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Hohe Mastleistungen an der frischen Luft

Lesezeit: 10 Minuten

Familie Schulze-Heil mästet ihre Schweine seit mehreren Jahren erfolgreich im Pig Port-Stall. Die „Frischluft-Schweine“ machen sich genauso gut wie die konventionell gehaltenen Tiere.


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Vor fünf Jahren entschied sich Schweinemäster Elmar Schulze-Heil aus dem münsterländischen Amelsbüren für den Bau eines neuen Maststalles. Zuvor schaute sich der Landwirt verschiedene Stallkonzepte an. Darunter war auch das Pig Port-Konzept, das vom süddeutschen Fachberater Rudolf Wiedmann entwickelt wurde. „Der Pig Port-Stall ist ein Außenklima-stallsystem für Mastschweine“, berichtet der Schweinemäster.


Zwei Dinge haben den 48-Jährigen und seine Frau Margret von dem Konzept überzeugt. Er erklärt: „Nicht nur die hohe Arbeitsqualität und die niedrigen Energiekosten waren für uns ausschlaggebend, in einen Offenstall zu investieren. Für uns zählte auch das Mehr an Tierwohl. Die Tiere haben viel frische Luft und Tageslicht“, betont der Landwirt. Nach dem intensiven Austausch mit Berufskollegen und nach umfangreichen Recherchen sowie mehreren Betriebsbesichtigungen in Baden-Württemberg nahm das Ehepaar den 600er-Pig Port-Stall 2013 schließlich in Betrieb. Parallel dazu bewirtschaftet der Betrieb Schulze-Heil heute noch 1400 konventionelle Mastplätze sowie 90 ha Ackerland. Zwei Auszubildende helfen dem Landwirt bei der Arbeitserledigung.


Ausrichtung ist entscheidend:

Wie die Übersicht zeigt, besteht der 70m lange und gut 12m breite Stall aus zwei Gebäudeteilen. In der rechten Hälfte ist der Liege- und Ruhebereich untergebracht, in der linken Hälfte der Außenauslauf.


Der rechte Gebäudeteil steht auf der Nordseite des Stalles. Die Außenwand ist gemauert, etwa 2,6 m hoch und mit Fenstern ausgestattet. Die innere Wand, die den Liege- vom Auslaufbereich trennt, ist rund 3,8 m hoch. Hier sind im oberen Bereich Stellklappen eingebaut. Das Dach besteht aus einer Holzkonstruktion und ist mit handelsüblichen Dämmplatten isoliert.


Der gesamte Stall ist in drei Abteile mit je zehn Buchten unterteilt. Jede Bucht ist 6,2 m tief und 2,25 m breit. Zur Gangseite hin sind zwei Drittel jeder Bucht planbefestigt. Um den Tieren den Liegebereich schmackhaft zu machen, hat Schulze-Heil eine Fußbodenheizung eingebaut. Um die Wärme in den Buchten zu halten, hat der Landwirt einen Deckel über den Buchten installiert. Diesen kann er auf Knopfdruck hoch- und runterfahren. Ein Gefälle von 4% soll zudem gewährleisten, dass der Boden trocken und sauber bleibt. Im zum Auslauf gewandten Buchtenbereich liegen 2 m lange Spaltenböden.


Im linken Gebäudeteil befindet sich der Außenauslauf, der 70 m lang und 5 m breit ist. Er schließt sich direkt an das Stallinnere an und ist komplett überdacht. Das Dach hat eine Neigung von 18° und endet 66 cm oberhalb des Hauptdaches. Dadurch kann die Luft im Stall immer gut zirkulieren.


Die komplette Überdachung des Auslaufs ist ungewöhnlich. Denn standardmäßig ist beim PigPort 3 der Auslauf nur zu maximal zwei Drittel überdacht. Elmar Schulze-Heil hat diese Variante aber bewusst gewählt, weil der Gülle-lagerraum inklusive der errechneten jährlichen Regenmenge sonst nicht ausgereicht hätte.


