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Impfversager durch Mykotoxine?

Lesezeit: 4 Minuten

Mykotoxine beeinflussen nicht nur die Fruchtbarkeit und drücken die Zunahmen. Sie können auch das Immunsystem der Schweine nachhaltig schädigen, wie Prof. Dr. Johanna Fink-Gremmels von der Uni Utrecht berichtet.


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Wenn es in einem Sauenbestand trotz Impfung zu typischen PRRS-Erscheinungen kommt, denkt jeder zunächst an einen Impfversager. Womöglich hat sich das Virus so stark verändert, dass der bisher verwendete PRRS-Impfstoff nicht mehr wirkt. Denkbar ist auch, dass die Impfabstände zu lang gewählt, der Impfstoff zu warm gelagert oder zu niedrig dosiert wurde.


Die wenigsten vermuten jedoch, dass auch Mykotoxine im Futter der Grund für die PRRS-Probleme sein könnten. Dabei verdichten sich seit einiger Zeit die Erkenntnisse, dass Mykotoxine im Futter das Immunsystem der Schweine nachhaltig schädigen können. Wenn das Immunsystem unter dem Einfluss von Mykotoxinen überlastet ist, kommt es mitunter nicht zur gewünschten Antikörperbildung, obwohl die Impfung selbst vollkommen vorschriftsmäßig durchgeführt wurde.


Weizen hoch belastet:

Fakt ist, dass Mykotoxine inzwischen zu den größten Futtermittelrisiken gehören. Und die Belastung mit phytopathogenen Schimmelpilzen nimmt weiter zu. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vermutlich spielen Veränderungen in der Bodenstruktur, Monokulturen und die Minimalbodenbearbeitung eine wichtige Rolle. Auch der Klimawandel hat womöglich einen Einfluss.


Das alles führt dazu, dass die Pflanzen immer anfälliger für Schimmelpilzbefall werden. Dadurch steigt die Gefahr, dass das Erntegut mit Mykotoxinen belastet ist. Häufig liegt gleich ein ganzer Cocktail unterschiedlicher Mykotoxine vor, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen oder sogar verstärken können. Das mit Abstand wichtigste Mykotoxin in der Schweinehaltung ist Deoxynivalenol (DON). Vor allem durch Mais und Getreideprodukte gelangt es in die Schweinerationen. Besonders gefährdet ist Weizen. Inzwischen gelten nahezu 100% des Weizens als DON-belastet. Die Frage ist nur, wie hoch die Konzentration in der jeweiligen Charge ist.


Neben DON spielen aber auch Zearalenon (ZEA), das besonders in der Ferkelerzeugung Probleme bereitet, Nivalenol, das T-2-Toxin und Fumonisin eine Rolle. Fumonisin ist zurzeit das wichtigste Mykotoxin in den USA. Auch in Europa wird es regelmäßig nachgewiesen, bisher allerdings in relativ niedrigen Konzentrationen. Das könnte sich in Zukunft jedoch ändern.


Erstes Zielorgan für das Deoxynivalenol und viele andere Mykotoxine ist der Magen-Darm-Trakt. Die Gifte schädigen hier die Darmbarriere. Dadurch wird der Darm durchlässig. Bakterien wie Salmonellen und E.colis sowie bakterielle Endotoxine (LPS), die sich im Darminhalt befinden, können auf diese Weise in tiefergelegene Gewebeschichten vordringen.


Angriff auf das Immunsystem:

Dort können sie schwerwiegende Entzündungen verursachen. Die Schweine werden anfälliger für Infekte. Das gilt auch für virale Erreger wie PRRS- und PCV2-Viren. Subklinische und chronische Infektionen, die man bereits im Griff zu haben glaubte, treten plötzlich wieder in den Vordergrund.


Da sich 60 bis 70% des Immunsystems eines Schweines im Darm befinden, wird auch das Immunsystem durch die Mykotoxine nachhaltig geschädigt. Dazu reichen bereits geringste Mengen unterhalb des in der Futtermittelverordnung definierten Grenzwertes von 0,9 mg DON je kg Futter. Zum Vergleich: Das ist weniger als ein Salzkorn je kg Fertigfutter!


Die Folgen können erheblich sein. Weil DON im Hintergrund wirkt, zeigen Impfungen gegen PRRSV und andere Erreger plötzlich nicht mehr die gewünschte Wirkung. Die Antikörperbildung fällt wesentlich geringer aus als erwartet, und der Impfschutz ist unvollständig.


Schwanz- und Ohrnekrosen:

Darüber hinaus gelangen Mykotoxine über das Blut auch in das Kolostrum und die Milch der Sau. Die Ferkel nehmen die Gifte schon mit der ersten Muttermilch auf, und es kommt zu schwerwiegenden Entzündungen. In der Praxis sieht man immer wieder Saugferkel mit Entzündungen an Klauen, Ballen und am Kronsaum. Zudem treten häufiger Entzündungen und Nekrosen an Schwänzen und an den Ohrspitzen auf. Die Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten. Einige Wissenschaftler bezeichnen das Krankheitsbild als Entzündungs- und Nekrose-symptom (SINS), weil mehrere Körperteile betroffen sein und unterschiedlich starke Entzündungen auftreten können. Im Extremfall kommt es sogar zum Absterben des betroffenen Gewebes. top agrar hat in Ausgabe 12/2017 ab Seite S20 ausführlich darüber berichtet, woran man diese Stoffwechselstörungen erkennt und wie man gegensteuern kann.Kontakt:


henning.lehnert@topagrar.com

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