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Mehr Salmonellen bei großen Würfen?

Lesezeit: 6 Minuten

Sind große Würfe besonders salmonellengefährdet? Und welchen Einfluss hat die Genetik? Über erste Ergebnisse des niedersächsischen „Salmo-SaFe“-Projektes berichten Anton Schulte zu Sundern, TiHo Hannover, und Dr. Carolin Holling, LWK Niedersachsen.


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In der Schweinehaltung tritt das staatliche Salmonellenmonitoring seit einiger Zeit auf der Stelle. Kritiker fordern deshalb, neben der Mast auch die Ferkelerzeugung und die Zucht mit in die Salmonellenbekämpfung einzubeziehen. Schließlich habe man in der Geflügelhaltung damit bereits gute Erfahrungen gemacht.


Tatsache ist, dass sich die meisten Sauenhalter erst dann mit dem Thema Salmonellen auseinandersetzen, wenn ihr Ferkelabnehmer in die Kategorie 3 abgerutscht ist und er auf der Suche nach der Eintragsquelle feststellt, dass seine Ferkel vorbelastet sind.


Auch top Betriebe betroffen.

Erfahrungen aus der Praxis bestätigen, dass einige Ferkel bei ihrer Ankunft im Maststall bereits höhere Antikörpergehalte aufweisen. Das deutet zunächst zwar nur darauf hin, dass diese Ferkel in ihrem Leben irgendwann einmal Kontakt mit Salmonellen hatten, mehr nicht. Mit hohen Antikörpergehalten steigt jedoch das Risiko, dass diese Ferkel in Stresssituationen Salmonellen ausscheiden und dadurch andere Ferkel infizieren. Kommen im Bestand dann weitere Risikofaktoren hinzu, schaukelt sich das Problem hoch.


Fakt ist, dass die Salmonellenbekämpfung in der Ferkelerzeugung alles andere als einfach ist. Außerdem betrifft es nicht nur Betriebe mit mangelhaften hygienischen Bedingungen. Häufig sind auch leistungsstarke Betriebe mit hohen Biosicherheitsstandards und durchdachtem Management betroffen. Hinzu kommt, dass Abferkelung und Ferkelaufzucht zwar meist im Rein-Raus-Verfahren belegt werden. Aber je nach Produktionsrhythmus und baulichen Gegebenheiten bestehen immer wieder Kreuzungspunkte zwischen den verschiedenen Produktionsbereichen.


Die Erfahrungen aus dem niedersächsischen Salmo-SaFe-Projekt (siehe Kasten) zeigen, dass man oftmals einzelne, Antikörper-positive Ferkel findet – auch in bisher eher unauffälligen Herden. Als mögliche Ursache wird unter anderem die Gruppenhaltung tragender Sauen diskutiert. Denn im Vergleich zur früheren Haltung in Kastenständen haben in Gruppen gehaltene Sauen intensiveren Kontakt zu den Ausscheidungen anderer Gruppenmitglieder. Dadurch können sie sich immer wieder infizieren und Infektionsketten innerhalb des Bestandes aufrechterhalten.


Auch der Anstieg der Reproduktionsleistung bei den Sauen, den man seit einigen Jahren beobachten kann, kommt als Auslöser in Betracht. Denn je größer die Würfe sind, desto schwieriger wird es für das einzelne Ferkel, ausreichend Biestmilch aufzunehmen – besonders für die kleineren Tiere.


Die Biestmilch von serologisch positiven Sauen enthält auch Antikörper gegen Salmonellen. Bei ausreichender Kolostrumaufnahme am ersten Lebenstag schützen diese Antikörper die Ferkel bis kurz nach dem Absetzen vor einer Besiedelung mit Salmonellen, sodass der Eintrag in die Ferkelaufzucht geringer ist. So lautet zumindest die Theorie.


Ob die Anzahl lebend geborener bzw. abgesetzter Ferkel tatsächlich einen Einfluss auf die Salmonellen-Antikörpergehalte von Verkaufsferkeln hat, wurde jetzt in Beständen in den Regionen Grafschaft Bentheim, Emsland und Osnabrück untersucht.


Ferkel-Blutproben ausgewertet:

Im Rahmen einer rückblickenden Auswertung wurden serologische Blutuntersuchungen des EVH-Screenings der Jahre 2014 bis 2016 ausgewertet. Insgesamt wurden Labordaten von 3700 Ferkeln aus 84 Betrieben analysiert und mit den Leistungsdaten dieser Betriebe (Anzahl lebend geborener und abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr) verglichen. Die Blutproben wurden dann als salmonellenpositiv gewertet, wenn die Optische Dichte (OD%) über 10 lag. Das ist eine viel strengere Bewertung als beim staatlichen Salmonellenmonitoring. Hier liegt der OD-Grenzwert bei 40%.


