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Milchpulver für Ferkel – das bietet der Markt

Lesezeit: 9 Minuten

Milchpulver muss inhaltlich möglichst genauso strukturiert sein wie Sauenmilch. top agrar zeigt, welche Milch­austauscher es gibt und worauf Sie beim Einkauf achten sollten.


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Verbessertes Management, tiergerechte Technik, vor allem aber Züchtungserfolge sind als Gründe für steigende Wurfgrößen zu nennen. Was die Züchtung jedoch noch nicht geschafft hat, ist die Milchleistung der Sauen an die neuen Ferkelzahlen anzupassen. Die Folge: Viele Sauen sind konditionell nicht mehr in der Lage, ihre eigenen Ferkel ausreichend mit Milch zu versorgen. Hinzu kommt, dass eine Sau oft mehr Ferkel als funktionsfähige Zitzen hat.


Da dies in vielen Betrieben mittlerweile die Regel ist, kommt man auch mit dem klassischen Wurfausgleich nicht weiter. Die Ferkel müssen also zusätzlich versorgt werden. Der Markt bietet dazu eine Vielzahl von Milchaustauscherprodukten. top agrar hat eine Liste mit ­gängigen Produkten erstellt (siehe Übersicht 1) und erklärt die wichtigsten Kriterien, auf die Sie beim Milchpulverkauf achten sollten.


Milch in der Amme oder zur Beifütterung?


Im Vorfeld ist generell zu klären, ob die Ferkelersatzmilch zur Beifütterung oder zur mutterlosen Aufzucht benötigt wird. Bleiben die Ferkel bei der Sau, dient das zusätzliche Milchangebot dazu, die Würfe homogen zu halten und das Milchdefizit der Sau gegenüber den Ansprüchen der Ferkel auszugleichen. Dabei werden häufig herkömmliche Anfütterungsschalen verwendet, die man später auch zur Prestartergabe nutzt. Da die Ferkel jederzeit bei der Sau säugen können, sind die Ansprüche an das Milchpulver geringer als bei der mutterlosen Aufzucht. Bei der Beifütterung steht eher die Energieversorgung der Tiere im Vordergrund.


Im Gegensatz dazu stellt die mutterlose Aufzucht viel höhere Anforderungen an die künstliche Milch. Denn sie muss die Sauenmilch vollständig ersetzen. Experten empfehlen, die Ferkel so lange wie möglich bei der Sau zu lassen. Denn gerade in den ersten Lebenstagen bringt die mutterlose Aufzucht große Probleme mit sich. Als absolutes Minimum zur Kolostrumaufnahme gelten 24 Stunden. Deshalb geben die meisten Anbieter für ihre Produkte als Mindest­alter zur mutterlosen Aufzucht den zweiten Lebenstag an.


Es hat sich jedoch in vielen Versuchen gezeigt, dass die meisten Produkte für diese frühe Phase nicht geeignet sind. Der Beginn mit vier bis fünf Tagen ist daher die bessere Alternative.


Auf die Verdaulichkeit kommt es an


Wer dennoch darauf angewiesen ist, die Ferkel früher zu versetzen, sollte auf einige Dinge achten. Denn die beste Versorgung der Saugferkel gewährleistet die Sauenmilch. Deshalb bemühen sich die Hersteller von Milchaustauscherprodukten, diese so gut wie möglich nachzuahmen. Wohlwissend, dass dieses Ziel genauso wünschenswert wie unerreichbar bleiben wird.


Sauenmilch hat natürlicherweise einen Brennwert von etwa 25 MJ ME pro kg Trockenmasse. Diesen Wert können Austauschfuttermittel zwar nicht erreichen, der Anteil nutzbarer Energie sollte aber möglichst hoch sein. Bei den unterschiedlichen Produkten reichen die angegebenen Brennwerte von 15,1 bis 19,5 MJ ME pro kg Trockenmasse.


Wer diesen theoretischen Wert kennt, kann aber noch nicht viel über den tatsächlichen energetischen Nutzen für das Ferkel aussagen. Dieser resultiert nämlich aus der Verdaulichkeit der energieliefernden Komponenten. So sollte das Fett als Hauptenergiequelle leicht verdaulich sein. Besonders mittelkettige Fettsäuren, so genannte mct-Fette (mct = medium chain triglycerides), entsprechen diesen Anforderungen. Der Organismus kann sie ohne vorherige Aufspaltung nutzen.


Langkettige Fettsäuren kann das Ferkel aufgrund fehlender Enzyme noch nicht verdauen. Vergleichsweise hoch sind die mct-Gehalte in Kokos-, Palmkern- oder Butterfett. Ein weiterer Vorteil dieser Fettsäuren ist, dass sie weniger anfällig für Brückenbildung im Automaten sind.


