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Kombibetriebe brauchen weniger Antibiotika

Lesezeit: 5 Minuten

Die QS Qualität und Sicherheit GmbH hat den Antibiotikaverbrauch der QS-Betriebe wissenschaftlich auswerten lassen. Über erste Ergebnisse sprach top agrar mit Thomas May.


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Was versprechen Sie sich von der Auswertung des Antibiotikaverbrauchs durch die Tierärztliche Hochschule Hannover?


May


Im Gegensatz zur staatlichen HIT-Datenbank, die nur zur behördlichen Kontrolle dient, wollen wir die Auswertungen der QS-Datenbank nutzen, um zu lernen. Wir wollen den Betrieben Unterstützung geben, wie sie ihr Management verbessern und dadurch den Antibiotikaverbrauch weiter senken können. Dazu brauchen wir detaillierte Auswertungen, wie sich der Antibiotikaverbrauch insgesamt entwickelt hat und ob es Verlagerungen von einer Wirkstoffgruppe zu einer anderen gibt. Zudem wollen wir wissen, ob Effekte der Betriebsform und der Betriebsgröße existieren.


Wie viele Behandlungsbelege sind in die Auswertung eingeflossen?


May


Die Auswertung erfolgte für den Zeitraum vom 1. Januar 2014, als wir mit dem Antibiotika-Monitoring in der Sauenhaltung und Ferkelaufzucht gestartet sind, bis zum 30. Juni 2015. Insgesamt wurden 924771 Behandlungsbelege von 27852 Schweine haltenden Betrieben analysiert. Erfasst wurden alle antibiotischen Anwendungen bei Saugferkeln, Läufern und Mastschweinen.


Decken sich die Ergebnisse mit dem Trend der staatlichen HIT-Datenbank?


May


Ja, beim Gesamtverbrauch ist der gleiche rückläufige Trend erkennbar. Er verminderte sich im Beobachtungszeitraum um gut 21%. Der Therapieindex, das ist die Kennzahl zur Bewertung des Antibiotika‑Einsatzes im QS-System, ist beim Schwein in allen Altersklassen gesunken. Bei den Mastschweinen verlief der Rückgang kontinuierlich. Bei Saugferkeln und Läufern stieg der Wert dagegen zunächst kurz an, verminderte sich dann aber auch hier stetig.


Gilt dieser Trend auch für die sogenannten kritischen Antibiotika?


May


Nein, der Einsatz kritischer Antibiotika, sogenannter Reserveantibiotika, zu denen Fluorchinolone sowie Cephalosporine der 3. und 4. Genera-tion gehören, hat im Auswertungszeitraum leider leicht zugenommen, allerdings bei einer insgesamt geringen Menge. Das hat uns veranlasst, im November 2015 einen zusätzlichen Therapieindex für diese kritischen Antibiotika einzuführen. Auf diese Weise können wir Betriebe, in denen die kritischen Antibiotika häufiger eingesetzt werden, noch gezielter beraten.


Insgesamt werden die kritischen Antibiotika mit geringen Therapieindizes eingesetzt. In der Mast und bei Läufern liegt der Median z.B. bei einem Wert von „0“, d.h. dass weniger als die Hälfte der Betriebe diese Wirkstoffe einsetzt.


Werden Kombipräparate häufiger oder seltener eingesetzt als früher?


May


Der Einsatz von Kombipräparaten, die zwei oder mehr Wirkstoffe enthalten, hat im Beobachtungszeitraum deutlich abgenommen. Die Tierärzte entscheiden sich zunehmend für Monopräparate, um die Therapiehäufigkeit niedrig zu halten. Denn in der staatlichen Datenbank werden Kombipräparate, die z.B. Sulfonamide und Trimethoprim enthalten, bei der Berechnung der Therapiehäufigkeit doppelt gezählt. Die Gesetzgebung hat etliche bewährte, ältere Wirkstoffe, die die Tierärzte ja eigentlich im Nutztierbereich anwenden sollten, unattraktiv gemacht.


Gibt es auch für One Shot-Präparate einen eindeutigen Trend?


