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Jetzt hat sich’s ausgesummt

Lesezeit: 8 Minuten

Fliegen im Stall sind nicht nur lästig, sondern übertragen auch viele Krankheitserreger. Um der Plage­geister Herr zu werden, empfiehlt sich ein Bündel an Maßnahmen.


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Von eins auf 250 Millionen: Die­-se explosionsartige Entwicklung vollziehen die Nachkommen eines einzigen Fliegenweibchens innerhalb von nur drei Monaten! Denn aus den 1 000 Eiern, die eine einzige Fliege innerhalb ihres etwa dreiwöchigen Lebens legt, werden Larven und Puppen, bis 21 Tage später erneut ausgewachsene (adulte) Fliegen herangereift sind, die wiederum Eier ablegen. Unter günstigen Wachstumsbedingungen, wie sie in der Regel im Frühjahr und Sommer im Stall vorherrschen, kann so die Fliegenpopulation in nur drei Monaten auf 250 Mio. Plagegeister explodieren.


Die Fliegenplage ist nicht nur lästig, sondern auch gefährlich. Schließlich übertragen Fliegen als Vektor Viren und Bakterien und tragen so zur Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen, wie z. B. Schweinepest, PRRS und Dysenterie, zwischen verschiedenen Beständen und innerhalb eines Bestandes bei. Zudem verunreinigen die Schädlinge das Futter, stressen Mensch und Tier und bewirken Leistungseinbußen.


Schweinehalter haben es in ihren Ställen überwiegend mit der Großen Stubenfliege, auch Stallfliege genannt, zu tun. Die adulten Fliegen sind 4 bis 7,5 mm groß und dunkelgrau gefärbt. Die beinlosen, hellen Larven kommen auf eine Länge von ca. 10 mm, während die Puppen 4 bis 6 mm lang und hellbraun bis fast schwarz gefärbt sind.


Neben der Stallfliege können auch Essigfliegen Probleme bereiten. Besonders in Ställen mit Flüssigfütterung auf Basis von gärenden Futterkomponenten wie z. B. CCM fühlen sich die nur 2,5 mm großen, braungelb bis schwarz gefärbten Frucht- bzw. Essigfliegen wohl. Denn ihre beinlosen, weißlichen, 6 bis 8 mm langen Larven ernähren sich überwiegend von Hefen, die sich in gärenden Futterresten bilden. Nach ein bis drei Tagen entwickeln sie sich zu 4 mm langen, dunkelbraunen Puppen, die nach etwa fünf Tagen schlüpfen. Bereits zwei Tage später ist die adulte Essigfliege geschlechtsreif und legt erneut bis zu 450 Eier ab. Ihre Lebensdauer beträgt rund zwei Wochen.


Vorbeugen und Bekämpfen:

Um der Explosion der Fliegenpopulation Einhalt zu gebieten, müssen Sie zwei Strategien gleichzeitig verfolgen: Vorbeugen und Bekämpfen.


Dabei sollen vorbeugende Maßnahmen so weit wie möglich verhindern, dass Fliegen in Ställe und Abteile eindringen und sich dort vermehren. Die Vorsorge beginnt bereits außerhalb des Stalles:


  • Beseitigen Sie mögliche Brutstätten in Stallnähe, z. B. Futterreste rund um die Silos, Kotecken auf der Verladerampe.
  • Minimieren Sie Eintragsquellen in den Stall, indem Sie z. B. Türen schnell wieder schließen oder auch Fliegengitter verwenden.
  • Verhindern Sie eine Übertragung durch das Güllesystem, z. B. durch den rechtzeitigen Austausch undichter Gülle­schieber.