Grundsätzlich sind pflanzliche Fette genauso geeignet wie tierische. Bei der Verwendung von Pflanzenfett sollte aber Vitamin E zugesetzt werden, da das Fett sonst schnell ranzig wird.


Tierisches Protein bringt Vorteile


Auch beim Rohprotein kommt es in erster Linie nicht auf den Gesamtgehalt an, sondern vor allem auf die Herkunft der Proteine. Ein hoher Eiweißgehalt kann sogar bedeuten, dass die Bereitstellung bestimmter limitierender Aminosäuren – wie zum Beispiel Lysin – mit einer Überhöhung der übrigen Bestandteile erkauft wird. Diese Überversorgung können die Fekel jedoch nicht nutzen.


Es ist daher entscheidend, aus welcher Quelle das Protein stammt. Tierische Produkte sind in der Regel besser geeignet als pflanzliche Produkte. Denn sie sind für das Ferkel leichter verdaulich. Bei den tierischen Proteinträgern ist Magermilchpulver noch besser verwertbar als Molkenprodukte.


Pflanzliche Eiweiße müssen nicht zwangsläufig schlechter sein, sie können aber antinutritive Substanzen enthalten. Diese pflanzeneigenen Abwehrstoffe wirken sich negativ auf die Verdauung aus. Sie kommen zum Beispiel in Sojaproteinen vor. Ähnlich verhält es sich bei Kartoffeln, denn das eigentlich gut verdau­liche Kartoffeleiweiß gibt es nicht ohne den giftigen Stoff Solanin.


Der Einsatz von Plasmaprotein fördert eine stabile Ferkelgesundheit. Die aus Schweineblut gewonnenen Eiweiße können zwar keine Kolostralmilch ersetzen, helfen dem Ferkel jedoch durch die Bereitstellung von Immunglobulinen. Diese werden normalerweise auch noch lange nach der Biestmilchphase über die Sauenmilch aufgenommen und blockieren im Darm die Rezeptoren von Krankheitserregern.


Plasmaproteine sind tierischer Herkunft und deshalb äußerst sensibel. Die Verarbeitung war bis vor wenigen Jahren verboten, weil sie im Verdacht standen, verschiedene Krankheiten zu übertragen. Mittlerweile sind sie wieder zugelassen, werden aber nur in sehr wenigen Produkten verwendet. Von den Anbietern in Übersicht 1 verarbeiten lediglich Provimi (Rescuemilk), Schaumann und Wima-Mirakel Plasmaproteine.


Damit die Darmtätigkeit der jungen Ferkel funktioniert, sollte der Rohaschegehalt nicht zu hoch sein. Oft sind einzelne Zutaten entmineralisiert, um die Gesamtgehalte zu senken. Die meisten Produkte enthalten aber trotzdem 7 bis 8 % Asche, Sauenmilch nur knapp 4 %.


Rohfaser können Saugferkel noch nicht verwerten, deshalb sollte diese in Ersatzmilch nicht enthalten sein.


Anmischempfehlungen sehr unterschiedlich


Die Zusammensetzung ist der eine wichtige Aspekt beim Milchpulverkauf. Genauso wichtig ist für den Tierhalter aber auch die Frage, wie die Vorlage der Milch im Stall erfolgt. Denn hier geben die Hersteller ganz unterschiedliche Einsatzhinweise.


Das empfohlene Anmischverhältnis reicht von 120 bis 300 g pro Liter Wasser. Der Trockenmassegehalt von Sauenmilch beträgt etwa 20 % und wäre damit bei 250 g Pulvereinsatz erreicht.


Diese extremen Unterschiede führen auch zu unterschiedlichen Management- anforderungen. Geht man von einer durchschnittlichen täglichen Zunahme in der ersten Woche von 260 g und einer Futterverwertung von 1:1 aus, müssten die Ferkel von der dünnflüssigsten Milch mehr als 2 l aufnehmen. Bei der Milch mit der höchsten Einmischrate wäre es hingegen nur die Hälfte.


Sowohl bei der Anmischmenge als auch bei der erreichbaren Futterverwertung gehen die Expertenmeinungen aber weit auseinander. Einige Fachleute sehen die niedrigen Einmischmengen als Problem, weil bei zu großer Wasseraufnahme das Durchfallrisiko steigt. Genau dieses Risiko sehen andere aber eher bei einer zu großen Nährstoffdichte der Milch.


Auch bei der Futterverwertung gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Einige Anbieter sowie unabhängige Fachleute halten eine Verwertung von 1:1 für realistisch. Andere meinen, dass ein Wert von 1:1,5 schon das Optimum darstellt.


