Umtreiben, duschen, einstallen: Sauen erleben immer wieder neuen Stress. Wie sich die Belastung für die Tiere reduzieren lässt, erklärt Sauenhalterin Katrin Szczepanski.
Duschen im Wartestall
In den meisten Betrieben ist es heute Standard, die Sauen vor dem Einstallen ins gereinigte Abferkelabteil zu duschen. Inzwischen sehen manche Sauenhalter die klassische Sauendusche aber kritisch, weil die Tiere darin zu stark kämpfen können. Sie sind deshalb dazu übergegangen, die Sauen in den Selbstfang-Fressliegebuchten im Wartestall zu duschen. Folgender Ablauf bietet sich dafür an:
1. Zunächst weicht man die Tiere mit einer Euterbrause ein.
2. Anschließend schäumt man sie mit einem Tierwaschmittel ein. Dafür eignet sich eine Schaumpistole, die an den Schlauch gekoppelt wird. Besonders wichtige Stellen sind das Gesäuge und der Schambereich.
3. Zum Schluss wäscht man die Tiere mit klarem Wasser wieder ab.
Nachdem eine Sau komplett geduscht ist, kann man sie auf ihre „Reise“ ins Abferkelabteil schicken – auch wenn andere Tiere noch nicht fertig sind. Hier nimmt sie dann eine zweite Person entgegen, um sie einzustallen.
Tiere alleine laufen lassen.
Beim Einstallen sollten Sie besonders ruhig und besonnen arbeiten. Am besten nehmen Sie die Sauen am Eingang zum Abferkelabteil in Empfang und begleiten sie zur Bucht. Bei den allermeisten Tieren sollte das ohne Treibehilfe funktionieren. Dirigieren können Sie die Sauen mithilfe Ihrer Hände oder Ihres Körpers. Hilfreich ist, wenn Sie zum Einstallen bereits die Tröge im Abferkelstall mit Futter befüllt haben. Die Sauen laufen dann zügiger in ihre Bucht und bleiben im Ferkelschutzkorb gut stehen, sodass Sie ihn verschließen können.Wichtig: Einen Teil ihrer Tagesration sollten die Tiere trotzdem morgens im Wartestall bekommen, damit sie nicht vergebens auf ihr Futter warten. Schließlich wissen die Sauen nicht, dass sie im Laufe des Tages umgestallt werden. Und Hunger stresst bekanntlich auch.
Die Musik macht’s.
Im Abferkelstall haben die Schweine ganz klar den meisten Kontakt zu ihren Betreuern. Denn hier fallen viele Arbeiten an. Um die Sauen an Stimmen und eine gewisse Geräuschkulisse zu gewöhnen, bietet es sich an, ein Radio laufen zu lassen. Hierfür eignen sich u.a. robuste Baustellenradios.Am besten stellen Sie das Radio auf eine Lautstärke ein, bei der Sie sich noch gut unterhalten können. Um Dauergedudel zu vermeiden, lassen Sie das Radio per Zeitschaltuhr automatisch laufen. Morgens startet es am besten kurz bevor Sie das Abteil betreten und endet nachmittags mit Ihrem letzten Kontrollgang.
Trotz der Radiogeräusche ist es empfehlenswert, dass Sie stets mit den Tieren sprechen. So gewöhnen Sie sich an Ihre Stimme und reagieren in ungewohnten Situation gelassener, weil sie Sie wiedererkennen. Besonders bei Jungsauen ist das sehr wichtig.
Handyfreie Zone:
Die meisten Sauenhalter sind im Stall per Handy gut erreichbar – vorausgesetzt sie haben dort Empfang. Auch wenn die Schweine Ihre Stimme kennen, sollten Sie aber zum Telefonieren aus dem Abteil hinaus auf den Zentralgang oder ins Stallbüro gehen. Das ist nicht nur für die Tiere angenehmer, sondern auch für Sie selbst. Denn dann werden sie durch laute Hintergrundgeräusche und durch die Tiere nicht abgelenkt.Grundsätzlich sollten Sie in den Abteilen Lärm vermeiden, so gut es geht. Auch Schreien oder Brüllen ist nicht angebracht. Und für späte Kontrollgänge tragen Sie am besten leises Schuhwerk und laufen möglichst langsam.
Die Ferkel im Griff:
Werden (neugeborene) Ferkel am Rücken berührt, z.B. beim Abliegen der Muttersau, quieken sie laut und rennen davon. Dieser Fluchtreflex bei Rückenberührung ist für die jungen Tiere überlebenswichtig.Aus demselben Grund reagieren Ferkel also panisch, wenn man mit der Hand direkt auf ihren Rücken fasst, um sie z.B. hochzunehmen. Beim Einfangen ist es daher besser, den Tieren unter den Bauch zu greifen oder sie an den Beinen zu packen.