Die Betriebe wurden je nach Infektionshäufigkeit (Prävalenz) in fünf Gruppen eingeteilt (siehe Übersicht 1). Fer-​kelerzeuger mit durchschnittlich 0,0 bis 0,49 seropositiven Ferkeln pro Screening (dreijähriger Mittelwert) kamen in die Kategorie „0“. Das waren insgesamt 36 der 84 ausgewerteten Betriebe. In die Kategorie 1 (0,5 bis 1,49 seropositive Ferkel) kamen 18 Betriebe. Und in Kategorie 2 (1,5 bis 2,49) wurden 12 Betriebe eingestuft usw. Die Ergebnisse des Vergleichs lassen folgenden Schluss zu: Leistungsstarke Betriebe mit vielen lebend geborenen bzw. abgesetzten Ferkeln gehören eher zur Kategorie mit der höheren Salmonellenbelastung. Während Ferkelerzeuger mit durchschnittlich 0,00 bis 0,49 salmonellenpositiven Ferkeln je Screening im Schnitt 11,42 Ferkel absetzten, lag das Leistungsniveau bei den Betrieben mit 0,50 bis 1,49 seropositiven Ferkeln je Screening bei durchschnittlich 12,33 abgesetzten Ferkeln/Wurf. Der Unterschied zwischen den Betrieben ist statistisch signifikant.


Ferkelerzeuger mit mehr als durchschnittlich 1,5 salmonellenpositiven Ferkeln je Screening zeigten hingegen keine signifikanten Unterschiede bei den lebend geborenen bzw. abgesetzten Ferkeln. Das ist ein Indiz dafür, dass es noch weit mehr Risikofaktoren für die Salmonellenbesiedlung gibt als nur hohe biologische Leistungen der Sauen.


Kein Einfluss der Genetik:

Zusätzlich wurde bei dieser Untersuchung auch die Genetik der Sauen erfasst. Die Herkunft der Sauen hat auf die Häufigkeit von Salmonelleninfektionen allerdings keinen Einfluss, wie die Untersuchungsergebnisse zeigen (siehe Übersicht 2).


Im nächsten Schritt wurde untersucht, ob sich die Biestmilchversorgung der Ferkel in Betrieben mit hoher und geringer Salmonellenbelastung unterscheidet. Dazu wurden jeweils zwölf salmonellenauffällige und salmonellenunauffällige Betriebe ausgewählt.


In den Betrieben wurden dann 12 bis 48 Stunden nach der Geburt aus jeweils vier Würfen je zwei leichte, zwei mittelschwere und zwei schwere Ferkel herausgepickt. Dann wurde mithilfe einer Blutprobe der Immunokrit als Maß für die Biestmilchversorgung ermittelt. Es kam heraus, dass die Biestmilchversorgung der leichten Ferkel eines Wurfes in den samonellenunauffälligen Herden besser war. Zudem konnte man sehen, dass sowohl in den salmonellenauffälligen als auch in den unauffälligen Herden die Kolostrumaufnahme der leichten Ferkel signifikant geringer war als bei den mittelschweren und schweren Ferkeln.


Folglich kann die Biestmilchversorgung bei Ferkeln mit geringem Geburtsgewicht ein potenzieller Risikofaktor für die Verbreitung von Salmonelleninfektionen in der Ferkelerzeu-gung sein. Zügige Geburtsabläufe und ein optimiertes Biestmilchmanagement sind deshalb bei großen Würfen besonders wichtig.


Einfluss der Fütterung?

Die Laufzeit des Projektes endet im Mai 2019. Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Als Nächstes folgt die Auswertung von Fütterungsversuchen. Das Institut für Tierernährung der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht dabei unter anderem den Einfluss der Sauenfütterung rund um den Geburtstermin mit einem rohfaserreichen Ergänzungsfutter. Wie wirkt sich dieses Futter auf die Ausscheidung von Salmonellen und auf die Biestmilchversorgung der Ferkel aus?


Auch die Impfung gegen Salmonella Typhimurium mit „Salmoporc“ stellt einen wichtigen Untersuchungsschwerpunkt des Projektes dar. Der Impfstoff wird insgesamt in fünf Herden eingesetzt. Regelmäßige diagnostische Untersuchungen sollen zeigen, wie effektiv die Impfung unter den jeweiligen betriebsindividuellen Bedingungen ist.


Kontakt:


henning.lehnert@topagrar.com

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