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Futtertechnik für die Babys: Wer bietet was?

Lesezeit: 9 Minuten

Inzwischen bieten eine handvoll Firmen Flüssigfütterungen für Saugferkel an. top agrar hat recherchiert, worin sich die Anlagen unterscheiden und worauf die Hersteller Wert legen.


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Flüssigfütterungen für Saugferkel liegen voll im Trend. Und das aus gutem Grund: Die Abferkelgruppen werden immer größer, sodass der Zeitaufwand für das Zufüttern von Hand immens steigt. Die Arbeitsspitzen sind oft nicht mehr zu bewältigen.


Die Ansprüche an die Technik sind hoch. Besonders wichtig: Die Anlagen müssen kleinste Futterportionen von weniger als 100 ml pro Trog ausdosieren können, damit auch bei kleineren Ferkeln keine Futterreste im Trog zurückbleiben, die verderben können. Auch die Hygiene im System muss top sein. Denn Saugferkel reagieren sehr empfindlich auf Verunreinigungen.


Mittlerweile bieten fünf Firmen Flüssigfütterungen für Saugferkel an. top agrar zeigt, worauf die Entwickler von Big Dutchman, Prüllage, Schauer, Tewe und Weda Wert legen.


Jederzeit frische Milch:

Vom Grundprinzip her arbeiten Flüssigfütterungen für Saugferkel nicht anders als Flüssigfütterungen im Maststall. Wichtig ist jedoch, dass die Ferkel jederzeit Zugang zu frischer Milch bzw. Futter haben. Denn jedes Mal, wenn die Sau ihre Ferkel zum Säugen ruft, sollten die Ferkel gleichzeitig die Möglichkeit haben, am Trog frisches Futter aufzunehmen.


Das System kann ab dem ersten Lebenstag der Ferkel eingesetzt werden. Und von Ferkelmilch über Prestarter bis hin zum Ferkelaufzuchtfutter (FAZ) lassen sich verschiedene Komponenten über die Anlagen verfüttern.


Hauptbestandteile der Anlage sind Fütterungscomputer, Anmischbehälter, Pumpe, Ringleitung und Futtertrog mit Sensor. Das Futter wird zunächst im Anmischbehälter warm angerührt und dann über den Tag verteilt an die Saugferkel verfüttert. Ein Sensor im Ferkeltrog misst kontinuierlich den Füllstand. Meldet der Sensor „leer“, pumpt die Anlage die Milch bzw. das breiige Futter aus der Ringleitung in den leeren Ferkeltrog (siehe Übersicht 1). Die kleinstmögliche Menge, die ausdosiert werden kann, liegt je nach Hersteller zwischen 30 und 150 ml je Trog.


Wie viele Anmischbehälter?

Vor der Investition muss zuerst geklärt werden, wie groß die Anlage sein muss. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie viele Anmischbehälter sind nötig?


Beim Drei-Wochen-Rhythmus müssen zeitgleich zwei unterschiedlich alte Abferkelgruppen versorgt werden. Daher sind mindestens zwei Anmisch-behälter nötig. Denn jede Altersklasse braucht ihre eigene Mischung. Die unter eine Woche alten Ferkel erhalten aus Tank A Ferkelmilch, und die älteren Tiere bekommen aus Tank B Prestarter, der z.B. mit Ferkelaufzuchtfutter (FAZ) verschnitten werden kann.


Im Ein-Wochen-Rhythmus sieht die Situation etwas anders aus. Hier stehen bis zu fünf unterschiedlich alte Abferkelgruppen im Stall. Auch hier benötigt jede Gruppe ihre eigene Mischung. Der Ferkelerzeuger kann dann aus zwei baulichen Lösungen auswählen:


  • Zum einen kann er vier bis fünf einzelne Behälter mit jeweils einer Ringleitung installieren. Dann versorgt immer ein Behälter über eine Ringleitung die entsprechende Abferkelgruppe. Diese Variante ist laut Herstellerangaben vor allem für große Sauenbetriebe mit mehr als 120 Abferkelplätzen pro Abferkelgruppe zu empfehlen.
  • Alternativ kann der Landwirt mit zwei bis drei Anmischbehältern arbeiten. Damit das System bis zu fünf unterschiedliche Mischungen ausdosieren kann, muss jeder Behälter an eine Ringleitung angeschlossen sein. Von dieser zweigen Ringleitungen in die jeweiligen Abteile ab. Beide Hauptringe sind jeweils mit allen Unterringen verbunden. Der PC steuert dann, in welchem Mischungsverhältnis das Futter im jeweiligen Abteil ausdosiert werden soll. Diese Lösung eignet sich eher für mittelgroße Betriebe mit weniger als 120 Abferkelplätzen pro Abferkelgruppe.


