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„Fermentfutter sichert die Tiergesundheit“

Lesezeit: 6 Minuten

Bei Georg und Rainer Muth-Köhne fressen die tragenden und säugenden Sauen sowie die Jungsauen im Aufzuchtstall fermentiertes Futter. Das tut den Tieren gut.


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Das Thema Fermentation schwirrte bei mir schon länger im Kopf herum. Als wir dann vor fünf Jahren gemeinsam mit unserem Nachbarn eine Biogasanlage gebaut haben und noch Wärme übrig war, habe ich mich intensiver mit der Thematik beschäftigt. Meine Überlegung war, die überschüssige Wärme für die Warmwasserauf-bereitung in der Fermentationsanlage zu nutzen. Anfang 2015 haben wir Nägel mit Köpfen gemacht und eine Fermentationsanlage gebaut“, beschreibt Ferkelerzeuger Georg Muth-Köhne aus dem sauerländischen Schmallenberg die Situation auf seinem Betrieb.


Der 48-jährige Landwirt, der gemeinsam mit seiner Familie Absetzferkel und Jungsauen produziert, setzt fermentiertes Futter seitdem bei den tragenden und laktierenden Sauen sowie in der Jungsauenaufzucht ein.


40 m3 Fermenter:

Die Fermentationsanlage besteht aus einem 40 m3 großen Edelstahl-Fermenter, der auf Wiege-füßen steht. Alle drei Tage wird dieser mit Weizen, Gerste und Weizenkleie befüllt. Die Mischungsanteile liegen bei 50, 35 und 15%. Eiweißkomponenten fermentieren Georg Muth-Köhne und sein Sohn Rainer nicht, da sie Biertreber mit 26% Proteingehalt verfüttern. Der Anteil fermentierbarer Eiweißkomponenten in der Mischung wäre zu gering.


Der eigentliche Fermentationsprozess dauert 24 Stunden, dann wird die knapp 40°C warme Futtersuppe in Zwischenlagertanks umgepumpt. In einem 50 m3 großen GFK-Tank lagert die Fermentmischung für die Sauen. Die Mischung für die Tiere im Jungsauenaufzuchtstall wird in einem 90 m3 großen Erdtank „geparkt“.


Aus den beiden Zwischenlagerbehältern wird die Fermentmischung dann nach und nach in die jeweiligen Flüssigfütterungen umgepumpt. Während die Zwischenlagertanks geleert werden, wird neues Ferment angesetzt. „Dank dieser Lösung komme ich mit einem Fermenter aus und kann den Fermentationsprozess trotzdem im Batch-Verfahren gezielt steuern“, erklärt Georg Muth-Köhne das technische Konzept.


20% weniger P in der Ration:

Überzeugt ist der Unternehmer von den vielen Vorteilen der Fermentierung. Die Tiergesundheit ist besser geworden, Salmonellenprobleme z.B. treten fast gar nicht mehr auf. „Für uns als Jungsauenvermehrer ist die Salmonellenfreiheit natürlich extrem wichtig. Früher habe ich mir diese Freiheit immer teuer erkaufen müssen. Wir haben Futtersäuren eingesetzt, das hat mich 2 bis 3€ pro dt Futter gekostet“, erinnert sich Muth-Köhne. Auch Durchfallprobleme gibt es bei den Schweinen kaum noch. Die Magen-Darm-Gesundheit hat sich stabilisiert, weil krankmachende Coli-keime weniger Chancen haben.


Aufgrund der hohen Leistungen von fast 31 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr gab es früher immer wieder Probleme mit der Körperkondition bei den laktierenden Sauen. Das ist jetzt anders. Die BHZP-Tiere verlieren während der 26-tägigen Säugezeit deutlich weniger Gewicht, sie verwerten das Futter anscheinend besser. „Für diese Theorie spricht, dass wir heute 5% weniger Futter einsetzen, ohne dass die Leistungen gesunken sind“, haben Vater und Sohn ausgewertet. Parallel dazu sind die Absetzgewichte um gut 200 g auf 7,2 kg gestiegen. Der Landwirt vermutet, dass der Fettgehalt in der Sauenmilch gestiegen ist.