Welche Angaben praktisch auch machbar sein mögen, den besten Wert kann man nur erreichen, wenn die Haltungs- und Hygienebedingungen hervorragend sind und ein hochwertiger Milchaustauscher eingesetzt wird. Ob dieser am Ende aber auch die geringsten Kosten pro kg Zuwachs verursacht, bestimmen Preis und Verdaulichkeit.


Löslichkeit gibt richtige Anmischtemperatur vor


Auch die richtige Temperatur ist für ein erfolgreiches Anmischen der Milch entscheidend. Die angegebenen Anmischtemperaturen reichen von 10 bis 55 °C. Wann sich die Milchbestandteile lösen, hängt von der vorangegangenen Verarbeitung und von den verwendeten Komponenten ab.


Langkettige Fettsäuren sind beispielsweise erst bei hohen Temperaturen löslich. Bei zu niedrigen Temperaturen können sich Klümpchen bilden, die für die Verdauung nachteilig sind. Die Angaben der Hersteller sind an die jeweiligen Bestandteile des Milchpulvers angepasst und müssen daher unbedingt eingehalten werden.


Da bei 42 °C die Denaturierung von Eiweiß beginnt, sollte man bei höheren Anmischtemperaturen dafür sorgen, dass die Milch rasch abkühlt. Denn sonst verändert sich die Proteinstruktur des Milchaustauschers, und er verliert damit an Nährwert.


Einige Anbieter geben zusätzlich Empfehlungen zur Tränketemperatur. Diese reichen von Raum- bis Körpertemperatur und sind in der Regel keine Notwendigkeiten. Es geht eher darum, dass die Ferkel die Milch akzeptieren. Eine Vorlage der Milch bei maximal 38 °C entspricht eher den natürlichen Ansprüchen der Tiere als eine Kalttränke. Die Akzeptanz wird aber auch von anderen Faktoren wie Aromastoffen oder Milchzuckern beeinflusst. Ist hier eine ausreichende Schmackhaftigkeit gegeben, nehmen die Ferkel die Milch auch bei Raumtemperatur an.


Ersatzmilch macht Arbeit


Wer den Ferkeln einwandfreie und schmackhafte Ersatzmilch anbieten will, kommt um Investitionen oder einen höheren Arbeitsaufwand nicht herum.


Denn das A & O beim Füttern mit Ersatzmilch ist die Hygiene. Die Ferkel sind durch die Trennung von der Muttersau bereits stark geschwächt. Bekommen sie dann noch keimbelastete Milch, sind Ausfälle vorprogrammiert. Die hochaufgeschlossenen Bestandteile der Produkte dienen nämlich nicht nur dem Ferkel zur besseren Verdaulichkeit, sondern auch Krankheitserregern als fruchtbarer Nährboden.


Um dem entgegen zu wirken, sind viele kleine Gaben sinnvoll. So bleiben keine Milchreste zurück, die in der warmen Stallluft verderben. Je öfter die Milch dosiert wird, desto besser ist ihre hygienische Qualität.


Dieses Verfahren beugt auch einem weiteren Problem vieler Milchaustauscher vor: Einige Produkte entmischen sich! Das kann vor allem in Anfütterungsschalen vorkommen. Denn oft sinken die Pulverbestandteile schon nach einer halben Stunde zu Boden, und die Ferkel saufen nur noch Wasser.


Das passiert beim Einsatz technischer Ammen nicht. Bei richtig eingestellter rationierter Fütterung fressen die Tiere den Trog direkt leer. Ad-libitum-Systeme beugen vor, indem sie ständig umpumpen oder rühren.


Zudem bieten technische Ammen den Vorteil, dass sie weniger Arbeit machen. Sie übernehmen nicht nur die Vorlage der Milch, sondern reinigen sich zum Teil auch automatisch.


Fazit


Durch immer größere Ferkelwürfe steigt die Nachfrage nach Milchaustauschern. Bei der Auswahl des richtigen Produkts entsteht zuerst die Frage, ob die Ersatzmilch der Beifütterung dienen oder in der sehr viel anspruchsvolleren mutterlosen Aufzucht zum Einsatz kommen soll.


Ob das Produkt den Anforderungen gerecht werden kann, hängt weniger von den Nährstoffgehalten ab als vielmehr von den Bestandteilen, aus denen das Pulver zusammengesetzt ist. So können die Ferkel langkettige Fettsäuren nicht verdauen und Proteine aus pflanz­lichen Quellen in der Regel weniger gut umsetzen als tierisches Eiweiß.


Die Herstellerangaben zu Anmischmenge und -temperatur sind auf die Komponenten des Produkts abgestimmt und sollten deshalb umgesetzt werden.Die Hygiene ist aufgrund hochaufgeschlossener Komponenten besonders wichtig. Bei mangelnder Sorgfalt verdirbt auch der haltbarste Milchaustauscher.


Hendrik Horstmann

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