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Kein Stress dank „Gülle-WhatsApp“

Lesezeit: 4 Minuten

Landwirt und Agrarblogger Marcus Holtkötter informiert seine Nachbarn per Smartphone über den Stallneubau und die Gülleausbringung. So verhindert er Konflikte mit Anwohnern.


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Jedes Jahr das Gleiche: Pünktlich mit dem Ende der Sperrfrist für die Gülleausbringung am 1. Februar trudeln bei vielen Landwirten Beschwerden von Anwohnern über den Güllegeruch ein.


Landwirt Marcus Holtkötter aus Altenberge im Münsterland hat diese Problematik ohne viel Aufwand gelöst: Per WhatsApp schickt er seinen Nachbarn einen Tag vorher eine Nachricht, wann er am nächsten Tag die Gülle ausbringt. So können die Nachbarn die Fenster schließen oder die Wäsche von der Leine nehmen, bevor sie zur Arbeit fahren. Frust über die „frische Landluft“ gibt es seitdem nicht mehr. „Öffentlichkeitsarbeit ist auch mit einfachen Mitteln und ohne großen Aufwand möglich“, ist der Landwirt überzeugt.


Gülle-WhatsApp kommt an


Früher hat Holtkötter zum Telefonhörer gegriffen und die Nachbarn über die Gülleausbringung informiert. Doch das Telefonieren war zeitintensiv und eine smarte Lösung musste her. Seit drei Jahren verbreitet er die Information nun mit ein paar Klicks. Informiert werden grundsätzlich alle Anwohner, deren Grundstücke an Holtkötters Ackerflächen angrenzen.


Das kommt bei den Nachbarn gut an. „Viele haben sich für die kurze Info bedankt und einen „Daumen-hoch“ zurück geschickt“, beschreibt er seine Erfahrungen. Nachbarn, die kein Smartphone besitzen, erreicht Holtkötter immer noch per Telefon.


Doch nicht immer kennt man alle Anwohner an den Ackerflächen ganz genau. Bei neuen Pachtflächen ist das z.B. der Fall. Der beste Weg ist es dann, Info-Flyer in die Briefkästen zu werfen, um auf die Menschen zuzugehen, ist sich Marcus Holtkötter sicher. Wenn der erste Kontakt geklappt hat, regelt sich alles andere oft von allein.


Eine Info an Alle


Seit kurzer Zeit verschickt der Agrarblogger seine Infos auch über die sogenannte Broadcast-Funktion von WhatsApp (siehe „Was sind Broadcast-Listen“). Diese Funktion ist besonders praktisch, um mehreren Personen die gleiche Nachricht zu schicken, ohne eine Gruppe zu erstellen. Sechs Personen sind in der Broadcast-Liste gespeichert. Die Gülle-Info hat Holtkötter einfach als Notiz im Smartphone gespeichert und kann sie bequem kopieren und an die Broadcast-Liste schicken. „Das spart Zeit, und ich muss die Nachricht nicht jedes Mal aufs Neue tippen“, erklärt er.


Stallbau und Ernte-Infos


Auch in der Erntezeit wird der Nachrichtendienst genutzt, um Nachbarn zu informieren: „Eine kurze Info sorgt dafür, dass an einem Samstagnachmittag niemand bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse sitzt, während wir nebenan Gerste dreschen“, so Holtkötter.


Trotzdem kommt es bei den Nachbarn manchmal vor, dass sich Termine wie z.B. Geburtstage oder Feiern nicht verschieben lassen. Dann muss man Kompromisse treffen und miteinander reden. Damit die Nachbarn im vergangenen Sommer den Schulabschluss im Garten feiern konnten, hat Marcus Holtkötter das Dreschen kurzerhand auf den Vortag verlegt.


Wenn Nachbarn mehr Infos als nur eine kurze Nachricht haben wollen, greift Holtkötter nicht zum Smartphone, sondern klärt dies lieber im direkten Gespräch am Feldrand. „So mancher Nachbar oder Spaziergänger nimmt die Schleppschläuche am Güllefass jetzt erst wahr“, so Holtkötter. Auch den Güllegrubber erklärt der 41-Jährige gerne bei der Arbeit. „Ein Nachbar hat mich abends angerufen, wann wir endlich loslegen, aber da war die Arbeit schon längst erledigt und die Gülle eingearbeitet“, schildert er. Beim sensiblen Thema Stallbau spielt der Landwirt mit offenen Karten. Er baut gerade einen Stall mit 1440 Mastplätzen. Schon früh hat Marcus Holtkötter die Anwohner über den geplanten Stallneubau, mit dem er an der Initiative Tierwohl teilnehmen will, informiert. „Wer mehr Tierwohl will, muss auch neue Ställe zulassen“, erklärte der Landwirt seinen Nachbarn. Einige von ihnen konnten bereits einen Blick in den Neubau wagen.


Vor Ort erklärte Holtkötter seinen Nachbarn dann, dass den Schweinen dort mitunter ein erhöhtes Platzangebot, eine Rohfaserfütterung und eine Buchtenstrukturierung zur Verfügung stehen. „Die Leute fühlen sich ernst genommen, wenn wir Landwirte ihnen die Tierhaltung zeigen“, berichtet Holtkötter. Im Frühjahr 2019 sollen die ersten Schweine eingestallt werden. Gegenwind in Form von Bürgerinitiativen o.Ä. hat er nicht erfahren. Marcus Holtkötter macht mit seinen „Gülle-WhatsApps“ positive Erfahrungen ohne großen Aufwand. Berufskollegen rät der Agrarblogger, sich mutig ein Smartphone zu schnappen, loszutippen und mit den Anwohnern in Kontakt zu bleiben.


Würde es anders laufen, wenn Holtkötter nicht mit Nachbarn und Anwohnern sprechen würde? Das kann er nicht sagen: „Ich weiß nur, dass es extrem wichtig ist, sich nicht zu verstecken und zu erklären, was wir Landwirte machen.“


caroline.juecker@topagrar.com

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