Schweinehalter haben häufig mit Phosphorüberschüssen zu kämpfen, das ist bei Georg und Rainer Muth-Köhne nicht anders. Dank der Fermentation hat sich die Nährstoffproblematik im Betrieb jedoch deutlich entspannt. Der Ferkelerzeuger kann den P-Gehalt in den Futtermischungen mittlerweile um 20 bis 25% reduzieren, da ein Teil des pflanzengebundenen Phytinphosphors gelöst wird. Ähnlich ist die Situation bei den Aminosäuren, der Energie und der Rohfaser. Die Verdaulichkeiten steigen, die Einsatzmengen sinken.


Im Betrieb Muth-Köhne steht der Aufzuchtstall für die Jungsauen gut 400 m oberhalb der Hofstelle. Das heißt, dass das Futter über eine relativ lange Strecke gepumpt werden muss. „Weil das Fermentfutter sehr sämig ist, haben wir selten Probleme mit verstopften Leitungen. Zudem verteilt sich das Futter im Langtrog sehr schnell, so dass alle Tiere rasch fressen können. Das bringt mehr Ruhe während der Fütterung“, beschreibt Georg Muth-Köhne seine Beobachtungen.


Kosten von 1 € je dt Futter:

Finanziell ist die Fermentation für den sauerlän-dischen Unternehmer ein Gewinn, wie er selbst sagt. Muth-Köhne kalkuliert wie folgt: Von März 2015 bis März 2016 wurden 13600 dt Getreide und Weizenkleie fermentiert (siehe Übersicht4). Investiert hat der Landwirt rund 100000 €, die Anlage schreibt er auf knapp 20 Jahre ab. Inklusive Zins-ansatz, Reparaturkosten usw. kostet ihn die Investition 10000 € jährlich, das sind 0,73 € je dt Mischung.


Die Kosten für Strom und Warmwasseraufbereitung hält Muth-Köhne mittels Stromzähler bzw. Wärmemengenzähler genau fest. Ergebnis: Die Stromkosten liegen bei 0,20 € je dt Ferment, die Wärmekosten betragen 0,35 € je dt. Für die Warmwasseraufbereitung kalkuliert der Landwirt Kosten in Höhe von 2,5 ct je kWh ein. „Würde ich das Warmwasser mit Öl oder Gas erhitzen, müsste ich den doppelten Preis ansetzen. So aber nutze ich die günstige Abwärme aus unserer Biogasanlage, um wöchentlich 45000 Liter Warmwasser bereitzustellen“, beschreibt der Landwirt einen wichtigen Kostenvorteil seines Fütterungs-Konzeptes.


Die Kontrolle und Überwachung der Fermentationsanlage dauert knapp eine Stunde pro Tag, die Lohnkosten liegen bei einem Lohnansatz von 18€ je Stunde bei 0,37 € je dt.


Weitere Kosten entstehen durch den Einsatz der Milchsäurebakterien. Diese müssen bei jedem Ansatz neu hinzugegeben werden, sonst funktioniert das Verfahren nicht sicher. Muth-Köhne bezieht flüssige Milchsäurebakterien von der Firma ForFarmers. Der Hersteller wirbt damit, dass flüssige Bakterien den pH-Wert sehr schnell absenken, weil die Bildung von Milchsäure sofort nach der Zugabe startet. Georg Muth-Köhne kann die schnelle Absenkung bestätigen. „In gut vier Stunden sinkt der pH-Wert auf pH4“, berichtet der Landwirt.


Kritisch sieht er die relativ hohen Kosten von 0,50 € pro dt. Der Ferkelerzeuger will deshalb in Zukunft gemeinsam mit seinem Fütterungsberater überlegen, ob man die Einsatzmenge von derzeit 1,5% weiter reduzieren kann. „Allerdings muss man hier sehr vorsichtig sein. Auf keinen Fall darf die Futtersuppe umkippen, das käme mich teuer zu stehen“, ist sich der Landwirt der Gefahr bewusst.


Insgesamt liegen die Kosten der Fermentation im Betrieb Muth-Köhne bei 2,15 € pro dt, das sind bei 50% Mischungsanteil gut 1€ je dt. Bei einem Futterverbrauch von 2,5 dt je Tier im Aufzuchtstall errechnen sich daraus Kosten in Höhe von 2,50€ pro Tier. „Den finanziellen Aufwand hole ich allein dadurch wieder herein, dass ich heute im Stall seltener Probleme mit Durchfallerkrankungen habe, weniger Medikamente einsetze und die Kosten für die Säure einspare. Zudem verlieren die Sauen weniger Gewicht und die Saugferkelverluste sind gesunken, weil die Sauen mehr Milch geben“, stellt Georg Muth-Köhne zufrieden fest.


Marcus Arden

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