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Gesunde Sauen, fitte Ferkel

Lesezeit: 10 Minuten

Voraussetzung für geringe Saugferkelverluste ist eine stabile Herdengesundheit. Wie Sie die Grundlage dafür schaffen, erläutert Dr. Claudia Lambrecht, Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW.


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Nur gesunde Sauen bringen gut entwickelte, widerstandsfähige Ferkel zur Welt. Und nur gesunde Sauen sind in der Lage, große Würfe optimal zu ernähren. Um die Gesundheit des Sauenbestandes zu stabilisieren, gilt es, an mehreren Punkten anzusetzen. Nachfolgend dazu die wichtigsten Tipps:


Jungsauen sorgfältig eingliedern:

Der erste und wichtigste Schritt zur Stabilisierung der Bestandsgesundheit ist eine sorgfältige Eingliederung der Jungsauen. Das gilt besonders für SPF-Tiere, die für bestimmte Erreger unverdächtig sein sollen. Denn im Empfängerbetrieb können sich diese ungeschützten Tiere mit Keimen anstecken, gegen die die Altsauenherde bereits immun ist. Im Extremfall kann sogar die Immunität der Altsauenherde durchbrochen werden, so dass ­diese ebenfalls erkrankt.


Deshalb sollten sich Ferkelerzeuger, Jungsauenlieferant und Hoftierarzt gemeinsam die Zeit nehmen, den Infektionsstatus der Jungsauen genau zu hinterfragen. Dabei sind folgende Aspekte wichtig:


  • Wie ist der Infektionsstatus des Ferkelerzeugerbetriebes?
  • Für welche Erreger sollen die Jungsauen unverdächtig sein?
  • Wogegen sind die Jungsauen geimpft? Wann war die letzte Impfung? Und welcher Impfstoff wurde eingesetzt?
  • Welche Impfungen sind erforderlich? Und wann müssen sie erfolgen?


Die Jungsauen sollten für mindestens sechs Wochen in einem räumlich, lüftungs- und gülletechnisch getrennten Eingliederungsstall untergebracht werden. Die Eingliederung darf auch gern länger dauern. Zumal die Erfahrung zeigt, dass Sauen, die bei der Erstbelegung mindestens 240 Tage alt sind, eine höhere Lebensleistung aufweisen.


Die Isolation im Quarantänestall dient dazu, keine Erreger aus der Bestandsherde zu den Jungsauen zu bringen, aber auch, um umgekehrt von den Jungsauen mitgebrachte Keime nicht in den Bestand zu tragen. Deshalb wird der Quarantänestall konsequent im Rein-Raus-Verfahren belegt sowie vor jedem Ein-stallen gereinigt und desinfiziert. Auch Stiefel und Kleidung sollten vor dem Betreten des Stalles gewechselt werden.


Tiere mit Unverdächtigkeitsstatus für bestimmte Erreger (SPF) sollten – je nach Infektionslage im Bestand – gleich nach der Anlieferung geimpft werden. Denn sonst können sie sich in einer positiven Herde schnell mit Mykoplasmen, PRRS oder anderen Erregern infizieren.


Zumindest die ersten drei Wochen nach der Anlieferung sollten die Neuankömmlinge isoliert stehen. Jeder Kontakt zur Bestandsherde muss vermieden werden. Erst wenn der Impfschutz nach Abschluss der Grundimmunisierung belastbar ist, kann in der so genannten Akklimatisations-phase ein kontrollierter Kontakt zu den Bestandskeimen hergestellt werden. Das kann durch Zustallen von jungen Schlachtsauen geschehen. Oder aber man bringt die Jungsauen für einen Tag zu den Altsauen in den Deck- oder Wartebereich.


