Politische Situation: Die Franzosen interessieren sich nach wie vor hauptsächlich für die Umweltwirkungen und -belastungen durch die heimische Tierhaltung. Das Thema Tierwohl spielt in der Gesellschaft und Politik bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das Schwänzekürzen ist also in der öffentlichen Diskussion noch nicht angekommen. Dennoch geht die Branche davon aus, dass der Druck auch hier bald steigen wird.
In Frankreich dürfen die Landwirte die Schweineschwänze kupieren, wenn der Tierarzt das erlaubt. Tiere mit unkupierten Schwänzen findet man lediglich auf Biobetrieben und auf sogenannten „Label Rouge“-Betrieben. Diese machen 3 bis 4 % der Produktion aus.
Aktuelle Forschungen: Derzeit gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen bei Schweinen mit intakten Schwänzen. Interessant sind allerdings die Untersuchungen zu Tätertieren, die die Kooperative „Cooperl Arc Atlantique“ durchgeführt hat. Die integrierte Kette produziert, schlachtet und verarbeitet im Jahr mehr als 6 Millionen Schweine. In ihren drei Nukleusherden hat sie rund 3 700 Schweine von der Geburt bis zum Haken charakterisiert, um festzustellen, was aktive Beißer auszeichnet. Die Schwänze aller Tiere waren kupiert.
Ergebnisse:
Tätertiere sind in der Regel weiblich und leichter als ihre Buchtengenossen. Meist wiegen sie schon bei der Geburt 100 g weniger als ihre Wurfgeschwister im Durchschnitt, auch beim Absetzen sind sie 200 g leichter. Zudem haben sie am Gesäuge keinen festen Zitzenplatz und verhalten sich daher auch deutlich aggressiver in der Säugephase. Ihr Cortisol-Spiegel ist im Vergleich zu dem der Buchtengenossen erhöht. Wurfgröße, Wurfausgleich und Absetzgewicht beeinflussen hingegen nicht, ob ein Tier zum obsessiven Beißer wird oder nicht.Auf ihrer Versuchsfarm führte die Kooperative zudem einen „Langschwanz-Versuch“ durch. Bei 1 160 Schweinen wurden die Schwänze nicht kupiert. Mit verheerenden Folgen: Mehr als 80 % der Tiere wiesen später Schwanzverletzungen auf.