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Maximales Tierwohl im neuen Sauenstall

Lesezeit: 6 Minuten

Viel Auslauf für die Sauen und freies Abferkeln: Mit seinem neuen Sauenstall beweist Junglandwirt Tobias Urban Mut. top agrar hat ihn zu seinen bisherigen Erfahrungen befragt.


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Am Thema Tierwohl führt kein Weg vorbei“, ist Landwirt Tobias Urban überzeugt. Nach dem Abschluss der Technikerschule ist er 2015 in den elterlichen Kombibetrieb in Eglingen im Landkreis Heidenheim (Baden-Württemberg) eingestiegen. Die Ferkelaufzucht und den Maststall mit 1200 Plätzen lagerte sein Vater bereits vor 20 Jahren aus. Für den Junglandwirt stand fest, auch die Sauenhaltung auszusiedeln, da es am Standort im Dorf keine Wachstumsmöglichkeiten gab und ein Neubau den Betrieb für die Zukunft absichern sollte.


Im Jahr 2019 investierte er mit seinem Vater Georg in einen neuen Sauenstall für 270 Sauen. Dabei erhielt die Familie 40% Förderung über das Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) und zusätzliche 20% über die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP).


Der neue Stall zeichnet sich durch großflächige Auslaufmöglichkeiten im Deck- und Wartestall sowie die Haltung auf Stroh aus. Im Abferkelbereich verzichtet Urban komplett auf Ferkelschutzbügel. Seine Topigs-Sauen können sich in der Bucht frei bewegen.


Die künftig geltenden Auflagen der neuen Haltungs-VO kann der Betrieb in allen Bereichen erfüllen – mit Ausnahme des Deckzentrums.


Arena tiefer gesetzt


Seit April 2020 ist der Deck- und Wartebereich in Betrieb. Dieser befindet sich in einem Einraumstall ohne Abteiltrennungen. Das Dach dient gleichzeitig als Decke. Das Deckzentrum umfasst insgesamt 45 Kastenstände in zweireihiger Aufstallung. Der Gang zwischen den Reihen ist tiefer gesetzt, eingestreut und dient gleichzeitig als Arena. „Das funktioniert prima, denn das Stroh federt Rangkämpfe ab“, berichtet Urban.


Der Landwirt ist überzeugt, dass mehr Tierwohl nur in Verbindung mit Stroh gelingt. „Aber es muss arbeitswirtschaftlich machbar bleiben“, weiß er. Durch ein Tor an der Giebelseite kann Urban einfach mit dem Schlepper in die Arena fahren und den Mist abschieben. Das kostet rund 15 min Zeit.


Tobias Urban legt Wert darauf, die Sauen so kurz wie möglich zu fixieren. An die Arena ist eine Eberbucht mit breitem Kontaktgitter angegliedert. Dort haben die freilaufenden Sauen vom Absetzen am Donnerstag bis zur Fixierung am darauffolgenden Sonntag permanenten Eberkontakt. „Durch den intensiven Eberkontakt gibt es kaum noch Früh- oder Spätrauscher“, berichtet er. Die gesamte Sauengruppe kann in einem Rutsch besamt werden – das erste Mal am Montagabend, die Wiederholungsbesamung erfolgt am Dienstagmittag. „Das ist eine enorme Arbeitserleichterung“, betont Urban. Bereits einen Tag später lässt er die Sauen wieder frei laufen.


Von neuen Vorgaben überholt


Mit der Gruppenhaltung der Sauen im Deckzentrum macht Urban gute Erfahrungen. Problematisch sind allerdings die von der neuen Haltungs-VO geforderten Platzvorgaben von 5 m² pro Sau vom Absetzen bis zur Besamung. Denn Urban hat ursprünglich im Deckzentrum nur mit 4 m² pro Tier geplant. „Als der Bau fertig war, wurden wir von den neuen Vorgaben der Politik überholt“, ärgert er sich. Die künftigen Platzvorgaben erreicht der Landwirt nur, wenn er statt 45 nur 36 Sauen ins Deckzentrum einstallt. Alternativ überlegt er, die 45 Plätze beizubehalten und einen Auslauf anzubauen.


Bodenfütterung überzeugt


Drei Tage nach der Besamung teilt der Landwirt die Sauen in zwei Konditionsgruppen auf und stallt sie in den Wartebereich um. Pro Tier stehen dort 3 m² Stallfläche sowie 1,5 m² im eingestreuten Auslauf zur Verfügung.


