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Isofluran: Damit punkten die Geräte

Lesezeit: 8 Minuten

Bis zum 15. Oktober müssen sich Ferkelerzeuger, die Fördermittel für die Anschaffung eines Narkosegerätes beantragt haben, für ein Fabrikat entscheiden. top agrar vergleicht die Unterschiede.


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Susanne Gäckler, DLG; Dr. Eckhard Meyer, Versuchsgut Köllitsch; Dr. Jürgen Harlizius, Schweinegesundheitsdienst NRW


Susanne Gäckler, DLG; Dr. Eckhard Meyer, Versuchsgut Köllitsch; Dr. Jürgen Harlizius, Schweinegesundheitsdienst NRW


Susanne Gäckler, DLG; Dr. Eckhard Meyer, Versuchsgut Köllitsch; Dr. Jürgen Harlizius, Schweinegesundheitsdienst NRW


Der Bund fördert die Anschaffung von Isofluran-Narkosegeräten mit bis zu 5000 € pro Betrieb. Der Förderzeitraum wurde noch einmal verlängert. Bis zum 15. Oktober muss sich jeder Ferkelerzeuger, der Fördermittel bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) beantragt hat, für ein Gerät entscheiden.


Förderfähig sind nur Narkosegeräte, die von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) geprüft und zertifiziert wurden. Das trifft auf sieben Gerätevarianten von fünf Herstellern zu:


  • Anestacia der Firma GDO;
  • MS Pigsleeper von MS Schippers;
  • Piglet Snoozer, von GFS vertrieben;
  • Pig Nap 4.0 vonBEGSchulze Bremer;
  • PorcAnest 3000 von Promatec.


Die geprüften Narkosegeräte unterscheiden sich nicht nur in Ausstattung und Preis, sondern auch in wichtigen Details. Hier die wichtigsten Kriterien:


1. Preis und Ausstattung


Die Preise schwanken je nach Anzahl der Narkoseplätze (drei oder vier) und Ausstattung bzw. Zubehör zwischen 7499 und 9499 € (siehe Übersicht). In der Basisversion ist das Gerät Anestacia am günstigsten. Ferkelkisten, Kabeltrommel und Heizung für den Verdampfer muss man jedoch separat bezahlen. Berücksichtigt man die im Basispreis enthaltene Ausstattung, hat der MS Pigsleeper preislich die Nase vorn.


2. Stalltauglichkeit


Wenn das Narkosegerät direkt im Abferkelabteil eingesetzt werden soll, ist die Breite des Gerätes ein wichtiges Kriterium, denn die Abteilgänge sind mitunter sehr schmal. Das mit 45 cm schlankeste Narkosegerät bietet Schippers mit dem MS Pigsleeper an. Auch der Piglet Snoozer von der GFS ist im unteren Bereich nur 45 cm breit, allerdings nur, wenn die Narkosemasken nicht ausgeklappt sind. Der Oberbau, der sich über den Buchtenabtrennungen bewegt, ist 55 cm breit.


Eine besonders pfiffige Lösung für enge Gänge ist der um 180° drehbare Arbeitstisch des Piglet Snoozers (GFS). So können auf dem Hinweg zunächst die Ferkel auf der einen Abteilseite kastriert werden und auf dem Rückweg die Ferkel der anderen Seite. Am Gangende muss dazu nur der Arbeitstisch gedreht werden, nicht der komplette Wagen. Inzwischen bietet auch Schippers eine drehbare Arbeitsplattform an. Diese Gerätevariante wird zurzeit DLG-geprüft, ist aber noch nicht zertifiziert.


Bei allen Geräten ist der Arbeitstisch höhenverstellbar, um ihn der Körpergröße des Anwenders anzupassen.


3. Anzahl Ferkelschalen


Ob man sich für ein Gerät mit drei oder vier Ferkelschalen entscheiden sollte, hängt nicht vom Preis ab (Differenz 500 €), sondern von der Bestandsgröße und der Arbeitsroutine im Betrieb. Ferkelerzeuger mit größeren Beständen, die das Kastrieren mit mehreren Personen durchführen, sollten eher die Variante mit vier Ferkelschalen wählen.


Den Arbeitstakt gibt das Gerät vor, weil die Dauer der Narkoseeinleitung mindestens 70 Sekunden beträgt. Die Narkose muss dann aber noch mindestens 15 Sekunden weiterlaufen. Dann wird es aber auch Zeit, die zuerst fixierten Ferkel zu kastrieren, denn die Betäubungsphase ist kurz. Ideal ist ein Abstand von zehn bis fünfzehn Sekunden zwischen den Tieren.