Behälterform wichtig:

Anders als bei Flüssigfütterungen im Ferkelaufzucht- oder Mastbereich spielt die Größe der Behälter bei Saugferkeln eine wichtige Rolle. Denn die Tiere fressen in der ersten Lebenswoche kaum Futter. Dementsprechend rüsten die Hersteller ihre Anlagen standardmäßig mit Behältergrößen bis 200 l aus. Tewe verkauft auf Wunsch aber auch größere Behälter (siehe Übersicht 2, Seite S12).


Um kleinste Futtermengen von z.B. fünf Litern anrühren zu können, ist die Behälterform entscheidend. Denn nur aus kegelförmigen bzw. aus Behältern mit steil abgeschrägten Böden lassen sich kleinste Futtermengen entnehmen.


Gleichzeitig stellt sich die Frage, ab welcher Größe man zusätzlich Lager-behälter mit Dosierschnecken zum automatischen Befüllen einbauen sollte. Laut Hersteller lohnt sich die automa-tische Zuführung bereits bei kleinen Anlagen. Denn das automatische Eindosieren der Komponenten spart Zeit und man muss nicht ständig den Füllstand im Anmischbehälter prüfen.


Futter lässt sich nicht unbegrenzt weit pumpen. Die Hersteller geben die maximale Leitungslänge mit ca. 300 m an. Bei größeren Leitungsquerschnitten sind auch bis zu 600 m möglich. Deshalb muss die Anmischstation geschickt platziert werden. Am besten steht sie in einer separaten Futterküche. Alternativ können die Anmischtanks sowie die übrige Technik auf dem Zentralgang untergebracht sein. Big Dutchman will zukünftig zudem eine Containerlösung anbieten, die sich flexibel außerhalb des Stalles positionieren lässt.


Pumpen begrenzen Ventilzahl:

Saugferkel brauchen stets frisches Futter. Das ist nur dann gewährleistet, wenn genügend Pumpen verbaut sind. Denn wenn zu viele Ventile an einer Pumpe „hängen“, dauert das Ausdosieren zu lange. Big Dutchman und Tewe statten grundsätzlich jeden Anmischbehälter mit einer eigenen Pumpe aus. Dadurch können drei Pumpen im Schnitt 600 Ventile ansteuern.


Die Pumpe muss sowohl dünnflüssige Milch als auch breiigen Prestarter transportieren können. Das funktioniert nur mit regelbaren Pumpen. Denn breiiges Futter muss mit einem höheren Druck gepumpt werden als dünne Milch. Ein zu hoher Druck beim Pumpen von Ferkelmilch würde zudem die darin enthaltenen hochwertigen Eiweiße zerstören. Prüllage, Schauer und Weda statten ihre Anlagen deshalb mit druckgeregelten Impellerpumpen aus. Tewe und Big Dutchman setzen auf frequenzgesteuerte Schnecken-Verdrängerpumpen.


Ferkel lieben warmes Futter:

Ferkel nehmen bei ihrer Mutter mehrmals täglich kleine Mengen körperwarme Milch auf. Folglich fressen sie auch lieber warmen Milchaustauscher bzw. Prestarter als kaltes Beifutter. Doch aufgepasst! Beim Anrühren muss zunächst die vom Futtermittelhersteller vorgeschriebene Anmischtemperatur eingehalten werden. Ferkelmilch z.B. muss beim Anmischen zwischen 35 bis 45°C warm sein. Nur dann löst sich das Pulver richtig auf. Passiert das nicht, drohen Verdauungsprobleme und Durchfall.


Ist das Futter aufgelöst, muss dieses wieder auf Körpertemperatur gebracht werden. Prüllage und Weda favorisieren Mischbatterien mit Warm- und Kaltwasseranschluss. Ein Temperaturfühler soll sicherstellen, dass die vorgeschriebene Anmischtemperatur beibehalten wird. Big Dutchman, Schauer und Tewe bieten sowohl eine Mischbatterie als auch einen Wärmetauscher an.


Big Dutchman baut am Anfang der Ringleitung einen zusätzlichen Temperaturfühler ein. Meldet dieser zu kaltes Futter, erhöht der Wärmetauscher die Solltemperatur.


Ring- oder Stichleitung?

Alle fünf Anlagenhersteller rüsten ihre Systeme mit Leitungen aus handelsüblichem PVC (Polyvenylchlorid) aus. Diese werden in der Regel oberirdisch im Stall verlegt. Das erleichtert die Installation und die Wartung.