Innerhalb des Stalles sollten Sie dann folgende Maßnahmen treffen, um einer Ausbreitung der Fliegen vorzubeugen:


  • Für die Eiablage bevorzugen die Fliegen organisches Material, z. B. Kot- und Futterreste. Deshalb sollten Sie in frei gewordenen Buchten sofort die Futtertröge reinigen und den Kot entfernen. Auch die Futterzentrale und die Gänge müssen regelmäßig gefegt werden.
  • Die Schwimmschichten auf der Gülle stellen weitere ideale Orte für die Eiablage dar. Rühren Sie deshalb die Gülle vor dem Ablassen ordentlich auf, entleeren Sie die Kanäle möglichst komplett und spülen Sie bei Bedarf nach. Stellen Sie auch die Futterautomaten stets richtig ein, damit sich keine Futterreste auf der Gülle ansammeln können.
  • Halten Sie die Türen zwischen den Ställen und Abteilen geschlossen, um Übertragungen zu verhindern.
  • Lüften Sie die Abteile angemessen, denn Fliegen meiden Zugluft und werden deshalb in gut belüfteten Ställen seltener zur Plage.


85 % fliegen (noch) nicht.

Parallel zu den vorbeugenden Maßnahmen, die den Fliegen so weit wie möglich die Brutstätten und Futtergrundlagen entziehen, sollten Sie sich einen „Bekämpfungsplan“ zurechtlegen. Bedenken Sie dabei immer, dass die erwachsenen Fliegen nur einen kleinen Teil der Population ausmachen. Etwa 85 % der Plagegeister befinden sich nämlich noch im heranwachsenden Stadium als Ei, Larve oder Puppe (siehe Übersicht 1).


Genau aus diesem Grund empfiehlt sich eine kombinierte Bekämpfung, die sowohl die adulten Fliegen als auch die Larven trifft. Wichtig ist auch, dass Sie die Maßnahmen kontinuierlich, das heißt sowohl in belegten als auch in unbelegten Abteilen durchführen, um den Befallsdruck dauerhaft zu minimieren. Denn eins ist sicher: Gänzlich ausrotten können Sie die Plagegeister nicht!


Mit der ersten Bekämpfung sollten Sie im zeitigen Frühjahr beginnen, um die erste Brut der überwinternden Fliegen zu „packen“. Zur Bekämpfung der adulten Fliegen stehen folgende Maßnahmen zur Verfügung:


  • Licht- und Klebefallen: Sie allein helfen bei starkem Fliegenbefall jedoch meist nicht.
  • Adultizide in Form von Kontakt- (Streich- und Spritzmittel/Sprays) und Fraßgiften (Streuköder). Manche Hersteller bieten Adultizide als Granulate an, die man dann entweder direkt als Streuköder oder in Wasser aufgelöst als Streich- oder Spritzmittel ausbringen kann.


Wenn Sie Streich- oder Spritzmittel aus Granulaten herstellen, beachten Sie die vom Hersteller empfohlenen Mischungsverhältnisse. So vermeiden Sie Über- oder Unterdosierungen und beugen Resistenzen vor. Um die benötigte Menge zu bestimmen, orientieren Sie sich an der Ausbringungsfläche, z. B. m2 Brut- oder Stallfläche.


Die Preise der auf dem Markt be­-findlichen Fliegenbekämpfungsmittel unter­scheiden sich stark. Letztlich entscheidend ist aber, welche Menge Sie pro m2 Fläche benötigen (siehe Übersicht 2).


Wo ausbringen?

Die Streichmittel sollten an möglichst vielen Stellen im Stall bzw. Abteil ausgebracht werden. Empfehlenswert sind 20 x 30 cm große Flächen, vorzugsweise an Plätzen, an denen sich die Fliegen gerne aufhalten. Infrage kommen dafür Fensterbänke, Pfosten, Rohrleitungen und Wände. Vor der Ausbringung sollten Sie die Flächen reinigen, z. B. abfegen oder abtrocknen, denn Schmutz, Staub und Feuchtigkeit schränken die Wirkung der Mittel ein.


Geben Sie zur Mischung zudem einige Milliliter Läuterzucker. Dadurch wird das Streichmittel süßer und attraktiver für die Fliegen. Läuterzucker stellen Sie her, indem Sie 400 g Zucker in 500 ml Wasser durch Erhitzen lösen.


Um den Behandlungserfolg zu verstärken, können Sie die Streichmittel mit Streuködern kombinieren. Am besten streuen Sie das Granulat auf flache Unterlagen, wie z. B. Eimerdeckel oder Pappe, und feuchten es leicht an. Diese Unterlagen stellen Sie ebenfalls an den von Fliegen bevorzugten Plätzen auf. Wenn die Wirkung nachlässt, sollten Sie neue Köder nachlegen.


