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Handel sucht Pigport-Schweine

Lesezeit: 5 Minuten

Matthias Brandmeir und Ulrike Steger bewirtschaften 3000 Pigport-Mastplätze. Das Fleisch vermarkten sie an die Handelskette Kaufland.


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Ulrike Steger ist Quereinsteigerin in die Landwirtschaft und betrachtet viele Dinge deshalb gerne auch von einem anderen Standpunkt aus. So war es auch, als sie und ihr Mann Matthias Brandmeir sich Anfang 2000 erste Gedanken zur weiteren Entwicklung des Hofes machten. „Wir wollten die Schweinemast erweitern, dabei den Fokus aber nicht nur auf die Mast- und Schlachtleistungen sowie die Arbeitseffizienz legen. Uns war das Tierwohl, das viele Verbraucher heute fordern, ebenso wichtig. Die Tiere sollten Auslauf haben und Stroh bekommen“, erklärt die gelernte Pädagogin aus dem bayerischen Affing in der Nähe von Augsburg.


Sechs Pigports:

Im Rahmen eines Fortbildungsseminars und zahlreichen Stallbesuchen informierten sich beide intensiv über das Pigport-Stallkonzept. „Wir wollten nicht die Katze im Sack kaufen, sondern von Berufskollegen wissen, worauf wir uns einlassen“, macht Ulrike Steger deutlich.


Nach dem mehrmonatigen Informationsmarathon stand dann sehr schnell fest, dass der nächste Maststall ein Pigport wird. Und bereits Ende 2002 war der Stall mit 500 Mastplätzen bezugsfertig. Heute, 15 Jahre später, bewirtschaftet das Ehepaar auf zwei Standorten 3000 Mastplätze in sechs Pigport-Ställen. Hinzu kommen 1100 Tiere, die in einem ca. 40 Jahre alten konventionellen Stall gemästet werden.


Alle Pigports sind identisch aufgebaut. An der Nordseite der jeweils 70 m langen Gebäude liegt der 1 m breite Kontrollgang. Links davon befindet sich der planbefestigte Liegebereich mit den Ruhekisten. Jeder Ruhebereich ist 3,5 m tief und 2,5 m breit. Ein Foliendeckel, den das Betriebsleiterehepaar elektrisch hoch- und runterfahren kann, schützt die Mastschweine vor Zugluft.


Ebenfalls im Innern des Gebäudes befindet sich der 2 m tiefe und mit Ökobetonspalten ausgelegte Fressbereich, hier steht auch der Futtertrog für die Sensor-Flüssigfütterung. Durch eine Wandöffnung betreten die Schweine den 5 m tiefen, mit Vollspaltenboden ausgelegten Außenauslauf.


Heizung im Boden:

Gelüftet werden die sechs Ställe mittels Schwerkraftlüftung. Die Zuluft strömt über ein überdimensionales Wandventil, das an der gesamten Längsseite des Stalles entlang-läuft, ins Gebäude. „Die ca. 2,5 m hohe Stellklappe ist auf halber Höhe gelagert und kippt nach innen weg, wenn mehr Luft in den Stall strömen soll“, erklärt Matthias Brandmeir das einfache Funktionsprinzip. Auf der gegenüberliegenden Seite kann er an heißen Sommer-tagen zusätzliche Lüftungsklappen öffnen, sodass noch mehr frische Luft quer durch den Stall strömt.


Beheizt wird der Stall nicht, nur in der Liegefläche ist eine Fußbodenheizung eingebaut. „Diese besteht aus drei Heizsträngen, die wir nach dem Einstallen der neuen Ferkel für maximal zwei Wochen anstellen. So machen wir den Tieren den Liegebereich schmackhaft und sorgen dafür, dass die Schweine die Festfläche sauber halten“, erklärt Matthias Brandmeir. Mithilfe der Fußbodenheizung gelingt es ihm auch, kranke Tiere schneller zu finden. Der Unternehmer lässt einfach den Heizstrang an, der am Gang entlangläuft. „Kranke Schweine ziehen sich hierher zurück, dadurch erkenne ich die Tiere sofort“, berichtet Brandmeir zufrieden.


In puncto Leistung können die Schweine aus den sechs Pigport-Ställen locker mit den Tieren aus dem konventionellen Stall mithalten. Die Tageszunahmen liegen bei 850 g, die Futterverwertung bei 1:2,78 und die Verluste bei 1,5%. Mit den biologischen Leistungen sind Matthias Brandmeir und Ulrike Steger gut zufrieden, nur die Verlustrate ist beiden zu hoch. Einen Grund dafür haben sie bereits gefunden: „Seit der Einführung der Antibiotika-Datenbank steigen die Verluste. Das Problem ist, dass wir Landwirte jetzt seltener Antibiotika einsetzen, um die Grenzwerte einzuhalten. Der gewissenhafte Einsatz ist einerseits zwar richtig und sinnvoll, der Gesetzgeber muss aber auch darauf achten, dass er mit der Antibiotika-Datenbank nicht die falschen Akzente setzt. Denn kranke Tiere müssen behandelt werden“, appelliert die Unternehmerin an die Politik.


LEH will die Schweine:

Auch finanziell sind die Pigports für Ulrike Steger und Matthias Brandmeir interessant. Inklusive der Erschließung des neuen Standortes und des Kaufs einer neuen Flüssigfütterung für alle sechs Ställe haben sie gut 400 € pro Mastplatz bezahlt. Heizkosten entstehen nicht, weil sie die Abwärme aus der betriebseigenen Biogasanlage nutzen. Und der Stromverbrauch ist sehr gering, da nur ein paar Stellmotoren laufen. „Im Ringvergleich liegen wir mit unserer Direktkostenfreien Leistung im oberen Mittelfeld“, freut sich Matthias Brandmeir.


Dass die Investition in die Pigports richtig war, steht für Familie Brandmeir-Steger auch deshalb außer Frage, weil die Tierwohl-Schweine bei Abnehmern hoch im Kurs stehen. „Uns spielt die ganze Diskussion um mehr Tierwohl in die Hände. Denn wir bieten mit unserem Stallkonzept genau das, was der Lebensmittelhandel will“, erklärt Ulrike Steger.


12 € Aufschlag:

Käufer der Tiere ist das Unternehmen Kaufland. Wöchentlich werden 150 Mastschweine über die Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben an die Supermarktkette geliefert. Gemeinsam mit Kaufland haben Ulrike Steger und Matthias Brandmeir im Vorfeld eine Kriterienliste aufgestellt, die sie einhalten müssen. Vereinbart wurde u.a., dass jedem Schwein 1,4 m2 Fläche zur Verfügung stehen, dass die Tiere täglich etwas Stroh als Beschäftigungsmaterial erhalten und Außenauslauf bekommen. Für ihren Mehraufwand erhalten die Landwirte momentan einen Bonus von 12 € pro Schwein.


„Mit Kaufland läuft die Zusammenarbeit gut. Gemeinsam konnten wir zum Beispiel festlegen, welche Tierwohl-Kriterien in unserem Stall sinnvoll sind. Starre Vorgaben gibt es bei deren Konzept nicht, das Unternehmen versucht auf die Bedürfnisse der Landwirte einzugehen“, lobt Matthias Brandmeir die Zusammenarbeit. -ar-

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