Aus hygienischer Sicht arbeitet man am besten mit zwei Personen. Einer greift die Ferkel und fixiert sie in den Ferkelschalen, der Zweite kontrolliert die Narkosetiefe, kastriert und versorgt die Kastrationswunde.


4. Fixieren der Ferkel


Die Ferkelschalen der meisten Geräte sind aus pflegeleichtem Edelstahl. Beim Pig Nap 4.0 sind sie aus Kunststoff gefertigt, dessen Oberfläche sich ebenfalls gut reinigen lässt. Beim PorcAnest 3000 liegen die Ferkel in einem Schaumstoffpolster. Das ist bequemer für die Tiere. Die Polster lassen sich jedoch schlechter reinigen und desinfizieren. Alternativ bietet der Hersteller aber auch reine Edelstahlschalen an.


Bei den meisten Geräten werden die Ferkel mit Klemmbügeln aus Metall fixiert. Beim Anestacia geschieht dies mit Gummibändern, die sich besser an unterschiedliche Ferkelgrößen anpassen. Viele Landwirte schätzen diese einfache Lösung zum Fixieren. Deshalb kann neuerdings auch der MS Pigsleeper wahlweise mit Fixierbügeln oder mit Gummibändern bestellt werden.


In der Regel werden die Ferkel in Rückenlage fixiert. Beim PorcAnest 3000 fixiert man sie hingegen zunächst in Bauchlage. Die Schale wird erst gedreht, wenn die Betäubung wirkt. Die Ferkel zeigen dadurch weniger Abwehrverhalten. Beim Anestacia ist die Rückenlage der Ferkel sehr steil. Fürs Kastrieren ist aber eine flache Rückenlage vorteilhafter, weil die Hoden automatisch in die gewünschte Position fallen.


5. Verdampfer befüllen


Für die Narkose wird das flüssige Isofluran in einem Verdampfer mit 95% Stallluft oder mit reinem Sauerstoff vermischt und zum Einatmen in den gasförmigen Zustand überführt. Beim Befüllen des Verdampfers ist besondere Sorgfalt geboten, damit kein Gas entweichen und die Gesundheit des Anwenders gefährden kann. In Bezug auf Tropfverluste ist das am sichersten beim PorcAnest 3000 gelöst. Hier wird die Isofluran-Nachfüllflasche direkt auf den Verdampfer geschraubt. Für das Pig Nap 4.0 liefert der Hersteller einen Metalladapter mit, der auf die Flasche geschraubt und dann in den Verdampfer gesteckt wird.


Bei den drei anderen Fabrikaten wird zum Befüllen ein kurzer Schlauch auf die Flasche geschraubt, der dann mit dem Verdampfer verbunden wird.


6. Kompressor-Lautstärke


Als Trägergas wird bei den meisten Geräten Stallluft genutzt. Nur der Piglet Snoozer arbeitet mit Sauerstoff aus der Flasche. Das schont die Bauteile des Verdampfers vor Schadgasen. Beim Pig Nap 4.0 wird die Stallluft vorgefiltert.


Bei drei mit Stallluft arbeitenden Geräten wird das Narkosegas von einem Kompressor in die Atemmasken befördert. Der Kompressor produziert jedoch Geräusche. Am lautesten erwies sich im DLG-Test mit 88 bzw. 71 db(A) das Anestacia-Gerät. Die Firma plant inzwischen auch eine Variante mit Sauerstoff. Den MS Pigsleeper und das Anestacia-Gerät bekommt man gegen Aufpreis auch mit leiserem Kompressor.


Beim Pig Nap 4.0 wird das Narkosegas in einem Atembeutel bereitgestellt. Dazu reicht ein einfaches Gebläse. Trotzdem ist das Gerät relativ laut. Die wenigsten Geräusche erzeugte mit <30 bzw. 43 dB (A) der Piglet Snoozer, da er mit Sauerstoff aus der Flasche arbeitet.


