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„Landwirte wollen aktiv zu Lösungen beitragen!“

Lesezeit: 5 Minuten

Vor gut 100 Tagen hat sich die Initiative Schweinehaltung Deutschland (ISD) gegründet. Welche Ziele verfolgt sie? top agrar fragte Dr. Dirk Hesse, Sprecher der ISD.


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Dr. Hesse, es gibt inzwischen etliche Interessenvertretungen für Schweinehalter. Was will die ISD besser machen als die anderen?


Hesse: Das Dilemma der etablierten Verbände ist, dass sie intensiv auf politischer Ebene agieren und dabei mitunter Informationen erhalten, die sie nicht 1:1 an ihre Mitglieder weitergeben dürfen. Denn sonst würden sie nicht mehr in den Genuss dieser wichtigen Hintergrundgespräche kommen. Für viele Bauern ist das frustrierend, da schnell der Eindruck entsteht, dass sich ihre Interessenvertreter nicht stark genug für sie einsetzen.


Die ISD verfolgt einen anderen Ansatz. Unser Ziel ist, dass den Erfahrungen der Schweinehalter im Rahmen von Gesetzgebungsverfahren wieder mehr Beachtung geschenkt wird. Die Stimme der Bauern muss wieder mehr Gewicht bekommen! Wir liefern praktisch orientierte Lösungen, die das Tierwohl im Stall wirklich voranbringen und nicht nur gut fürs Auge sind bzw. beim Verbraucher gut ankommen.


Ist es sinnvoll, dazu einen weiteren Interessenverband zu gründen? Sollte man nicht besser alle Energien zum Wohle der Schweinehalter bündeln?


Hesse: Wir sind kein Verband und streben das auch nicht an. Unsere Mitgliedsbetriebe sehen ihre Arbeit deshalb auch nicht als Konkurrenz zu dem, was die etablierten Verbände tun, sondern als Ergänzung. Unser Ziel ist, positive Anregungen und Lösungsvorschläge aus der Praxis in die Politik zu tragen.


Aus diesem Grund sind wir mit unseren Positionspapieren gestartet. Wir versorgen die politischen Entscheidungsträger mit kurzen, verständlichen Informationen zu aktuellen Themen wie der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, Fördermöglichkeiten oder zur Afrikanischen Schweinepest (ASP).


ISD-Positionspapiere bieten konkrete Lösungsvorschläge, auch auf der Basis des abgestimmten Wissens der Bauförderung Landwirtschaft (Firmen, Offizialberatung, Wissenschaft/KTBL, Experten/DLG), ergänzt um fundiertes Fachwissen von Landwirten, übersichtlich auf den Punkt gebracht. Wenn möglich auf maximal ein bis zwei DIN A4-Seiten. Per E-Mail verschickt, erreicht das landwirtschaftliche Fachwissen so innerhalb kürzester Zeit und gleichzeitig viele politische Entscheidungsträger.


Sind Sie regional tätig oder agieren Sie bundesweit?


Hesse: Wir entwickeln uns zu einer bundesweiten Initiative mit inzwischen über 80 Mitgliedsbetrieben aus neun Bundesländern. Stark vertreten sind Veredler aus Niedersachsen und den neuen Bundesländern. Die Betriebe halten rund 48000 Sauen und mehr als 122000 Mastschweine. Es handelt sich um Familienbetriebe mit knapp 200 Sauen bzw. 900 Mastplätzen sowie Großbetriebe mit mehr als 1 700 Sauen bzw. 5000 Mastplätzen.


Als Sprecher der ISD vertreten Sie die Interessen der Landwirte, als Geschäftsführer der Bauförderung Landwirtschaft (BfL) aber auch die der Industrie im Agrarbereich. Sehen Sie hier keinen Interessenskonflikt?


Hesse: Nein, denn beide wollen die Schweinehaltung in Deutschland erhalten. Die gemeinsame Schnittstelle von Industrie und Landwirtschaft sehe ich eher als Vorteil, denn dadurch enthalten unsere Positionspapiere Vorschläge und Meinungen, die zwischen Praxis, Beratung und Wissenschaft abgestimmt sind. Genau das wollen die politischen Entscheidungsträger: Eine breite, stabile Basis, auf die sie ihre Entscheidungen stützen können.


Unter anderem haben Sie ein Positionspapier zur Afrikanischen Schweinepest verfasst. Welche Vorschläge und Konzepte enthält diese Papier?


Hesse: Wenn wir die Schweinehaltung in Deutschland halten wollen, brauchen wir wieder auskömmliche Schweinepreise. Dafür ist entscheidend, das die Drittlandexporte nach Asien zeitnah wieder möglich sind. Deshalb haben wir einen Vorschlag erarbeitet, wie man das ASP-Risikogebiet verlässlich vom Rest Deutschlands abgrenzen kann.


Wir schlagen vor, eine zweite Wildschweinebarriere entlang der Autobahnen 10, 11, 13 und 17 zu errichten, denn Autobahnen stellen bereits jetzt eine erhebliche Barriere für Wildschweine dar. Man müsste nur an kritischen Stellen die vorhandenen Wildzäune verstärken bzw. ergänzen. Zusätzlich müsste man Wildbrücken schließen und unter Unterführungen mobile Weideroste in die Fahrbahn einbauen, die von Fahrzeugen überfahren werden können, aber Wildschweine an der Passage hindern.


Auf diese Weise hätte man sowohl alle vorhandenen ASP-Risikogebiete erfasst als auch alle potenziell neuen, wenn sich die ASP weiter nach Westen ausbreiten sollte.


Das setzt aber voraus, dass Drittländer wie China das Prinzip der Regionalisierung auch anerkennen, was bislang nicht gelungen ist.


Hesse: Richtig. Ich war jedoch in der Vergangenheit mehrfach geschäftlich in China. Meine Kontakte dort haben mir bestätigt, dass eine Anerkennung der Regionalisierung möglich ist, wenn Deutschland ein glaubhaftes und nachvollziehbares Konzept vorlegen kann, wie das ASP-Risikogebiet vom Rest Deutschlands getrennt werden soll. Unser Konzept wäre schlüssig.


Hinzu kommt, dass man in China sehr hierarchisch denkt. Das ASP-Problem muss deshalb auf höchster Ebene verhandelt werden. Es wäre daher förderlich, wenn die Bundeskanzlerin die Exportverhandlungen zur Chefsache erklären würde.


Kümmern Sie sich auch um das Thema Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung?


Hesse: Wir haben nach vielen Jahren der Unsicherheit durch die Verabschiedung der neuen Haltungsverordnung im Bundesrat im Juli 2020 zwar endlich Rechtssicherheit. Wir behalten das Thema dennoch im Auge. Denn aufgrund einer Protokollnotiz zwischen Bundesregierung und Bundesrat besteht auch in Zukunft die Gefahr, dass die Verordnung erneut überarbeitet wird und wir noch schärfere Vorgaben bekommen.


Das könnte spätestens dann passieren, wenn für die Rinder und das Geflügel neue Vorgaben erarbeitet wurden und diese in die bestehende Verordnung integriert werden müssen. Dann könnten auch die Vorgaben für die Schweine erneut angepasst werden. Daher ist es wichtig, Politik und Öffentlichkeit weiter darüber aufzuklären, wie die Erfahrungen der Schweinehalter aussehen, z.B. beim Thema Tierwohl oder Haltungssysteme.


marcus.arden@topagrar.com


henning.lehnert@topagrar.com

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