Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Gute Leistungen mit weniger Eiweiß

Lesezeit: 5 Minuten

Fütterungsversuche in der Schweiz zeigen, dass rund 30% der Schweine trotz Proteinunterversorgung normal wachsen. Peter Stoll, Forschungsanstalt Agroscope, stellt die Versuchsergebnisse vor.


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Verbraucher essen am liebsten mageres Fleisch. Die Veredlungsbranche hat deshalb in den letzten 30 Jahren alles daran gesetzt, den Magerfleisch-anteil im Schlachtkörper immer weiter zu erhöhen. Während die Züchter die Tiere entsprechend ihres Fleischansatzvermögens selektierten, haben Wissenschaftler analog dazu die Bedarfsnormen im Schweinefutter mehrmals angepasst. So stiegen zum Beispiel die Bedarfsempfehlungen für die Aminosäure Lysin zwischen 1988 und 2012 um fast 36%. Viele Landwirte arbeiten zudem mit Sicherheitszuschlägen im Futter, die bis zu 10% über den Empfehlungen liegen.


Die Entwicklung hin zu mehr Fleisch hat dazu geführt, dass die Nährstoffausscheidungen der Tiere gestiegen sind. Trotz nährstoffreduzierter Fütterungsstrategien ist aufgrund gestiegener Tierzahlen neben Phosphor (P) vor allem Stickstoff (N) zu einem Problem für viele landwirtschaftliche Betriebe geworden. Das liegt auch daran, dass die vom Tier genutzte N-Menge mit zunehmender N-Zufuhr abnimmt. Viele Landwirte in der Schweiz und in Deutschland kämpfen mittlerweile mit erheblichen N-Überschüssen.


Und der Druck wächst weiter: In Deutschland z.B. wird derzeit die Düngeverordnung überarbeitet. Geplant ist unter anderem, die anrechenbaren Lagerverluste bei Stickstoff von 30 auf 20% zu verringern. Das setzt viele Schweinehalter zusätzlich unter Zugzwang, sie müssen die Nährstoffausscheidungen ihrer Tiere reduzieren.


Geht weniger Protein?

Am einfachsten wäre natürlich ein Bestandsabbau. Doch das ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich. Also müssen andere Mittel und Wege gefunden werden. In der Schweiz zeigen aktuelle Versuche, dass man den Proteineinsatz deutlich senken kann, ohne dass Einbußen in den Mast- und Schlachtleistungen zu erwarten sind. Bei gleichbleibender Tierzahl könnten Ferkelerzeuger und Mäster so ihre Nährstoffüberschüsse reduzieren.


Für die Fütterungsversuche wurden die Schweine in vier Futtergruppen unterteilt. Die Bedarfsempfehlungen gelten in Anlehnung an die Schweizer Werte, die im Großen und Ganzen den deutschen Werten entsprechen.


  • Kontrolle (K): Fütterung der Tiere nach Bedarfsempfehlung.
  • Versuchsgruppe K-plus: Erhöhung der dünndarmverdaulichen (pcv) Aminosäuren- und Rohproteingehalte um 5% über Bedarfsempfehlung. Das Futter enthielt 164, 137 bzw. 123 g Rohprotein in den Gewichtsabschnitten 20 bis 60, 60 bis 100 bzw. 100 bis 140 kg Lebend-gewicht.
  • Versuchsgruppe R: Absenken der dünndarmverdaulichen (pcv) Aminosäuren- und Rohproteingehalte um 20% unter Bedarfsempfehlung. Die Rohproteingehalte lagen bei 127, 113 bzw. 98 g je kg Futter.
  • Versuchsgruppe R-plus: Reduzierung der dünndarmverdaulichen (pcv) Aminosäuren- und Rohproteingehalte um 15% unter Bedarfsempfehlung. Das eingesetzte Schweinemastfutter enthielt 139, 121 bzw. 103 g Rohprotein in den einzelnen Gewichtsabschnitten.


20% mehr N im Tierkörper:

Erstes Ziel der Untersuchung war zu überprüfen, ob der N-Gehalt im Leerkörper des Tieres (Lebendgewicht minus Inhalt Magen-Darm-Trakt und Harnblase) aufgrund der Erhöhung der Bedarfswerte angestiegen ist.


Wie Übersicht1 auf Seite S15 zeigt, sind die Werte seit 1985 tatsächlich deutlich gestiegen. Vor gut 30 Jahren lag der N-Gehalt noch bei rund 22 g je kg Lebendmasse. Heute sind es im Schnitt 26 g, was einer Zunahme von gut 20% entspricht. Deutlich höhere N-Gehalte findet man vor allem in Schlachtkörpern von intakten Jung-ebern, was in erster Linie den höheren Proteingehalten in den Futtermischungen geschuldet sein dürfte.


Dank der züchterischen Verbesserung der Futterverwertung nutzen die Schweine die Nährstoffe heute effizienter. In Schweizer Mastbetrieben liegt die N-Effizienz im Bereich von 25 bis 35%. Unter Versuchsbedingungen und ohne unnötige Sicherheitszuschläge ist sogar eine N-Effizienz von im Mittel fast 50% möglich, wie der Versuch bestätigt. Dabei weisen jüngere Tiere eine höhere Effizienz auf als ältere Mastschweine. Mit steigenden Masttagszunahmen verwerten die Tiere die Nährstoffe außerdem besser. Übersicht 2 verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Körpergewicht, Mastleistung und N-Effizienz.


Weniger Protein möglich:

Wie in der Übersicht3 dargestellt, führt eine Erhöhung der Aminosäuren- bzw. Rohproteinzufuhren um 5% zu steigenden Lebendmassezunahmen. Teilweise lagen die Zunahmen in der Futtergruppe „K-plus“ um bis zu 150 g höher.


Entsprechend hohe Zunahmen führen in der Praxis regelmäßig dazu, dass die Nährstoffgehalte im Futter noch weiter angehoben werden. Schließlich sollen hohe Leistungen möglichst optimal „ausgefüttert“ werden. Das Problem dabei: Die Mischungen werden dadurch um 3 bis 6% teurer. Zudem werden die N-Bilanz und die N-Effizienz negativ beeinflusst.


Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es nicht Schweine gibt, die auch bei geringerer Nährstoffausstattung hohe Leistungen erzielen? Ist wirklich das Tier mit dem höchsten Leistungspotenzial auch dasjenige, das die Aminosäuren am effizientesten verwertet? Der Fütterungsversuch gibt hierzu Antworten.


Auffallend war, dass die Tageszunahmen bei 20% der R-Tiere (minus 20%) über dem Mittelwert der K-Tiere lagen. Bei den R-plus-Schweinen (minus 15%) erreichten sogar über 30% der Schweine trotz Unterversorgung Wachstumsleistungen, die über dem Mittel der Kontrolltiere lagen. Knapp ein Viertel der Tiere in beiden Gruppen wiesen Zunahmen von über 950 g auf. Die N-Effizienz dieser Schweine war damit klar besser als diejenige der Kontrolltiere!


Sojaimporte senken?

Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es sich durchaus lohnt, die Schweine auf ihre N-Effizienz hin zu selektieren. Denn mit solch proteineffizienten Tieren könnten erhebliche Mengen Soja eingespart und Futterkosten gesenkt werden.


In zukünftigen Fütterungsversuchen muss jetzt geprüft werden, wie die Selektion auf N-Effizienz genau aussehen könnte. Dabei darf keine Radikalkur erfolgen, sondern das Angebot an Aminosäuren und Rohprotein muss schrittweise reduziert werden.-ar-

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.