Uns bleiben nur noch ganze 15 Monate! Dann dürfen männliche Ferkel in Deutschland nicht mehr ohne Betäubung kastriert werden. Doch wie es aussieht, wird ein Großteil der Ferkel auch danach kastriert werden müssen, weil es der Markt so will – nur eben unter Narkose. Viele Praktiker fordern dafür die Anerkennung der lokalen Betäubung als „4. Weg“. Wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse dazu werden mit Spannung erwartet.
Wirklich praktikabel wäre die lokale Betäubung allerdings erst, wenn sie vom Landwirt selbst angewendet werden darf. Denn erstens gibt es gar nicht genug Tierärzte, die zum Betäuben von Hof zu Hof fahren könnten. Zweitens wären die pendelnden Tierärzte ein großes Hygienerisiko. Und drittens wäre der Aufwand unbezahlbar.
Noch streubt sich die Tierärzteschaft allerdings vehement, die örtliche Betäubung aus der Hand zu geben. Dabei zeigt das schwedische Beispiel, dass man Landwirte sehr erfolgreich in der Anwendung der lokalen Betäubung schulen kann. Und auch der dänische Landwirtschaftsminister strebt für sein Land inzwischen eine ähnliche Lösung an.
Daher wird es Zeit, dass sich auch die deutschen Tierärzte bewegen. Ausufernde Kastrationskosten beschleunigen nur den Strukturwandel. Und wenn immer mehr Ferkelerzeuger resigniert aus der Produktion aussteigen, sägen die Tierärzte mit ihrer Weigerung, die lokale Ferkelbetäubung für die Landwirte freizugeben, am Ende nur den Ast ab, auf dem sie selbst sitzen.