Welche Effekte eine Energiezulage im letzten Drittel der Säugezeit erzielt, haben Wissenschaftler untersucht.*
Viele Ferkelerzeuger gönnen ihren Sauen nach dem Absetzen zusätzlich zur normalen Futterration noch eine Portion eines energiereichen Zusatzfutters. Die sogenannte Flushing-Fütterung soll die Ovulationsrate, d. h. die Eisprung-Rate, der Sauen erhöhen. Schließlich bestimmt sie auch darüber, wie groß der nächste Wurf wird. Doch wie viele Eizellen letztlich ovulieren, hängt maßgeblich davon ab, wie viele Follikel an den beiden Eierstöcken heranreifen.
Das Follikelwachstum und die -reifung findet aber bereits während der aktuellen Säugezeit statt. Australische Wissenschaftler sind deshalb der Frage nachgegangen, wie man die Fütterung bereits während der Säugezeit so gestalten kann, dass sie die Follikelreifung noch besser fördert. Sie wollten herausfinden, ob Energiezulagen im letzten Drittel der Säugezeit sinnvoll sind. Und wenn ja, welche den größten Erfolg bringt.
Besonders Erstlingssauen geraten schnell in ein Energiedefizit, weil sie noch nicht in der Lage sind, so große Säugefuttermengen wie ältere Sauen aufzunehmen. Deshalb konzentrierten sich die Forscher in ihrer Untersuchung ausschließlich auf Sauen im ersten Wurf.
Fett- oder Zuckerzulage?
Die Versuchsgruppe bestand aus 92 Erstlingssauen, die zweimal täglich mit einem Standard-Säugefutter gefüttert wurden. Jede Sau zog elf Ferkel auf. Ab dem 19. Säugetag teilten die Forscher die Jungsauen in vier Gruppen:- Kontrollgruppe (n=24): Fütterung wie bisher.
- „Fett-Gruppe“ (n = 23): 1 kg Säugefutter ersetzte man durch 1 kg Futter mit hohem Fettanteil. Das Fett sollte den Tieren zusätzliche Energie liefern.
- „Zucker-Gruppe“ (n=23): 1 kg Säugefutter ersetzte man durch 1 kg Futter mit hohem Stärke-/Zuckeranteil. Der Zucker sollte den Insulinspiegel im Blut erhöhen. Insulin wiederum steigert u. a. die Produktion von FSH, dem Follikel stimulierenden Hormon.
- „Regumate-Gruppe“ (n=22): Die Jungsauen dieser Gruppe wurden am 21. Tag abgesetzt. Sie erhielten sieben Tage lang 3,5 kg Säugefutter und Regumate. Ziel war es, die Sauen zu entlasten und ihnen durch die „Pause“ die Möglichkeit zu geben, mehr Energie in die nächste Follikelreifung zu stecken.
Der Fütterungsversuch endete mit dem Absetzen der Sauen am 28. Säugetag. Anschließend bekamen alle Sauen täglich 3 kg Tragefutter. Sie hatten täglich Eberkontakt, und die Rauschekontrolle startete am dritten Tag nach dem Absetzen. Alle 92 Sauen rauschten und wurden künstlich besamt.
Ergebnisse:
Die Forscher untersuchten verschiedenste Parameter, u. a. das Absetz-Rausche-Intervall, die Rauschedauer, die Größe des Folgewurfes etc. Hier die interessantesten Ergebnisse:- Mit Ausnahme der früher abgesetzten „Regumate-Sauen“ hatte die Futterzulage keinen Effekt auf die Gewichtsverluste der Jungsauen in der Säugezeit.
- Das Absetz-Rausche-Intervall der „Regumate-Sauen“ war signifikant länger als das der anderen Sauen. Die „Zucker-Gruppe“ kam minimal, jedoch nicht signifikant früher in Rausche als die anderen Sauen (siehe Übersicht 1).
- Die Zeitspanne vom Absetzen bis zum Eisprung war bei den „Zuckersauen“ im Vergleich zur Kontroll- und Fettgruppe signifikant kürzer.
- Die Rauschedauer der „Zucker-Gruppe“ war mit knapp 50 Stunden signifikant kürzer als die der „Fett-Gruppe“.
- Anhand von Blutproben untersuchten die Wissenschaftler die Konzentration des Schwangerschaftshormons Progesteron im Blutplasma. Vier Tage nach dem Eisprung war der Progesteron-Wert der „Zucker-Sauen“ signifikant höher als die Werte der anderen Tiere.
Zuckerzulage erfolgreich:
74 Sauen erreichten schließlich gemeinsam den zweiten Wurf. Sie erzielten folgende Leistungen (siehe Übersicht 2):- Die Sauen aus der „Zucker-Gruppe“ brachten die meisten gesamt und lebend geborenen Ferkel zur Welt. Dicht dahinter folgten die Regumate-Sauen, dann die Sauen, die die Fettzulage erhalten hatten. Die Unterschiede konnten jedoch – bis auf eine Ausnahme – nicht statistisch abgesichert werden.
- 89 % der „Zucker-Sauen“ gebaren mehr als 10 Ferkel. Bei den Sauen der „Fett-Gruppe“ lag dieser Anteil bei 70 %, und in der Kontrollgruppe bei 56 %.
- Weder eine der Futterzulagen noch die Regumate-Gabe beeinflusste die Geburtsgewichte der Ferkel.
Als erstes Fazit ihrer Untersuchung bewerteten die Wissenschaftler besonders die Stärke- bzw. Zuckerzulage im letzten Drittel der Laktation als positiv, um die Follikelreifung und damit die Ovulation und Rausche zu unterstützen. Es müssen allerdings noch weitere Untersuchungen folgen, um die Ergebnisse abzusichern. -rk-