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Jetzt starten die US-Mäster wieder durch

Lesezeit: 8 Minuten

Die amerikanischen Mäster haben 2009 hohe Verluste eingefahren. Doch die Gewinnaussichten für das laufende Jahr sind gut. Deutsche Exporteure müssen weiter mit scharfer Konkurrenz aus den USA rechnen, erwartet Heribert Breker, Fachschule Herford.


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Die Schweinehalter in den USA geben seit Jahren kräftig Gas. Seit Mitte der 90er-Jahre stieg die Produktion um satte 25 %! Die Hauptursache ist der Fleischexport, der regelrecht explodiert. Lagen die Ausfuhren Anfang der 90er-Jahre fast bei Null, sind sie inzwischen auf mehr als 2 Mio. t Schlachtgewicht pro Jahr hochgeschnellt. Mit einem Weltmarktanteil von 30 % exportieren die USA heute mehr Schweinefleisch als die gesamte EU.


Wesentlicher Motor der boomenden Exporte war und ist der Währungsvorteil des schwachen US-Dollars. Denn mit Preisen von umgerechnet 0,80 bis 1,20 €/kg SG konnte sich US-Fleisch auf den meisten Exportmärkten problemlos durchsetzen. Neben Japan und Südkorea sind zwischenzeitlich auch Hong Kong und China zu Großabnehmern der USA geworden.


Zeitweise bis zu40 € Verlust pro Schwein


Doch die zurückliegende Preiskrise am Schweinemarkt hat auch bei den Amerikanern Spuren hinterlassen. Im Wirtschaftsjahr 2007/08 machten den Mästern zudem stark gestiegene Futtermittelpreise zu schaffen. Allerdings wurde ein beachtlicher Teil des Kostendrucks durch die vergleichsweise hohen Schweinepreise abgefangen. Das gleichzeitige Auftreten des saisonalen Preishochs in den Sommermonaten und der Rekordabsatz beim Export im Olympiajahr in China haben die Verkaufserlöse kräftig in die Höhe schnellen lassen.


Ab Mitte 2008 gingen dann die Exportmengen erstmals zurück. China und Hong Kong reduzierten ihre Einfuhren von fast 750 000 t auf unter 400 000 t. Die fehlenden Ausfuhrmengen drückten auf die Verkaufserlöse und die Wirtschaftlichkeit der US-Schweinefleischerzeugung.


Zusätzlich schmälerte der saisonale Rückgang der Schweinepreise im Herbst 2008 die Erlöse. Selbst die ab 2009 spürbar nachgebenden Futterpreise reichten nicht aus, um schwarze Zahlen zu schreiben. Denn aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise ging die Nachfrage im In- und Ausland merklich zurück.


Tiefrote Zahlen auch in der Ferkelerzeugung


Ab Herbst 2008 begann somit eine mehr als ein Jahr dauernde, fast ununterbrochene Phase steigender Verluste (siehe Übersicht 1). Wobei der Tiefstpunkt im August 2009 erreicht wurde. In dieser Phase mussten die US-Mäster herbe Verluste in Höhe von bis zu 40 € pro Schwein hinnehmen. Insgesamt zog sich der Zeitraum mit wiederkehrenden Verlustphasen über fast drei Jahre hinweg.


Erst im Dezember 2009 wurde in der Mast erstmals wieder ein Durchgang mit Gewinnen abgeschlossen. Neben fallenden Ferkel- und Futterpreisen machte sich dabei der spürbar anziehende Schweinepreis positiv bemerkbar.


Auch Kombibetriebe mit Ferkelerzeugung und Mast mussten schmerzliche Einbußen hinnehmen. Allerdings waren hier die Verluste mit 15 bis 45 US-$ je Schwein nicht so hoch. Während die Ferkelerzeugung im Jahr 2008 durchweg Verluste gebracht hat, konnte man in den Frühjahrsmonaten 2009 zwischenzeitlich durchaus beachtliche Gewinne erzielen. Auslöser waren die hohen Ferkelpreise bei gleichzeitig fallenden Futterkosten.