May


Ja, der Anteil der One Shot-Präparate, zu denen u.a. Draxxin und Naxcel gehören, nimmt generell zu. Am deutlichsten lässt sich dieser Trend bei den Saugferkelbehandlungen beobachten. Tierärzte und Landwirte bemühen sich, die Tiere möglichst früh zu behandeln, um die weitere Verbreitung von Erregern einzugrenzen.


In der Ferkelaufzucht ist der Verbrauch dagegen nahezu konstant. Und im Mastbereich ging er in 2014 leicht zurück, stieg dann in der ersten Jahreshälfte 2015 aber wieder leicht an.


Insgesamt ist der Verbrauch von One Shot-Medikamenten aber nicht kritisch. Denn diese Mittel werden in Form von Einzeltierbehandlungen per Nadel verabreicht – und genau das wollen wir ja.


Gibt es einen Einfluss der Betriebsform? Bieten geschlossene Systeme Vorteile?


May


Schweine, die in geschlossenen Systemen gehalten werden, müssen seltener antibiotisch behandelt werden als Tiere in spezialisierten Betrieben. Zum Beispiel ist die Therapiehäufigkeit in spezialisierten Ferkelaufzuchtbetrieben drei- bis viermal so hoch wie in Kombibetrieben mit eigener Aufzucht.


Dieses Ergebnis war auch so zu erwarten. Denn wenn Schweine transportiert werden und sich hier bzw. im neuen Stall mit einer ganz anderen Keimflora auseinandersetzen müssen, sind sie anfälliger für Infektionen. Zudem werden Zukaufmäster oder Ferkelaufzüchter, die nicht wissen, welche Erreger die Ferkel mitbringen, aus Sicherheitsgründen eher Antibiotika einsetzen.


Aus tiergesundheitlicher Sicht sind geschlossene Systeme daher eher zu bevorzugen. Mäster, die ihre Ferkel nicht selbst erzeugen, sollten sich stärker um einen Direktbezug bemühen oder andere Vorbeugemaßnahmen ergreifen. Denn das erleichtert den Austausch darüber, welche Erkrankungen die Ferkel mitbringen und wie sie beim Vorbesitzer behandelt wurden.


Welchen Einfluss hat die Größe des Schweinebestandes?


May


Hier gibt es widersprüchliche Ergebnisse. In früheren Auswertungen hat sich gezeigt, dass die Größe des Tierbestandes keinen Einfluss auf den Antibiotika-Verbrauch hat. Man findet in der Praxis ebenso Schweinehalter mit großen Beständen, die kaum Antibiotika einsetzen wie kleine Schweinebestände mit hohem Antibiotikaverbrauch. Generell stellen wir fest, dass größere Betriebe über ein ausgefeilteres Management verfügen und daher weniger Antibiotika einsetzen.


Die aktuelle Studie der TiHo Hannover hingegen kommt zu dem für uns unerwarteten Ergebnis, dass in größeren Beständen mehr Antibiotika eingesetzt werden. Bei dieser Auswertung ist jedoch die Einteilung der Betriebsgrößenklassen zu bedenken. Die TiHo hat alle QS-Betriebe zu gleichen Teilen in drei Größengruppen aufgeteilt.


Betriebe mit 900 Mast-, 800 Ferkelaufzucht- und 200 Sauenplätzen gehören danach schon zur Kategorie „groß“. Das entspricht nicht unbedingt dem allgemeinen Verständnis. Deshalb haben wir die TiHo gebeten, den Größen-effekt in einem weiteren Auswertungsdurchgang noch einmal differenzierter unter die Lupe zu nehmen. Diese Auswertung ist noch nicht abgeschlossen.


Wie groß ist der Einfluss des Tierarztes auf den Antibiotika-Verbrauch?


May


Es gibt einen signifikanten Einfluss, wie die Auswertungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover zeigen. Man kann deutlich erkennen, dass einige Tierärzte früher und häufiger Antibiotika verschreiben als andere. Auch hierzu werden noch weitere Auswertungen erfolgen müssen.


Es gibt einen signifikanten Einfluss, wie die Auswertungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover zeigen. Man kann deutlich erkennen, dass einige Tierärzte früher und häufiger Antibiotika verschreiben als andere. Auch hierzu werden noch weitere Auswertungen erfolgen müssen.


Das Interview führte top agrar-Redakteur Henning Lehnert.

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