Im Betrieb Schulze-Heil haben die Mastschweine jederzeit die Möglichkeit, den Auslauf zu nutzen. Dazu müssen sie nur eine 0,4x0,9 m große Schwenktür aus Kunststoff einfach mit dem Rüssel nach außen hin aufdrücken. Jede Bucht im Auslauf ist 5 m tief und 2,25 m breit. Der Auslauf ist komplett mit Spaltenboden ausgelegt. Unter den inneren und äußeren Spalten befindet sich ein 1,5 m tiefer Güllekeller mit Zirkulationssystem.


Bewegliche Buchtentore im Auslauf trennen die einzelnen Buchten voneinander. Eine 0,5 m hohe Betonmauer vor Kopf begrenzt den Auslauf. Darüber liegende Rohre verhindern, dass die Schweine aus der Bucht herausspringen. Ein zusätzlicher Zaun auf der Südseite soll die Tiere zudem vor Kontakt mit Wildtieren schützen.


Die Futterversorgung findet innen statt. Die Tiere bekommen ihr Futter in einem 2 m langen Trog mit Sensor. Zwei Buchten teilen sich einen Trog, das Tier-Fressplatzverhältnis beträgt 1:3,3.


Die Wasserversorgung stellt der Schweinemäster über Schalentränken im Inneren des Stalls und Nippeltränken im Außenauslauf sicher. Wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, stellt der münsterländische Unternehmer die Wasserzufuhr im Auslauf ab.


Gutes Management wichtig:

Beim Thema Management stellt Elmar Schulze-Heil eines sofort klar: „Von alleine läuft das System nicht, das Management muss stimmen“, lautet seine mehrjährige Erfahrung. Zu Beginn der Mast muss vor allem die Buchtenbelegung passen. Zuerst stallt Schulze-Heil 40 Tiere in eine Bucht ein, drei Wochen später reduziert er die Belegdichte auf 20 Tiere pro Bucht und füllt die zu anfangs leer gebliebenen Buchten auf. Denn nur die Doppelbelegung garantiert, dass den jungen Schweinen im Ruhebereich warm genug ist und sie diesen zum Liegen nutzen sowie im Auslauf auf den Spalten abkoten.


Sind die Schweine eingestallt, muss der Landwirt in puncto Klimasteuerung einiges beachten. Denn das Besondere an seinem Pig Port-Stall ist, dass es keine Zwangsbelüftung wie in einem konventionellen Maststall gibt. Wichtig ist bei diesem Stalltyp, dass es im Sommer auf der Nordseite des Gebäudes kühl bleibt, damit die Schweine die Festfläche nicht in eine Suhle umfunktionieren. Bei Temperaturen über 20°C öffnet Schulze-Heil deshalb den Deckel über den Buchten und die Stellklappen zur Südseite Stück für Stück. Zusätzlich kann er die Fenster an der Nordseite aufstellen, sodass sich der Luftaustausch erhöht.


Im Winter geht der Landwirt wie folgt vor: Bei niedrigen Außentemperaturen lässt Schulze-Heil das Rollo entlang des Auslaufes komplett oben. Dadurch verhindert er, dass die Schweine im Auslauf in der kalten Zugluft stehen. „Dank zweier Antriebsmotoren, die ich preiswert aus einem alten Gewächshaus gekauft habe, kann ich das Rollo bequem per Knopfdruck hoch- und runterfahren“, so der Mäster.


Im Innern des Stalles lässt er den Deckel über dem Liegebereich unten und stellt die Fußbodenheizung an. Mithilfe der Körperwärme der Tiere herrschen im Liegebereich dann angenehme 20 bis 25°C. „Selbst bei Außentemperaturen unter Null Grad bleibt der Stall innen frostfrei“, schildert der Schweinemäster seine mehrjährigen Erfahrungen. Aufgrund der guten Isolierung hat Elmar Schulze-Heil nie weniger als 10°C im Stallinneren gemessen. Daher gibt es keinerlei Probleme mit der Fütterung und den Wasserleitungen.