Ab Herbst 2009 wurden mit dem drastischen Einbruch der Ferkelpreise wieder herbe Verluste von bis zu 20 $ je Ferkel eingefahren. Da die meisten US-Sauenhalter im Verbundsystem mit angegliederter Mast arbeiten, ist der Ferkelpreis aber häufig nur eine kalkulatorische Größe.


Sauenbestand insgesamtum 6 % abgestockt


Aufgrund der hohen Verluste in der Ferkelerzeugung und Mast haben die Farmer die Sauenbestände kräftig abgestockt. Ende 2009 wurden rund 3,5 % weniger Sauen gezählt als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2007 beträgt der Bestandsabbau sogar 6 %. Dem steht jedoch eine beachtliche Leistungssteigerung gegenüber. So stieg die Zahl der aufgezogenen Ferkel von 9,25 auf 9,70 je Wurf. In Verbindung mit sinkenden Verlustraten durch die Circo-Impfung hat der Schweinebestand insgesamt bis Dezember 2009 nur geringfügig um 1,2 % abgenommen.


Dennoch ist der Strukturwandel rasant. So ist die Zahl der schweinehaltenden Betriebe seit Mitte der 90er-Jahre von 208 000 auf aktuell knapp 68 000 gefallen. Die durchschnittliche Bestandsgröße wuchs in dieser Zeit von knapp 300 auf 920 Schweine je Farm. In den letzten beiden Jahren hat jedoch keine Steigerung mehr stattgefunden. Trotzdem sind die US-Betriebe heute im Schnitt etwa dreimal so groß wie in Deutschland.


Besonders beachtlich ist das Wachstum der amerikanischen Großbetriebe mit mehr als 4 000 Schweinen. Der Anteil dieser Betriebsklasse hat in 15 Jahren von 1 auf 11 % zugelegt. Wie Übersicht 2 zeigt, stehen heute mehr als 85 % aller US-Schweine in Großbetrieben!


Rückläufig ist hingegen mit rund 10 % der Anteil der mittelgroßen Betriebe mit 1 000 bis 4 000 Schweinen. Offenbar fällt es dieser Betriebsgruppe besonders schwer, sich am hart umkämpften, exportorientierten Markt zu halten.


Erstaunlich stabil halten sich hingegen die „kleinen“ Farmen mit weniger als 1 000 Tieren. Mit einem Anteil von knapp 80 % verkörpern sie nach wie vor das Gros der US-Schweinebetriebe.


Hinter den Durchschnittszahlen verstecken sich auch die im industriellen Maßstab arbeitenden Konzernbetriebe. Diese so genannten Pork Powerhouses halten von etlichen 10 000 bis zu mehreren 100 000 Sauen.


Der bekannteste und größte Schweinehalter ist Smithfield Foods mit derzeit rund 920 000 Sauen allein in den USA. Der aus mehreren Zukäufen entstandene Konzern produziert selbst rund 17 Mio. Schweine und verarbeitet etwa 33 Mio. Tiere in eigenen Schlachtbetrieben.


Doch auch der Branchenriese hat unter dem Preisdruck der letzten Jahre kräftig gelitten. Um die hohen finanziellen Verluste zu stoppen, hat das Management 2009 mehr als 100 000 Sauen abgestockt. Nach einer kräftigen Konsolidierung mit der Aufgabe von etlichen Produktions- und Verarbeitungsanlagen will Smithfield Foods nach eigener Darstellung 2010 wieder in die Gewinnzone fahren.


Gute Gewinnaussichtenfür das Jahr 2010


Die Aussichten hierfür sind gut. Denn Anfang dieses Jahres standen in den US-Ställen mit 65,8 Mio. rund 2 % weniger Tiere als im Vorjahr (siehe Übersicht 3). Die Sauenfruchtbarkeit nimmt zwar noch leicht zu. Aber die Schlachtgewichte fallen wieder etwas ab. Insgesamt soll die Schweinefleischproduktion 2010 nach Meinung von Fachleuten etwa 2 % sinken.


Nach dem Rückgang der US-Exporte auf 1,9 Mio. t im Jahre 2009 sollen die Ausfuhren dieses Jahr wieder deutlich über 2 Mio. t steigen. Dabei spielen die stark wachsenden Ausfuhren nach Mexiko eine entscheidende Rolle. Sie sollen den Ausfall des China-Geschäftes teilweise kompensieren.


