absetztermin hinaus noch vier bis fünf Tage weitergefüttert – parallel zum Ferkelaufzuchtfutter 1 (FAZ1). Prestarter und FAZ1 sollten nicht verschnitten, sondern in separaten Schälchen parallel gefüttert werden. Denn erstens passt die Konfektionierung oftmals nicht – das FAZ1 ist grober pelletiert oder mehlförmig. Und zweitens sind die Zutaten beider Futtermittel mitunter nicht kompatibel. Es kann z.B. zu einer Komplexbildung bei den Mikronährstoffen kommen, die die Verdaulichkeit des Futters herabgesetzt.


Viel Gerste, wenig Weizen:

Ziel ist, dass die Ferkel die Umstellungsphase möglichst unbeschadet überstehen und schnell weiterfressen. Denn jeder Rückgang der Futteraufnahme und jeder Durchfall kann zu einer Schädigung der Darmzotten führen, die sich oft zeitlebens nicht wieder ausbügeln lässt.Das ideale Ferkelaufzuchtfutter 1 sollte möglichst viel Gerste und wenig Weizen enthalten. Denn Gerste ist weniger stärkehaltig, und mit Stärke kann das Ferkel noch nicht viel anfangen, da das Enzymsystem zum Aufschluss der Stärke noch nicht vollständig entwickelt ist. Die Stärke würde unverdaut in den Dünn- bzw. Dickdarm gelangen und hier unerwünschten Mikroben als Nahrungsgrundlage dienen.


Weizen ist problematisch, weil die Absetzferkel das Weizenklebereiweiß (Gluten) nur schwer verdauen können. Dadurch kann es zu Entzündungen der Darmschleimhaut kommen. Wichtig ist zudem der Eiweißgehalt. Das FAZ1 sollte weniger als 16,5% Rohprotein (RP) enthalten. Denn Magen und Darm des frisch abgesetzten Ferkels sind noch nicht in der Lage, pflanzliche Proteine zu verdauen. Überschüssiges Eiweiß landet daher im Dickdarm und dient hier vorwiegend den unerwünschten Mikroben als Nahrungsquelle.


Eiweiß als Säurefänger:

Rohprotein ist zudem ein Säurefänger. Enthält das Futter zu viel Eiweiß, erhöht sich der pH-Wert im Magen-Darm-Trakt und unerwünschte Colibakterien können vom Dick- bis in den Dünndarm aufsteigen und Durchfälle verursachen.


Im FAZ1 sollten ohnehin nur hochwertige Eiweiße zum Einsatz kommen, wie z.B. Sojaprotein-Konzentrate, Kartoffelprotein, Magermilchpulver, Blutplasma oder hydrolisierte Blutzellen.


Behalten Sie auch die Aminosäuren im Blick. Entscheidend ist nicht nur der Lysin-, sondern auch der Threonin-gehalt, denn diese Aminosäure hat eine funktionale Wirkung. 30% des zugeführten Threonins werden für den Aufbau der Darmschleimhaut verwendet. Wichtig ist daher ein enges Lysin-Threonin-Verhältnis von 1:0,65 bis 0,7.


Auch Kalzium (Ca) bindet Säure im Verdauungstrakt. Deshalb sollte der Ca-Anteil in der Mischung weniger als 0,7% betragen. Wichtig ist das Ca-P-Verhältnis, es beträgt beim FAZ1 im Idealfall 1,2:1. Unterstellt man einen Phosphorgehalt von 5 bis 5,5 g/kg Fertigfutter, sollte der Ca-Anteil entsprechend bei 6 bis 6,5 g/kg liegen.