Individuelles Impfprogramm:

Um gesundheitliche Störungen im Wartebereich früh zu erkennen, ist eine regelmäßige Beobachtung der Tiere und eine detaillierte Dokumentation der Leistungsparameter erforderlich. Fruchtbarkeitsstörun-­gen wie Rauscheprobleme, Umrauschen, Gebärmutterausfluss, Aborte, Frühgeburten oder Mumien sollten genau dokumentiert werden. Notieren Sie auch, wie viele Tiere betroffen sind und ob es sich um Jung- oder Altsauen handelt? Lassen sich noch andere Krankheitserscheinungen beobachten wie z. B. Husten?


Neben den Sauenplanerdaten liefert ein derartiger Vorbericht dem Tierarzt Hinweise darauf, ob infektiöse oder nicht infektiöse Ursachen vorliegen und welche Proben man für den Nachweis des jeweiligen Erregers ziehen sollte.


Eine häufige Ursache für Ausfluss und Umrauschprobleme sind verschleppte Gebärmutterentzündungen nach MMA-Problemen im Abferkelabteil. Aber auch Infektionen können das Fruchtbarkeitsgeschehen negativ beeinflussen. Die Übersicht zeigt, welche Erreger dabei eine Rolle spielen und wie man die Infektionen nachweisen kann.


Aufbauend darauf wird dann zusammen mit dem Tierarzt ein auf den Betrieb zugeschnittenes Impfkonzept entwickelt. Dieses Konzept muss sich am Erreger- und Impfstatus der Jungsauen, an der Erregersituation im Bestand und am Infektionsdruck in der Umgebung des Betriebes orientieren.


Parvoimpfung unverzichtbar:

Die Impfung gegen Parvoviren ist in den meisten Betrieben inzwischen Standard. Deshalb sieht man die typischen Krankheitserscheinungen – in verschiedenen Trächtigkeitsphasen abgestorbene Mumien, die zum normalen Geburtszeitpunkt geboren werden – nur noch selten. Aber auch Umrauschen, kleine Würfe und lebensschwache Ferkel gehören zum Krankheitsbild.


Durch die Impfung wurde das Virus nicht verdrängt. In ungeimpften Herden kann es nach wie vor zu hohen wirtschaftlichen Verlusten führen. Daher sollte die Parvoimpfung weiterhin eine Standardimpfung bleiben. Sie kann entweder als Bestandsimpfung alle vier Monate durchgeführt werden oder reproduktionsbezogen jeweils zwei bis drei Wochen vor dem nächsten Belegen.


PRRS: Alle vier Monate!

Auch die PRRS-Impfung ist in vielen Betrieben Standard. Denn der Infektionsdruck ist in den schweineintensiven Regionen unverändert hoch. Und das Krankheitsbild mit Spätaborten, tot geborenen bzw. lebensschwachen Ferkeln sowie Atemwegsproblemen in Ferkelaufzucht und Mast bereitet in ungeimpften Betrieben noch immer große Probleme.


Doch selbst in geimpften Herden können Krankheitssymptome auftreten. Das kann daran liegen, dass die Jungsauen unzureichend eingegliedert wurden. Oder daran, dass die Herdenimmunität durch andere Infektionen bzw. durch Mykotoxine geschwächt ist.


Neben Maßnahmen zur Senkung des Infektionsdrucks bietet ein mit dem Tierarzt erarbeitetes Impfkonzept den besten Schutz vor PRRS-Infektionen. Die meisten Betriebe arbeiten erfolgreich mit der Bestandsimpfung der Sauen alle vier Monate. Hier wird schnell eine gleichmäßige Bestandsimmunität aufgebaut.


Befinden sich die Ferkel im selben Gebäude und wurden nicht mitgeimpft, sollte der Impfabstand bei den Sauen besser auf drei Monate reduziert werden.


Wenn in einzelnen Betrieben in Zusammenhang mit der Impfung Krankheitserscheinungen beobachtet werden, kann dies unter anderem durch eine geschwächte Herdenimmunität oder weitere im Bestand vorliegende Erkrankungen bedingt sein. In diesem Fall kann mit dem Tierarzt ein reproduktionsbezogenes Impfschema besprochen werden, bei dem die frühe und die späte Trächtigkeit ausgespart werden.