Kleine Futtermengen erfordern Ringleitungen mit geringem Durchmesser. Denn nur mit kleinen Querschnitten lassen sich kleinste Futtermengen von unter 100 ml exakt ausdosieren. Alle fünf Hersteller bieten standardmäßig Leitungen mit 20 mm Durchmesser an. Weda hat zusätzlich Leitungen mit einem Durchmesser von 16 mm und Tewe Rohre mit 25 mm Durchmesser im Angebot. 25 mm-Leitungen bieten sich bei großen Leitungslängen von ca. 600 Metern an, weil der Widerstand bei kleinen Leitungen sonst zu hoch wäre.


Trog in der Buchtentrennwand:

Der Standort des Futtertroges ist wichtig. Denn die Ferkel sollen nicht durch ihn hindurchlaufen können und ihn auch nicht verkoten. Und leicht erreichbar muss er auch sein. Daher werden die Tröge standardmäßig in die Trennwand zwischen zwei Abferkelbuchten inte-griert. Weiterer Vorteil: Wenn sich zwei Würfe einen Trog teilen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Trog komplett leergefressen wird.


In puncto Trogform, -material und Funktionalität bieten die Hersteller eine breite Palette an. Bei allen Herstellern, mit Ausnahme von Prüllage und Schauer, hat man die Wahl zwischen Kunststoff- und Edelstahltrögen. Kunststofftröge lassen sich in der Regel aus der Halterung nehmen, Edelstahltröge kippen. Das ist auch gut so. Denn bei fest installierten Trögen steigt der Reinigungsaufwand leicht an. Sie lassen sich nur vor Ort in der Abferkelbucht waschen, und beim Reinigen der Fallrohre sammelt sich Spülwasser im Trog.


Einfache Steuerung:

Jeder Sauenhalter füttert seine Tiere anders. Wichtig ist daher, dass die Fütterung individuell an die Gegebenheiten des Betriebes angepasst werden kann. Sowohl die Zahl der Fütterungen als auch die Zahl der Futterkurven sollte variabel eingestellt werden können. Alle Hersteller, außer Weda, nutzen Futterkurven. Weda setzt dagegen auf Tagespläne und nutzt ventilbezogene Daten. Die Fütterungsanlage rechnet dabei automatisch anhand der Sensormeldungen die Zu- und Abschläge für den nächsten Tag aus.


Das Fütterungssystem von Big Dutchman ist außerdem in der Lage, mehrere Ventile gleichzeitig anzusteuern. Das heißt, mehrere Ventile erhalten zur selben Zeit Futter. Dadurch lässt sich die Anzahl der Fütterungen pro Trog und Tag nochmals steigern.


In Sachen Überwachung und Management ist besonders hilfreich, dass alle Systeme die Verbrauchsmengen der einzelnen Ventile genau protokollieren. Dadurch kann der Landwirt zum Beispiel Rückschlüsse auf die Milchleistung der Sauen ziehen.


Die Anlagen arbeiten standardmäßig alle mit einer eigenen Steuerungssoftware. Parallel dazu besteht die Möglichkeit, die Saugferkelfütterung mit einem bestehenden Fütterungssystem zu koppeln. Das funktioniert jedoch nur, wenn beide Systeme vom gleichen Hersteller stammen.


Die Nutzung von mobilen Computern wie zum Beispiel Tablets liegt im Trend. Bei fast allen Anlagenhererstellern ist die Steuerung und Überwachung der Fütterung per Handy und Tablet-PC möglich. Vorteilhaft daran ist, dass Sie direkt an der Abferkelbucht, vom Stallbüro oder von unterwegs aus Verbrauchsmengen oder Störungen einsehen können. Bei Big Dutchman lässt sich das Softwarepaket mit dem Big Farmnet und bei Prüllage mit der Cloud koppeln.


Wie hoch sind die Kosten?

Bleibt die Frage, was die Technik kostet. Wir haben die Firmen um ein Angebot für einen 280er-Sauenstall gebeten, der im dreiwöchigen Rhythmus betrieben wird. Dabei sollten zwei Abferkelabteile mit je 40 Buchten versorgt werden. Die Kalkulation sollte auf einer Standardausstattung mit zwei Anmischbehältern, zwei Futterkreisen und dem dazugehörigem Computersystem basieren. Übersicht 2 zeigt die Nettopreise der Anlagen. Für eine Saugferkel-Flüssigfütterung mit 80 Abferkelplätzen müssen Sauenhalter demnach zwischen 16200 und 27000 € in die Hand nehmen. Pro Abferkelbucht variieren die Anschaffungskosten zwischen 200 und 340 €.


Die Kosten sinken deutlich, wenn zum Beispiel 80 statt 40 Abferkelbuchten von einer zentralen Futterstation versorgt werden. Denn der Preis für die teure Anmischeinheit verteilt sich dann auf mehrere Abferkelbuchten.


Ann-Kathrin Stumpenhorst

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