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Kastration: Neuland setzt auf Isofluran

Lesezeit: 5 Minuten

Neuland hat gute Erfahrungen mit der Isofluran-Narkose bei der Ferkelkastration gemacht. Vorstandssprecher Jochen Dettmer erläutert, welche Hindernisse bis Januar 2019 noch aus dem Weg geräumt werden müssen.


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Das Neuland-Qualitätsfleischprogramm arbeitet schon seit zehn Jahren mit der Isofluran-Narkose bei der Kastration. Was überzeugt Sie an diesem Verfahren?


Dettmer: Die Vollnarkose der männlichen Ferkel mit dem Narkosegas lässt sich gut in die Betriebsabläufe integrieren. Für die Ferkel bedeutet die Narkose zudem weniger Stress und Schmerzen. Und das kommt letztlich auch dem Landwirt sowie den Sauen zugute. Denn beim Kastrieren geht es auffällig ruhig im Stall zu.


Mir persönlich ist darüber hinaus wichtig, dass die Landwirte die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Kastrations-Alternativen behalten. Deshalb engagiere ich mich für den Einsatz der Isofluran-Narkose.


Wie viele Isofluran-Narkosegeräte sind bei Neuland zurzeit im Einsatz?


Dettmer: In den 19 Sauen haltenden Neuland-Betrieben sind zurzeit zehn Isofluran-Narkosegeräte im Einsatz. Einige nutzen das Gerät überbetrieblich. Dabei bleiben Schläuche und Masken in den Betrieben, während der Verdampfer, der sich sehr gut desinfizieren lässt, überbetrieblich von mehreren Landwirten eingesetzt wird.


Ich glaube, dass bis zum 1. Januar 2019 auch der letzte Neuland-Betrieb, der jetzt noch die Injektionsnarkose anwendet, auf Isofluran umgestellt haben wird. Ebermast und Improvac sind für Neuland jedenfalls keine Alternative, denn unsere Abnehmer lehnen diese Verfahren ganz klar ab.


Die Isofluran-Geräte wurden inzwischen in einigen Punkten überarbeitet. Was wurde verbessert?


Dettmer: In der Schweiz werden zwei Isofluran-Narkosegeräte hergestellt, das „Porc-Anest“ von der Firma Promatec und das „Pignap“ von „Walder Technik“ (früher Agrosystems). Die Neuland-Betriebe arbeiten von Anfang an mit dem „Pignap“-Gerät.


Bei diesem Gerät wurden in jüngster Zeit einige Punkte verbessert. Die Masken schließen jetzt noch besser, sodass weniger Gas entweichen kann. Nicht eingeatmetes Gas wird zudem durch ein Vakuum abgesaugt und über einen langen Schlauch aus dem Stall geleitet. Zudem erlaubt das Gerät eine exakte Dokumentation. In einer „Black Box“, die nur vom Hersteller oder vom Amtsveterinär mit einer speziellen Software ausgelesen werden kann, befinden sich ein Zählwerk und eine Mengenerfassung für das verbrauchte Narkosegas.


Darüber hinaus wurde bei den Geräten der jüngsten Generation die Dauer der Narkosegas-Anflutung auf 90 Sekunden erhöht, die Ferkelschalen wurden angepasst und der Ablagewinkel der Ferkel verändert, damit die Masken noch besser am Ferkelkopf anliegen.


Die überbetriebliche Nutzung birgt Hy-giene-Risiken. Ab welcher Betriebsgröße rechnet sich ein eigenes Betäubungsgerät?


Dettmer: Das hängt von der Höhe der Förderung ab. Ein Gerät mit vier Plätzen kostet zurzeit inklusive Batterie 9800 € (o. MwSt.). Aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium gibt es Signale, dass eventuell AFP-Mittel für die Anschaffung der Geräte genutzt werden können. Im Gespräch sind 40% Investitionskostenzuschuss. Dadurch wäre die Anschaffung schon für Betriebe mit 50 oder 60 Sauen rentabel.


Bislang ist Isofluran nicht für die Anwendung beim Schwein zugelassen. Zeichnet sich hier eine Lösung ab?


Dettmer: Bisher darf das Narkosegas Isofluran nur bei Pferden angewendet werden. Für die Kastration männlicher Ferkel muss es in jedem einzelnen Fall vom betreuenden Tierarzt umgewidmet werden. Dieses Vorgehen wird vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und den Veterinärbehörden akzeptiert.


Inzwischen hat der Hersteller des Narkosegases, die Firma Baxter, jedoch eine Zulassungserweiterung beantragt. Wir gehen davon aus, dass die Zulassung fürs Schwein noch in diesem Sommer erteilt wird.


Bislang muss bei der Kastration unter Isofluran-Narkose ein Tierarzt anwesend sein. Ist das praktikabel?


Dettmer: In Deutschland gilt der Tierärzte-Vorbehalt. Das ist in einem kleinen Programm wie bei Neuland umsetzbar. Sobald große Teile der Branche das Verfahren anwenden wollen, wird es jedoch schwierig. Denn erstens gibt es gar nicht genug Tierärzte, die dafür zur Verfügung stehen. Und zweitens wäre dieses Vorgehen zu teuer.


Mit einem entsprechenden Sachkundenachweis und unter Anleitung eines Tierarztes könnte der Landwirt die Narkose meiner Meinung nach auch selbst vornehmen – ähnlich wie dies in der Schweiz bereits praktiziert wird. Ich plädiere daher dafür, die Landwirte zu schulen und einen Sachkundenachweis einzuführen.


Bis zum Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration bleiben nur noch rund 330 Tage. Sind die Hersteller gerüstet?


Dettmer: Eindeutig nein. Die QS-Situationsanalyse vom Juli 2016 hat ergeben, dass bundesweit ein Bedarf für 3000 bis 4000 Isofluran-Narkosegeräten besteht. Dabei wird unterstellt, dass etwa die Hälfte der männlichen Ferkel weiter kastriert wird. Die Hersteller haben zurzeit aber allenfalls 100 Geräte auf Lager. Unterstellt man eine Vorlaufzeit von vier bis fünf Monaten, dann müssten die Geräte spätestens bis Juli bestellt werden, um passend zur Verfügung zu stehen.


Landwirte und Hersteller brauchen deshalb jetzt dringend deutliche politische Signale, ob die Anschaffung der Geräte gefördert wird und ob die Betäubung von den Landwirten selbst durchgeführt werden darf.


Wie steht Neuland zum „Vierten Weg“? Ist die Kastration mit lokaler Betäubung für Sie eine Alternative?


Dettmer: Aus landwirtschaftlicher Sicht wäre der „Vierte Weg“ wünschenswert. Ob das Verfahren anerkannt wird, hängt jedoch von der wissenschaftlichen Bewertung ab. Und hier stehen die Ergebnisse noch aus. Mit den Untersuchungen hätte viel früher begonnen werden müssen.


Henning Lehnert

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