Eine Variante ist, die Sauen vor dem Belegen zu impfen. Oder aber es kommt das 6/60-Schema zum Einsatz, bei dem die Sauen am 6. Tag nach der Geburt und noch einmal am 60. Tag zum Schutz der Hochträchtigkeit geimpft werden.


Eine einmalige Impfung während des Zyklus empfiehlt sich dagegen nur in Betrieben ohne akute Erkrankung. Denn der Impfabstand ist hier sehr weit.


Bei sichtbaren Krankheitserscheinungen im Bestand sollte immer ein Lebend-impfstoff eingesetzt werden. Denn die durch einen Lebendimpfstoff hervorgerufene Immunität ist belastbarer als die durch eine Totvakzine.


Auch gegen Circo impfen?

Eine PCV 2-Impfung der Sauen kann nicht pauschal für alle Betriebe empfohlen werden. Inzwischen ist jedoch belegt, dass das Virus nicht nur kümmernde Ferkel hervorrufen kann, sondern auch Fruchtbarkeitsstörungen wie z. B. Aborte in verschiedenen Trächtigkeitsstadien, Mumien, tot geborene und lebensschwache Ferkel.


Falls diese Probleme in Ihrem Bestand nachweislich unter Beteiligung des Circovirus auftreten, kann die Impfung der Sauen eine Option sein. Entsprechend der Zulassung werden die Sauen vor der Geburt geimpft. Da die Impfung zu einer Stabilisierung der Jungsauenfruchtbarkeit beiträgt, kann es darüber hinaus sinnvoll sein, auch die Jungsauen in der Eingliederungsphase zu impfen.


Influenza bereitet Sorge.

Große Auswirkungen auf die Sauenfruchtbarkeit können auch Influenza-Infektionen haben. Neben Atemwegsproblemen, die mit Fieber und Husten im ganzen Bestand einhergehen, kann die Infektion bei Sauen zu Aborten, kleinen Würfen, lebensschwachen Ferkeln, Milchmangel und erhöhten Umrauschraten führen.


Seit dem Jahr 2000 ist häufig ein neuer Subtyp (H1 H2) beteiligt, der einen milderen Krankheitsverlauf mit einer langsameren Ausbreitung im Bestand bewirkt. Dabei ist das Krankheitsgeschehen nicht nur auf die Wintermonate begrenzt, sondern ganzjährig zu beobachten. Es steht ein Impfstoff zur Verfügung, der alle drei beim Schwein auftretenden Subtypen abdeckt. Die Vakzine ist deutlich verträglicher als ältere Impfstoffe, die nur die beiden früheren Subtypen abgedeckt haben.


Die Impfung kann als Bestandsimpfung spätestens alle sechs Monate durchgeführt werden. Alle bisherigen Erfahrungen zeigen jedoch, dass der Abstand beim Vorliegen von Krankheitsproblemen auf vier Monate verkürzt werden sollte.


Reagieren einzelne Sauen z. B. mit Aborten auf die Impfung, kann auch auf eine reproduktionsbezogene Impfung umgestellt werden. Dabei werden sensible Phasen wie z. B. die Hochträchtigkeit bewusst ausgespart.


Auch die Mexikogrippe des Menschen (H1N1) kann beim Schwein zu milden Krankheitsverläufen führen. Das Virus wird bei der routinemäßigen Antikörper-Untersuchung zwar mit erfasst, aber nicht als solches unterschieden. Von den zugelassenen Impfstoffen wird es nicht ausreichend abgedeckt. Ein entsprechender Impfstoff durchläuft zurzeit jedoch das Zulassungsverfahren.


Problem Leptospiren:

Eine bakterielle Infektionskrankheit, gegen die zurzeit nicht geimpft werden kann, ist die Leptospirose. Die meldepflichtige Erkrankung kann zu Fruchtbarkeitsstörungen wie Umrauschen, Aborten, Mumien, tot geborenen und lebensschwachen Ferkeln führen. Da der Erreger mit dem Harn der Tiere ausgeschieden wird, kann er insbesondere bei der Gruppenhaltung von Sauen zu Problemen führen.


