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Schweinehalter

Hollands Schweinebarone – die Könige des Ostens

Die niederländischen Schweinehalter breiten sich besonders in Ostdeutschland immer weiter aus.

Lesezeit: 6 Minuten

In Sachsen-Anhalt sind mittlerweile 60 % aller Sauen in niederländischer Hand, in Thüringen über 50 %. Auch die Mast in Ostdeutschland haben sie fest im Griff, wie Martin ten Hooven heraus­fand.


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In Ostdeutschland breiten sich die niederländischen Schweinehalter immer mehr aus. Vor allem in Sachsen-Anhalt und Thüringen ist die Schweinehaltung inzwischen fest in niederländischer Hand, wie die Grafik zeigt. In diesen beiden Bundesländern stehen mehr als 50 % der Sauen unter holländischer Regie. Aber auch in den anderen drei ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen mischen die Schweinehalter aus unserem Nachbarland immer stärker mit.


Inzwischen befindet sich fast ein Drittel des gesamten Sauenbestandes der neuen Bundesländer im Besitz niederländischer Eigentümer. Bei den Mastschweinen ist es nahezu ein Viertel!


DDR-Großanlagen locken Schweinehalter an


Warum die neuen Bundesländer für die niederländischen Schweinebarone so attraktiv sind, lässt sich an ein paar Tat-sachen leicht festmachen:


Die deutsche Sprache ist für Holländer kein Problem. Entweder beherrschen sie sie schon, oder sie erlernen sie relativ schnell.


Die Kulturen in Deutschland und in den Niederlanden sind sich sehr ähnlich. Das hilft den Niederländern, in Deutschland akzeptiert zu werden.


Die überdurchschnittliche Größe der Ostbetriebe ist reizvoll. Bereits zu DDR-Zeiten lag die Standardgröße bei 1 500 Sauen oder 20 000 Mastschweinen. In Holland lag die durchschnittliche Bestandsgröße im Jahr 1990 bei 426 Tieren.


In den neuen Bundesländern steht ausreichend Ackerland zur Verfügung. Die Gülleentsorgung ist kein Problem.


Durch staatliche Aufkaufaktionen versilberten viele niederländische Schweinehalter ihre Betriebe daheim und investierten den Erlös in ostdeutsche Großanlagen. Zudem gab es Fördermittel.


Die Holländer waren schnell. Sie nutzten als erste die Gunst der Stunde und kauften Produktionsstandorte auf. Dabei spielte ihnen in die Hände, dass viele ehemalige Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG‘s) nach der Wende keine Kredite erhielten.


Sahnestücke sind fest in holländischer Hand


Weil die Niederländer direkt nach der Wende in Ostdeutschland aktiv wurden, sicherten sie sich sehr schnell die besten und größten Produktionsanlagen. Nach dem Kauf wurden die ehemaligen LPG‘s von innen modernisiert. Die Ställe wurden entkernt und renoviert. Sofort setzten die neuen Eigentümer holländische Fachkräfte ein, die die fachliche Leitung der Anlagen übernahmen. Die eigentliche Stallarbeit teilte man sich mit ortsansäs-sigen Fachleuten.


So ist es unseren Nachbarn schließlich gelungen, regelrechte Industriekomplexe aufzubauen. Manche Schweinehaltungsanlage verfügt heute über mehrere Hek-tar Dachfläche und einige Tausend Sauenplätze.


So hält zum Beispiel der Betrieb van Asten im thüringischen Nordhausen heute 6 000 Sauen und bewirtschaftet 30 000 Mastschweineplätze. Der Betrieb Straathof in Gladau hat knapp 14 000 Sauen und 25 000 Mastplätze. Van Gennip hält in Sandbeiendorf 5 000 Sauen und 6 000 Mastschweineplätze. Der Betrieb Bolder en Arts in Tornitz steht dem in nichts nach. Hier werden 6 000 Sauen gehalten, zudem verfügt die Anlage über 30 000 Mastschweineplätze. Und die Liste der holländischen Schweinebarone ließe sich sogar noch ein Stück weit fortführen.