Im Inneren des Stalls befinden sich ein breiter Laufgang sowie Liegekessel, über denen Volumendosierer für eine Bodenfütterung montiert sind. Von dieser ist Urban überzeugt: „Der Vorteil ist, dass alle Sauen gleichzeitig fressen und es keine Verdrängungskämpfe gibt.“ Die Sauen halten die Liegekessel zudem stets sauber – auch im Sommer.


Von Nachteil ist, dass die Dosierer nicht hoch genug angebracht sind, sodass sie von den Sauen teilweise bereits beschädigt wurden. Hier sind Urbans noch auf der Suche nach einer Lösung.


Freies Abferkeln


Im September 2020 hat Tobias Urban dann den neuen Abferkelstall in Betrieb genommen. Dieser besteht aus drei Abteilen mit jeweils 36 Abferkelbuchten. Dabei hat er direkt den Schritt zu einer 7,5 m² großen Freilaufbucht gewagt. Gemeinsam mit einem Schlosser entwickelte Urban die Bucht nach seinen Vorstellungen. Rund 60% der Fläche sind planbefestigt. In der einen Ecke am Gang hat er einen Trockenfutterautomaten angebracht, den Sau und Ferkel gleichzeitig bedienen können.


In der anderen Ecke befindet sich ein 1,5 m² großes, überdachtes Ferkelnest, das vom Gang aus mit einem Schieber verschließbar ist. Dort befindet sich auch ein schwenkbarer Schutzbügel, den Urban nutzen kann, wenn er die Bucht betritt. Die übrigen 40% der Buchtenfläche sind mit Gussspalten ausgelegt. Im hinteren Spaltenbereich befinden sich eine Mutter-Kind-Tränke sowie eine Nippeltränke.


Ruhe ist das A und O


Kurz vor der Geburt streut Urban die Bucht und das Ferkelnest leicht mit Stroh ein. Während der freien Abferkelung ist dann absolute Ruhe das Wichtigste. „Deshalb überwachen wir die Geburten auch nicht kontinuierlich und schauen nur morgens und abends nach den Sauen, um sie möglichst wenig zu stören“, berichtet der Landwirt.


Er ist froh, den Sauen viel Platz bieten zu können, doch die Eingewöhnung an die Freilaufbuchten war nicht einfach. Am Anfang hatte er mit Saugferkelverlusten bis 30% zu kämpfen. „Mittlerweile haben sich die Verluste bei 15% eingependelt, bei guten Abferkelgruppen liegen sie bei 13%“, berichtet Urban. Im Schnitt setzt er 12,8 Ferkel pro Sau und Wurf ab.


Damit die Sauen ihre Stoffwechselwärme loswerden können und die Ferkel das wärmende Ferkelnest aufsuchen, beträgt die Abteiltemperatur beim Abferkeln 22°C. Anschließend senkt Tobias Urban die Temperatur auf 20°C ab. Dafür hat er eigens ein Coolpad an die Giebelseite einbauen lassen. Zum Anfüttern während der Säugezeit erhalten die Ferkel zusätzlich CCM und Prestarter auf die Festfläche. „Dadurch können alle Ferkel gleichzeitig fressen und halten die Festfläche sauber“, berichtet der Landwirt.


Nach 28 Tagen setzt er die Ferkel ab. Eine Gruppe stallt er in den alten Aufzuchtstall, die andere bleibt zur Aufzucht im Abferkelstall. Durch Schwenkgitter zwischen den Buchten können zwei bis drei Würfe zusammen laufen.


Vermarktung optimieren


Parallel zum Bau des neuen Sauenstalls hat Urban auch die Ferkelvermarktung auf den Prüfstand gestellt. „Es gibt jedoch kaum ein Tierwohlprogramm, das auch die Ferkelerzeuger einbezieht“, bemängelt Tobias Urban. Aktuell nimmt er an der Initiative Tierwohl teil und mästet die Hälfte der Ferkel selbst. Seine Schweine vermarktet er über das Gutfleisch-Programm der Edeka-Südwest sowie an Metzger aus der Region. Die andere Hälfte geht an einen festen Mäster.


Für die Zukunft wünscht sich der Junglandwirt, dass sich das Konzept Tierwohl durch den gesamten Betrieb zieht. An den Maststall will er noch einen Auslauf anbauen. „Aber auch in der Ferkelerzeugung muss mehr Tierwohl entsprechend honoriert werden“, fordert Tobias Urban.


Ihr Kontakt zur Redaktion:caroline.juecker@topagrar.com

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