Mehr Platz, mehr Tierwohl:

Neben der guten Arbeitsqualität freut sich Familie Schulze-Heil auch über das Mehr an Tierwohl. Denn im Pig Port-Stall stehen jedem Schwein 1,15 m2 zur Verfügung. Das sind über 40% mehr Platz als üblich. „Durch das größere Platzangebot können die Schweine die großen Buchten viel besser einteilen, ihren Bedürfnissen eher nachkommen und sich besser aus dem Weg gehen als in unserem konventionellen Stall“, ist sich Elmar Schulze-Heil sicher.


Arbeitstechnisch gesehen macht der Pig Port kaum Mehrarbeit. Im Vergleich zu seinen konventionellen Ställen sind zum Beispiel der Zeitaufwand für die Tierkontrolle und das Management kaum höher. In jedem seiner Ställe muss Landwirt Schulze-Heil die Tiere genau beobachten und das Klima regulieren. Im konventionellen Stall muss der Landwirt die Heizung und die Lüftung einstellen, im Pig Port-Stall stellt er die Stellklappen, den Buchtendeckel sowie das Rollo passend ein. Lediglich die längeren Arbeitswege aufgrund der einreihigen Aufstallung im Pig Port-Stall erhöhen den Zeitaufwand etwas.


Genauso wie die konventionellen Ställe reinigt Elmar Schulze-Heil auch den Pig Port-Stall nach dem Verkauf der Mastschweine. Größere Probleme gibt es dabei nicht, lediglich bei Temperaturen unter Null Grad kann er den Auslauf nicht reinigen. Doch bisher sind die Tage an denen er die Tiere verkauft hat, nicht mit frostigen Tagen zusammen-gefallen. „In der Regel haben wir ziemlich milde Winter, da mache ich mir keine Sorgen, dass man keinen frostfreien Tag erwischt“, sieht Elmar Schulze-Heil die Situation gelassen.


Gesündere Schweine:

Gute Erfahrungen hat der Landwirt beim Umgang mit seinen „Frischluft-Schweinen“ gemacht. Die Tiere im Offenstall sind viel entspannter. Beispielsweise kann er die Tiere am Ende der Mast problemlos alleine verladen. „Sie haben überhaupt keine Angst beim Treiben oder vor neuen Geräuschen. Dadurch steigt die Arbeitsqualität stark an“, berichtet Schulze-Heil zufrieden.


Zufrieden ist der Mäster auch mit der Tiergesundheit. 1,10 € Tierarztkosten pro Mastschwein im Pig Port-Stall und 1,95 € im konventionellen Stall sprechen für sich selbst. „Die Pig Port-Tiere werden zwar auch krank, aber sie sind viel schneller wieder gesund. Durch den Außenklimareiz scheinen sie einfach vitaler zu sein“, betont Schulze-Heil.


Die gute Tiergesundheit führt er auch auf den stabilen Ferkelbezug zurück. Seine Tiere bekommt er seit über 15 Jahren von einem nur 20 Minuten entfernt liegenden Ferkelerzeugerbetrieb geliefert. Hinzu kommt, dass nur drei Altersgruppen auf dem gesamten Betrieb stehen. „Mein Ferkelerzeuger und ich haben uns darauf geeinigt, dass die Sauenherde im Fünf-Wochen-Rhythmus gefahren wird“, beschreibt der Mäster die Situation.


Seit eineinhalb Jahren wird zudem ein neues Impfkonzept umgesetzt. „Wir impfen die Tiere jetzt nicht mehr nur gegen Mykoplasmen und Circoviren, sondern auch gegen PRRS“, erklärt der Schweinehalter. Ein striktes Hygiene-Management im gesamten Betrieb sichert den gesundheitlichen Zustand zusätzlich ab.