7. Isofluran-verbrauch


Unter Praxisbedingungen wurde der Isofluranverbrauch der Narkosegeräte bei 70 Sekunden Gasfluss plus 15 Sekunden Nachdosierung gemessen. Den niedrigsten Verbrauch wies der Piglet Snoozer mit 0,34 ml Isofluran je Ferkel auf. Auf Platz 2 landeten mit 0,45 ml/Ferkel der MS Pigsleeper und das Pig Nap 4.0. Den höchsten Verbrauch hatte das Anestacia-Gerät mit 0,69 ml je kastriertem Ferkel. GDO hat angekündigt, den Verbrauch weiter zu optimieren.


Aus dem Verbrauch pro Ferkel und dem Verdampfervolumen ergibt sich die Anzahl der Ferkel, die mit einer Verdampferfüllung betäubt werden können. Das ist eine wichtige Kennzahl, da bei jedem Befüllen Tropfverluste auftreten können. Mit 714 Narkosen pro Füllung hat hier klar der Piglet Snoozer die Nase vorn. Auf Platz 2 folgt das Pig Nap 4.0 mit 500 Narkosen. Der niedrigste Wert ergibt sich beim MS Pigsleeper. Der Verdampfer muss bereits nach 340 Narkosen nachgefüllt werden.


8. Gasverluste rückführen


Die Arbeitssicherheit wird maßgeblich von der Isofluranzuführung, dem Aufbau der Masken und der Gasrückführung (Ausatemluft und Gasverluste) beeinflusst. Alle Geräte saugen überschüssiges Gas aus den Masken ab und leiten es in einen Aktivkohlefilter. Das Reduzieren der Gasverluste gelingt mit Doppelmasken (Pig Nap 4.0 und Anestacia) am besten. Das reduziert das Risiko, das Gas ins Abteil strömt, wenn Ferkel durch Abwehrbewegungen mehrfach die Drucktaste bzw. Lichtschranke für die Gaszufuhr auslösen.


Beim MS Pigsleeper und Pig Nap 4.0 wird Isoflurangas, das an den Masken vorbei auf den Arbeitstisch fällt, zusätzlich abgesaugt. Der Piglet Snoozer verfügt über eine zusätzliche Absaugung in der Aufwachkiste der Ferkel und im Verdampfergehäuse.


9. Restgas Filtern


Nicht genutztes Isoflurangas wird aufgefangen und in Aktivkohlefiltern gebunden. Die Kapazität der Filter ist in der Regel auf die Kapazität des Isofluranvorrates abgestimmt: Wenn Isofluran nachgefüllt werden muss, ist gleichzeitig auch ein Filterwechsel erforderlich. Die meisten Narkosegeräte überwachen den Filterwechsel passiv über ein Zählwerk. Es zeigt an, wie viele Anwendungen noch möglich sind.


Das PorcAnest 3000 ist als einziges Gerät mit einer aktiven Filterüberwachung ausgestattet, die mit einem photoelektrischen Sensor arbeitet.


Es wird empfohlen, die Filter nur über den jeweiligen Anbieter der Narkosegeräte zu beziehen, der dann auch für die Qualität und Unversehrtheit der Filter bürgt. Die Filter kosten etwa 30 €. Die Hersteller nehmen gesättigte Filter zurück. Einige, allen voran Promatec, arbeiten an Recyclingkonzepten.


10. Reinigung


Um die Übertragung von Krankheitserregern zwischen den Abferkelgruppen zu vermeiden, sollten die Geräte nach Gebrauch gereinigt und desinfiziert werden. Dazu müssen die Aktivkohlefilter, Masken und Ferkelschalen demontiert werden. Bei den meisten Geräten lässt sich das ohne Werkzeug erledigen. Die DLG hat den Zeitaufwand fürs Reinigen und Desinfizieren erfasst. Am besten (15 Minuten) schnitt hier der Piglet Snoozer ab. Er kann äußerlich komplett mit dem Hochdruckreiniger gesäubert werden. Beim Anestacia-, MS Pigsleeper- und Pig Nap 4.0-Gerät wurden 20 Minuten gemessen, beim PorcAnest 3000 waren es 25 Minuten.


Glatte Edelstahlflächen, abgerundete Ecken und das Abkapseln kritischer Bauteile erleichtern die Reinigung. Am besten gefielen den Testern hier der Piglet Snoozer, das Anestacia- und das Pig Nap 4.0-Gerät. Der MS Pigsleeper und das PorcAnest 3000 wiesen im Test Schwächen auf, der MS Pigsleeper, weil er schwer zugängliche Ecken aufweist und das PorcAnest 3000-Gerät u.a. wegen der Schaumstoffpolster.


henning.lehnert@topagrar.com

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