Die Geflügelbranche setzt seit Jahren auf die Kettenproduktion. Ist das auch ein Zukunftsmodell für die Schweinehalter?
PRO
Die Globalisierung hat die europä-ische Schweineproduktion risikoreicher gemacht:
- Futterpreise hängen von weltweiten Wetterereignissen und vom Ölpreis ab, den die Ölstaaten mitbestimmen.
- Einfuhrsperren wie z. B. das Russland-Embargo oder Währungsschwankungen beeinflussen die Absatzmöglichkeiten.
- Tierseuchen öffnen oder schließen neue Märkte. So konnten die EU-Länder aufgrund des PED-Ausbruchs in den USA im Jahr 2014 mehr Fleisch nach Südostasien absetzen. Doch jetzt haben die USA die Bestände wieder aufgestockt, sodass die EU-Exporteure erneut im harten Wettbewerb stehen.
Schweinehalter, die für den Weltmarkt produzieren, spüren diese Risiken voll. Dazu kommt, dass viele Betriebe gewachsen sind. Der einstige Vorteil der Familienbetriebe – eigene Arbeit und eigenes Kapital – ist dahin. Betriebe mit angestellten Mitarbeitern und viel Fremdkapital haben weniger Möglichkeiten, Preisschwankungen selbst abzupuffern. Wie können sie damit zukünftig umgehen?
Ich plädiere für „Partnerschaften“: Landwirte schließen sich gezielt zusammen, z. B. als Lieferantenkooperation, und verhandeln mit dem Schlachthof. Die Kooperation ist dabei der einzige Ansprechpartner für einen bestimmten Abnehmer. Schlachthof und Kooperation verhandeln dann gemeinsam mit dem Abnehmer.
In so einer Partnerschaft bzw. Kette – wovon es verschiedene nebeneinander geben kann und soll – können die Partner dann Mengen, Qualität, zusätzliche Wünsche in puncto Tierwohl, Herkunft, Geschmack usw. gemeinsam verhandeln und sich bezahlen lassen. Die Partnerschaft kann auch Gewinne und Verluste teilen. Vor allem aber teilen sie dadurch die wachsenden Risiken und stehen fester im Sturm des Wettbewerbs.
Allerdings plädiere ich nicht für vertikale Integrationen, so wie sie in den USA, Kanada, Brasilien, Mexiko, Südkorea, China, Russland usw. häufig vorkommen. In diesen Ländern fehlt es oft an Unternehmergeist, zudem gibt es keinen gut organisierten Absatzmarkt.Landwirte und Fleischverarbeiter sind dann in einer Integration besser aufgehoben. Das trifft in West-Europa aber weniger zu, weshalb eine Partnerschaft auf Augenhöhe hier eher angebracht ist.