Schwacher US-Dollarerleichtert den Export


Positiv stimmt zudem der Rückgang der Schweinebestände in Kanada. Denn hierdurch dürfte sich der Lebendexport in die USA von ehemals rund 10 Mio. Tieren in diesem Jahr nahezu halbieren. Hinzu kommt die sinkende Konkurrenz an den Exportmärkten. Weiterer Pluspunkt sind die Futterkosten. Mais und Sojaschrot werden in den USA in diesem Jahr aufgrund des großen Angebots vermutlich preisgünstig sein.


An den Börsen notieren die Terminkurse für Schweine für die Sommermonate 2010 zwischen 1,60 und 1,80 $ je kg Schlachtgewicht. Das entspricht bei einem aktuellen Dollarkurs von 1,35 $ je € Preisen zwischen 1,20 und 1,33 €/kg SG. In Anbetracht der günstigen Produktionskosten in den USA wäre das ein gutes Ergebnis für die Mäster.


Letztlich ist die hohe Wettbewerbsfähigkeit der US-Schweinehalter jedoch auf den schwachen Dollar-Kurs zurückzuführen. Dies zeigt sich besonders, wenn man die Preise in den USA mit denen in Europa in den jeweiligen Landeswährungen vergleicht. Hierbei stellt man fest, dass sich die Preise in den Landeswährungen im mehrjährigen Schnitt kaum unterscheiden. Erst ein schwacher Dollarkurs zwischen 1,35 $ und 1,45 $ je € macht die US-Exporte auf Weltebene trotz steigender Inlandspreise sehr attraktiv.


Bei diesem Wechselkurs können selbst die noch günstiger produzierenden Brasilianer kaum mithalten. Aufgrund ihrer vergleichsweise starken Währung kommen sie mit einem Preis von umgerechnet 1,20 € bis 1,35 €/kg auf den Exportmarkt. Die Brasilianer besetzen deshalb möglichst andere Absatzmärkte.


Erst wenn man die Transportkosten für unterschiedlich lange Absatzwege hinzurechnet, gleichen sich währungsbedingte Wettbewerbsunterschiede teilweise wieder aus. Das gilt insbesondere für den EU-Export nach Russland – den zweitgrößten Importeur für Schweinefleisch weltweit. Trotz des höheren Preisniveaus können die europäischen Exporteure hier mithalten. Denn ihre Transportkosten sind wesentlich geringer als bei den Exportnationen aus Übersee.


Das gilt jedoch nicht für die Märkte in Japan bzw. Südostasien. Bei fast vergleichbar hohen Transportkosten sind die US-Exporte einfach preisgünstiger als die europäischen Angebote. Das ist schmerzlich daran abzulesen, dass der EU-Schweinefleischexport nach Japan von nahezu 400 000 t auf knapp 80 000 t pro Jahr geschrumpft ist. Die frei werdenden Marktanteile haben die USA für sich erobert, während Dänemark der große Verlierer beim Japan-Geschäft ist.


Übertriebene Erwartungen sind daher auch nicht auf mögliche Exporte nach China zu setzen. Dennoch bietet der asiatische Markt Nischen für bestimmte Teilstücke, die es zu nutzen gilt. Denn jede Tonne Fleisch, die in den Export geht, entlastet den hiesigen Überschussmarkt.


Fazit


Die US-Mäster haben 2009 bis zu 40 € Verlust pro Schwein eingefahren. Nach kräftigen Bestandsabstockungen erwartet man für das laufende Jahr bessere Preise und deutliche Zuwächse beim Export. Denn aufgrund des schwachen Dollars ist US-Fleisch auf vielen Absatzmärkten konkurrenzlos günstig. Das heißt: Vor allem auf den Übersee-Märkten wird die Konkurrenz für die europäischen Exporteure härter. Um so wichtiger wird es für uns, die Absatzmärkte in Europa auszubauen. Vor allem in Russland können wir aufgrund der kürzeren Transportwege mit den USA mithalten.

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