Der Nachweis erfolgt über die Antikörperuntersuchung im Blut. Der Erreger selbst lässt sich nur schwer anzüchten. Man kann aber versuchen, ihn in Abortmaterial, Zervixtupfern oder im Harn mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) nachzuweisen.


Die Leptospirose kann antibiotisch behandelt werden. Bei Bedarf muss die Behandlung wiederholt werden. In jedem Fall muss der Antibiotikaeinsatz durch geeignete Hygienemaßnahmen flankiert werden. Dazu gehört vor allem eine intensive Schadnagerbekämpfung.


Parasiten gezielt bekämpfen!

Ein weiterer Baustein zur Stabilisierung der Bestandsgesundheit ist die konsequente Bekämpfung von Endo- und Ektoparasiten. Denn insbesondere Räudemilben und Spulwürmer vermindern nicht nur das Wohlbefinden der Sauen. Sie können auch zu Erkrankungen führen. Hier sollte der negative Einfluss der durch die Lunge wandernden Spulwurmlarven auf die Lungengesundheit nicht unterschätzt werden!


In Gruppenhaltung ist der Infektionsdruck erhöht. Deshalb sollte die Parasitenbekämpfung hier zur Sicherheit alle vier Monate als Bestandsbehandlung durchgeführt werden, um so den Druck bei allen Sauen gleichzeitig zu senken.


Alternativ kann zehn bis 14 Tage vor dem erwarteten Geburtstermin im Wartebereich eine Räude- und Wurmbehandlung der Sauen durchgeführt werden. Bei der Behandlung mit sogenannten Avermectinen per Injektion oder über das Futter werden sowohl Endo- als auch Ektoparasiten erreicht.


Erfolgt dagegen über das Futter lediglich eine Entwurmung, müssen die Sauen zusätzlich per Wasch- oder Sprühbehandlung gegen Räude behandelt werden. Diese Behandlung muss im Abstand von zehn bis 14 Tagen wiederholt werden. Wichtig für den Behandlungserfolg ist, dass die Mittel ausreichend dosiert werden. Das gilt besonders für schwere Sauen, bei denen häufig unterdosiert wird. Außerdem dürfen die Eber bei der Behandlung nicht vergessen werden!


Auf Lahmheiten achten!

Beim Umstallen in den Abferkelstall sollten die Sauen dann gründlich geduscht werden. Das senkt nicht nur den Parasitendruck, sondern mindert auch den Infektionsdruck durch andere Erreger, die sich auf der Haut befinden. Dazu gehören z. B. Streptokokken oder Colibakterien und Clostridien, die die Saugferkel krank machen können. Steht keine Sauendusche zur Verfügung, sollten die Sauen zumindest in der Abferkelbucht gewaschen werden.


Unmittelbar vor der Geburt werden die Sauen dann noch einmal auf gesundheitliche Probleme untersucht, die den Geburtsverlauf und die Säugeperiode stören könnten. Beispiel: Lahme Sauen oder Tiere mit langen Stallklauen stehen nur ungern. Sie verbringen daher die meiste Zeit im Liegen oder Sitzen. Das erhöht die Gefahr von Erdrückungsverlusten. Zudem kann es zu aufsteigenden Gebärmutterentzündungen führen.


Auch auf Scheidenverletzungen sollten Sie achten, denn sie können die Geburt behindern. Und bereits bestehende Harnwegsinfektionen können in die geöffnete Gebärmutter aufsteigen. Sauen, die unter derartigen Problemen leiden, müssen deshalb gut betreut werden. Und schließlich: Kontrollieren Sie auch das Gesäuge auf Erkrankungen, um eine ausreichende Versorgung der Ferkel sicher zu stellen.

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