Widerstand gegen Megabetriebe wächst


Doch die Groß-Schweinehalter spüren inzwischen auch Gegenwind. War es nach der Wende noch relativ leicht, eine alte DDR-Großanlage neu in Betrieb zu nehmen, formiert sich inzwischen Widerstand. Viele Behörden lehnen neue Bauanträge für Großprojekte ab. Auch die Bevölkerung macht gegen die niederländischen Megaställe in der ostdeutschen Schweinehaltung mobil.


Mittlerweile liegen zahlreiche Bau-voranfragen für Umbauprojekte mit mehreren tausend Sauen oder zehntausenden Mastschweinen aufgrund von Bürgerinitativen auf Eis. Und eine Genehmigung für einen Neubau auf der grünen Wiese zu bekommen, scheint heute auch in Ostdeutschland fast unmöglich.


Umweltorganisationen führen die absurdesten Argumente an, um solche Betriebe zu verhindern. Sie nutzen gezielt die Unsicherheiten und Ängste der Bürger. Sie warnen vor Gestank, Krankheitsgefahren sowie unzähligen Tier- und Futtermitteltransporten. Umwelt- und Tierschutzorganisationen gelingt es, dem Wirtschaftszweig Schweinehaltung ein negatives Image aufzudrücken.


Niedrige Produktionskosten


Auch wenn es immer schwerer wird neue Anlagen aufzubauen: Die im Vergleich mit Holland deutlich geringeren Produktionskosten in Ostdeutschland bewegen viele holländische Schweinebarone dennoch dazu, weiter Gas zu geben und Ausbaupläne zu schmieden.


Verwunderlich ist das nicht. So kostet die Produktion eines Ferkels in den neuen Bundesländern rund 5 € weniger als im Heimatland. Die Produktionskosten pro kg Schlachtgewicht liegen etwa 5 bis 10 Cent unter dem niederländischen Niveau. Möglich ist das, weil die alten DDR-Anlagen preiswerter zu haben sind als ein Betrieb im Holland. Zudem braucht ein Schweinehalter in den neuen Bundesländern keine Produktionsrechte zu kaufen. Dadurch spart er pro Sau ca. 350 €.


Ein zweiter wichtiger Kostenvorteil im Vergleich zu den Niederlanden ist die Gülle. Meistens entstehen für die Schweinehalter nur Transportkosten. Viele Ackerbauern sind sogar bereit, die Gülle kostenlos abzuholen. Denn sie benötigen dringend Wirtschaftsdünger zur Aufwertung ihrer Böden.


Langfristig sehen die Niederländer im Osten einen großen Vorteil in der günstigen Beschaffung von Futtermitteln. Denn große Weizen- und Gerstenbestände liegen direkt vor ihrer Haustür. Dieser Wettbewerbsvorteil wird in Zukunft immer entscheidender, denn Futter wird künftig knapper, so die Meinung der Holländer. Die Leidtragenden werden die Betriebe in Holland, in Niedersachsen oder auch in Nordrhein-Westfalen sein, glauben die Schweinebarone im Osten.


Darüber hinaus sind Arbeitskräfte in ausreichendem Umfang vorhanden, und die Löhne bewegen sich auf einem moderaten Niveau. Allerdings wird die Arbeitsproduktivität häufig bemängelt. Die biologischen Ergebnisse sind deshalb auch weniger gut als in vielen holländischen Betrieben. Die niederländischen Eigentümer bemängeln, dass viele Mitarbeiter noch zu sehr in Schubladen denken. Jeder erledigt nur die ihm anvertraute Arbeit. Es werde zu wenig nach rechts und links geschaut, so die Kritik.


Jetzt Osteuropa im Visier


Nachdem das Feld in Ostdeutschland weitestgehend bestellt ist und die guten Produktionsanlagen fest vergeben sind, schauen sich die niederländischen Investoren nun verstärkt in Osteuropa um.


Das hat seinen Grund: Zwar ist die Produktion von Ferkeln in den neuen Bundesländern nach wie vor ökonomisch sehr rentabel. Die Mast hingegen nicht. Sie wird sich weiter Richtung Osten in Länder wie Polen, die Ukraine, Tschechien und Ungarn verschieben. Hier sind die Futterkosten noch etwas niedriger als in Ostdeutschland. Gerade für die Mastschweineproduktion auf Dauer ein sehr wichtiger Aspekt.

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