Vorsicht: Bei den Streuködern handelt es sich in der Regel um giftige Mittel. Sie dürfen nicht in belegten Buchten ausgebracht werden. Auch für Kinder und Haustiere müssen sie unzugänglich sein.


Was tun bei Resistenzen?

Wenn Sie trotz Kontakt- und Fraßgiften die Population an adulten Fliegen nicht reduzieren können, haben die Insekten sehr wahrscheinlich Resistenzen gegen die Wirkstoffe gebildet. Hintergrund ist, dass die Wirkung der ausgebrachten Mittel mit der Zeit generell nachlässt oder dass sie aufgrund einer Unterdosierung von Anfang an nicht wirken.


Die Fliegen, die nun mit dem nur schwach wirksamen Gift in Berührung kommen, werden dann nicht mehr abgetötet. Stattdessen bilden sie Resistenzen aus. Ist dies der Fall, reicht es jedoch nicht aus, nur den Wirkstoff zu wechseln. Vielmehr müssen Sie einen Wirkstoff einer anderen Wirkstoffgruppe einsetzen (siehe Übersicht 2, Fußnoten).


Parallel zu den Maßnahmen gegen die adulten Fliegen sollten Sie auch immer die Larven bekämpfen. Auf dem Markt stehen dafür sogenannte Larvizide zur Verfügung, die meist auf den Wirkstoffen Cyromazin oder Diflubenzuron basieren. Sie verhindern als Chitinsynthesehemmer die Häutung der Larven, sodass sie schließlich absterben.


Larvenbekämpfung:

Larvizide können entweder gestreut oder in Wasser aufgelöst mit einer Gießkanne verteilt oder versprüht werden. Die allermeisten Mittel können im belegten Stall bzw. Buchten ausgebracht werden. Empfehlenswert ist, die gesamte Brut- bzw. sogar Bodenfläche zu behandeln und in den vorgeschriebenen Zeitabständen nach­zu­legen, um den Befallsdruck dauerhaft zu reduzieren.


Wenn Sie neben den Larven auch die Eier reduzieren möchten, können Sie das Produkt Alzogur einsetzen. Da das Biozid für Schweine giftig ist, darf es aber nur in unbelegten Abteilen ausgebracht werden!


Vor der Anwendung wird das Abteil gereinigt und die Gülle abgelassen. Alzogur wird mit Wasser verdünnt und mit der Gießkanne oder der Dosierlanze mit Brausekopf gleichmäßig über den noch feuchten Spaltenboden gegossen. Die Wände, Tröge, Tränken und Buchtenabtrennungen dürfen dabei nicht benetzt werden!


Nach einer Einwirkzeit von etwa 30 Minuten müssen die Reste der blauen Lösung mit einem Wasserschlauch in den Güllekanal gespült werden, und zwar solange, bis der blaue Farbton vollständig verschwunden ist. Anschließend sollten Sie das Abteil trocknen lassen, bevor Sie es wie gewohnt desinfizieren.


Sicherheit geht vor!

Beachten Sie bei der Anwendung und Ausbringung von chemischen Fliegenbekämpfungs­mitteln immer die Sicherheitshinweise des jeweiligen Herstellers!


Neben der chemischen Bekämpfung der Fliegen können Sie den Plagegeistern auch biologisch zu Leibe rücken. Dafür bietet sich der Einsatz sogenannter Güllefliegen, auch Killerfliegen genannt, an. Diese lichtscheue, kaum flugfähige Fliege sollte man im Güllekanal im zeitigen Frühjahr ansiedeln. Da sich ihre Larven von den Larven der Stall­fliegen ernähren, wird die Stallfliegenpopulation auf natürliche Weise zurückgedrängt.


Damit das langfristig gelingt, muss man jedoch einige Punkte beachten:


  • immer etwas Restgülle in den Kanälen stehen lassen;
  • keine Unterflurlüftung;
  • keine chemische Fliegenbekämpfung, Desinfektionsmittelausbringung und Parasitenbehandlung der Schweine kurz vor und während der Ansiedlung der Güllefliegen;
  • kein Alzogur verwenden.

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