Die Ferkel benötigen nach dem Absetzen zudem viel Rohfaser (RF). In einem Ferkelaufzuchtfutter, das die Verdauung stabilisieren soll, ist ein RF-Anteil von 4,0 bis 4,5% empfehlenswert. Denn die Faserstoffe erfüllen gleich mehrere wichtige Funktionen:


  • Sie stimulieren die Darmzotten. So wird verhindert, dass sich die Zotten zurückbilden und verkümmern.
  • Sie führen zu einer Schichtung des Magenbreis, die erwünscht ist.
  • Die Faserstoffe können nicht enzymatisch verdaut werden. Sie gelangen stattdessen bis in den Dickdarm und regen hier die erwünschten Darmmikroben an, sich zu vermehren.
  • Aus den fermentierbaren Faserstoffen erzeugen Mikroben kurzkettige Fettsäuren (z.B. Buttersäure), die den pH-Wert im Magen-Darm-Trakt senken und so schädliche Keime verdrängen.
  • Die Fettsäuren dienen dem Stoffwechsel zudem als Energielieferant.
  • Und die kurzkettigen Fettsäuren wirken antimikrobiell, beispielsweise gegenüber Colikeimen.


Im Idealfall sollte die Faserfraktion aus einem Mix von mindestens drei verschiedenen Komponenten bestehen. Denn jeder Faserstoff hat Vor- und Nachteile. Die einen besitzen einen erhöhten Anteil fermentierbarer Substanz. Andere quellen besser, binden mehr Wasser und erzeugen dadurch schneller ein Sättigungsgefühl. Und eine dritte Fraktion beschleunigt die Darmfunktion, sodass der Kot schneller ausgeschieden wird und nicht zum Nährboden für krankmachende Keime wird.


Auf der anderen Seite bergen Faserträger auch Risiken. Je nach Witterung in der Wachstumsphase können sie z.B. Fusarientoxine enthalten. Um das Risiko zu verteilen, sollte der Faseranteil daher immer aus einem Mix von mindestens drei Komponenten bestehen. Empfehlenswert für Ferkelaufzuchtfutter sind u.a. Sojaschalen, Weizenkleie, Malzkeime, Sonnenblumenschrot oder Haferschälkleie.


Wann auf FAZ2 umstellen?

Die Umstellung auf Ferkelaufzuchtfutter2 kann erfolgen, wenn jedes Ferkel etwa 7 kg Ferkelaufzuchtfutter1 verzehrt hat. Am besten lässt sich dies anhand des Gesamtverbrauchs kontrollieren. Beispiel: Bei 20 Sauen pro Gruppe, 13 abgesetzten Ferkeln pro Wurf und 7 kg Futterverzehr pro Ferkel ergeben sich unter dem Strich 1800 kg Futterverbrauch pro Absetzgruppe. Mit anderen Worten: Sobald 1,8 t FAZ1 aus dem Silo verfüttert wurden, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um auf FAZ2 umzustellen.


Diese Umstellung ist etwas einfacher. Denn beide Mischungen enthalten – abgesehen vom Weizen – die gleichen Komponenten, nur zu anderen Mischungsanteilen. FAZ1 und FAZ2 müssen deshalb nicht parallel angeboten, sondern dürfen drei bis vier Tage lang verschnitten werden.


Auch das FAZ2 sollte gerstenbetont sein, kann aber durchaus auch 10 bis 15% Weizen enthalten. Und die Empfehlung für den Rohfasergehalt liegt bei mindestens 4,5%. Beim Eiweiß gelten die gleichen Obergrenzen wie beim Ferkelaufzuchtfutter 1. Vermeiden Sie auf jeden Fall eine Eiweiß-Überversorgung. Denn zu viel Eiweiß kann bei den Ferkeln unter anderem eine Entzündung der Sohlenhaut hervorrufen. Und die hätte zur Folge, dass sich die kranken Ferkel weniger bewegen, weniger fressen und die Gruppen dadurch auseinanderwachsen. Der Stärkegehalt des FAZ2 sollte maximal 42% betragen. Das Ferkelaufzuchtfutter 2 kann bis Aufzuchtende durchgefüttert werden, also bis 28 bzw. 30 kg Lebendgewicht (LG). Wer will, kann ab 20 kg LG noch auf ein Ferkelaufzuchtfutter 3 umsteigen, oder ab 25 kg auf ein Vormastfutter. Dadurch lassen sich die Ferkel dann noch bedarfsgerechter versorgen und zudem Kosten sparen.-lh-

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