Damit sich die Tiere rundum wohl fühlen und keine Magen-Darm-Probleme bekommen, setzt Schulze-Heil Maissilage im Futter ein. Damit hat er sehr gute Erfahrungen gemacht. „Seitdem wir bis zu 4% Silage in die Ration einmischen, haben wir keine Darmverdrehungen mehr“, so der Mäster. Und die Maissilage ist aus seiner Sicht nicht nur ein guter Rohstoffträger, sondern sie eignet sich auch hervorragend als Beschäftigungsmaterial. Der Mäster beobachtet immer wieder, dass die Tiere die herausgefallenen Maisreste sehr gerne zum Spielen nutzen.


Mittlerweile streut der Landwirt die Festflächen sogar gezielt mit getrockneten Maiskörnern ein. Der Geschmack scheint besonders attraktiv für die Tiere zu sein. Und damit nicht genug. Die Maiskörner scheinen auch nützlich in Bezug auf das Thema Schwanzbeißen zu sein. So hat der Betriebsleiter, der mit insgesamt drei Mastdurchgängen am NRW-Ringelschwanz-Projekt teilgenommen hat, keine Probleme mit Beißereien in der Mast gehabt. „Die Tiere waren so gut beschäftigt, dass es keine Probleme gab“, schildert der Landwirt seine Erfahrungen. Gemeinsam mit seinem Ferkelerzeuger plant er deshalb einen weiteren Mastdurchgang mit rund 260 Langschwanz-Tieren.


Hohe Mastleistungen:

In puncto Mast-ergebnisse kann es der Pig Port-Stall durchaus mit einem konventionellen Stall aufnehmen. Elmar Schulze-Heil erzielt mit seiner BHZP-Genetik 850 g Tageszunahmen und 1,01 Indexpunkte pro Kilogramm Schlachtgewicht. In der konventionellen Haltung schaffen die selben Tiere mit 860 g Tageszunahmen nur 10 g mehr und die Indexpunkte sind gleich hoch. Die Futterverwertung liegt bei jeweils 1 : 2,65, die Verluste betragen weniger als 2%.


Ein wichtiges Ziel für Landwirt Schulze-Heil ist nun die Optimierung der Vermarktung. „Bislang bekommen wir für unsere Frischluft-Schweine den gleichen Preis wie für die konventionell gemästeten Tiere. Das will ich auf Dauer ändern, denn wir bieten den Tieren mehr Komfort“, nennt der Mäster seine Ziele.


Erste Erfolge kann er bereits vorweisen. Ab Herbst dieses Jahres bekommt der Schweinemäster von seinem Schlachthof 10% Aufschlag auf den Schweinepreis für die Pig Port-Tiere.


Geringere Kosten:

In puncto Baukosten sieht der Mäster nur einen kleinen Vorteil. Zwar musste er weniger für den Oberbau bezahlen als bei einem konventionellen Maststall, der umbaute Raum ist beim Pig Port aber deutlich größer. Am Ende hat der Stall gut 400€ pro Platz gekostet. Das sind nur etwa 50 bis 100€ pro Platz weniger als bei einem konventionellen Maststall.


Die laufenden Kosten liegen allerdings deutlich unter dem eines zwangsbelüfteten Maststalls. Das liegt vor allem daran, dass man im Pig Port keine aufwendige Heizungs- und Lüftungstechnik benötigt. „Allein die Energiekosten liegen bei uns etwa 45 Cent geringer“, berichtet Schulze-Heil.


Nach mittlerweile fünf Jahren Erfahrung mit der „Frischluft-Mast“ steht für Elmar Schulze-Heil und seine Frau fest, dass der Bau des Offenstalls die richtige Wahl war. „Die niedrigeren Energiekosten, das bessere Tierwohl und die hohe Arbeitsqualität bei gleichen Mastleistungen bestätigen uns, dass wir uns damals richtig entschieden haben“, so das zufriedene Fazit des münsterländischen Ehepaars.


Ann-Kathrin Stumpenhorst

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