Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Interview

„Man braucht Ideen, Geduld und gute Partner“

Lesezeit: 4 Minuten

Ihr neuer Tierwohl-Maststall mit 1400 Plätzen ist nun seit fast einem Jahr in Betrieb. Bereuen Sie Ihre Entscheidung?


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Marklewitz: Nein, keinesfalls! Unsere Entscheidung, etwas Neues zu wagen, war goldrichtig. Der Stall funktioniert bis auf Kleinigkeiten gut und auch bei Berufskollegen kommt das Haltungskonzept an. Die ersten Mastdurchgänge sind klasse gelaufen. Die biologischen Leistungen passen und die Schweine fühlen sich pudelwohl. Über 1000 g Tageszunahmen, unter 1,5% Verluste und im Schnitt 59% Muskelfleischanteil sprechen für sich.


Weitaus schwieriger ist die Vermarktung. Wo liegen die Probleme?


Marklewitz: Das Schwierigste ist die Vermarktung von wöchentlich kleinen Abnahmemengen. Die Fleischkette ist auf Durchsatz getrimmt, das gilt für die Schlachthöfe ebenso wie für die Vermarkter. Wer nur wenige Tiere pro Woche verkauft, muss Partner finden, die die Sonderware in eigene Vermarktungskanäle „schieben“ können. Das setzt eine gewisse Betriebsgröße voraus. Alles würde einfacher funktionieren, wenn der Markt für Tierwohl-Fleisch richtig in Schwung kommt, die Boni steigen und noch mehr Landwirte Tierwohl-Fleisch produzieren würden.


Haben Sie zwischenzeitlich daran gedacht, aufzugeben?


Marklewitz: Wenn ich ehrlich bin, ja. Ich habe nur durchgehalten, weil ich eine starke Familie und tolle Geschäftspartner habe, die alle gesagt haben, dass wir das Projekt mit den Tierwohl-Schweinen vom Hof Marklewitz durchziehen. Alle waren zu jeder Zeit gewillt, einen Weg zu finden, am Ende konnten wir jedes Problem irgendwie lösen. Und das wollen wir auch in Zukunft so machen. Mich freut auch, dass wir immer offen und ehrlich miteinander umgegangen sind. Es wurde nichts unter den Tisch gekehrt. Das ist aus meiner Sicht die Basis für eine langfristige Geschäftsbeziehung.


Was raten Sie Schweinehaltern, die ebenfalls Tierwohl-Schweine produzieren wollen und einen geeigneten Vermarktungsweg suchen?


Marklewitz: Ich kann an meine Berufskollegen nur appellieren, durchzuhalten. Auch wenn man manchmal „die Brocken hinschmeißen“ möchte, der Markt für Tierwohl-Fleisch bildet sich gerade erst. Natürlich muss auch das Zwischenmenschliche passen. Wenn man sich „nicht riechen“ kann, hält eine neue Geschäftsbeziehung nicht lange.


Wichtig ist auch: Wenn die Vordertüre mal zu ist, geht man mit neuen Ideen durch die Hintertüre wieder rein. Damit will ich sagen, dass man Stehvermögen braucht und dranbleiben muss. Genauso wichtig ist, kreativ zu sein und mal querzudenken. Wenn es rechts herum nicht geht, findet sich ein Weg über links. Auch sollte man offen sein und Berufskollegen nach ihren Erfahrungen fragen. Netzwerken ist wichtig.


Was ist noch wichtig?


Marklewitz: Ich empfehle Berufskollegen, erst einmal mit einer kleineren Probelieferung zu starten und Erfahrungen mit dem eventuell zukünftigen Geschäftspartner zu sammeln. Das rentiert sich, auch wenn vielleicht nicht gleich von Beginn an alle Schweine als Tierwohl-Ware mit einem finanziellen Bonus verkauft werden können.


Wie wichtig ist für Sie der Bonus, den Sie nun bekommen?


Marklewitz: Wenn wir Landwirte Geld in die Hand nehmen und auf eigenes Risiko in mehr Tierwohl investieren, spielt der Bonus natürlich eine große Rolle. Wir Landwirte sind Unternehmer und wollen ebenso Geld verdienen wie die Schlachter, Verarbeiter und Lebensmittelhändler. Für mich ist der Bonus, den ich nun bekomme, ein wichtiges Signal in Richtung des Lebensmittelhandels. Denn anders als in vielen anderen Fällen werde ich nicht mit ein paar Cent zusätzlich abgespeist.


Beim Thema Bonus habe ich mit meinen Partnern offen darüber geredet, was nötig ist und was ich am Ende mit meinen Schweinen verdienen möchte. Denn auch mir steht eine Marge zu. Dabei haben mir meine Geschäftspartner offen und ehrlich signalisiert, dass die gesamte Branche durchaus in der Lage wäre, mehr Geld zu zahlen. Das Problem ist aber leider, dass sich die Lebensmittelkonzerne nicht „grün sind“. Da traut keiner dem anderen, und das vergiftet das Miteinander ungemein. Darüber sollte man sich in den Vorstandsbüros mal Gedanken machen.


Interview: Marcus Arden

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.