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MMA: Den Darm auf Touren halten

Lesezeit: 8 Minuten

I n den Tagen kurz vor und unmittelbar nach der Geburt ist eine intensive Betreuung der Sauen notwendig.Nur so kann MMA-Problemen wirksam begegnet werden.Welche Anforderungen dabei an das Geburtsmanagement gestellt werden,haben wir in in der letzten top agrar-Ausgabe vorgestellt. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Fütterung in den letzten Tagen vor sowie den ersten Tagen nach der Geburt: Speziell zur MMA-Prophylaxe müssen die Fütterungsmaßnahmen darauf ausgerichtet sein,die in diesem Zeitraum verbreitete Darmträgheit zu vermeiden. Dieser Aspekt verdient umso mehr Beachtung,je stärker die Bewegungsmöglichkeiten der Sauen eingeschränkt sind. Zuchtkondition ist gefordert Besonders schwere und verfettete Sauen leiden häufiger unter Wehenschwäche während der Geburt.Dadurch verzögert sich die Geburt und die Gefahr von Totgeburten und Gebärmutterentzündungen ist erhöht.Aus diesem Grund sollte während der gesamten Trächtigkeit eine übermäßige Energieversorgung vermieden werden.Fit,aber nicht zu fett ,muss die Devise lauten. Von der ersten bis zwölften Trächtigkeitswoche sollten die Sauen etwa 25 bis 29 MJ ME pro Tag erhalten.Die Eiweißversorgung sollte bei rund 250 g Rohprotein liegen.Die hochtragende Sau (13.bis 16.Trächtigkeitswoche)benötigt täglich etwa 29 bis 33 MJ ME und 300 g Rohprotein.In der Regel wird dieser erhöhte Bedarf mit 2 bis 3 kg Alleinfutter pro Tier und Tag voll gedeckt. Ein Futterentzug kurz vor der Geburt kann die Häufigkeit von MMA-Erkrankungen deutlich senken.In mehreren Studien wurde nachgewiesen,dass eine auf 1 kg reduzierte Futtermenge vor der Geburt ohne negative Folgen für die Früchte bleibt.Dennoch bestehen in der Praxis wegen des höheren Energiebedarfs in dieser Phase Vorbehalte gegenüber einem Futterentzug.Außerdem ist eine geringe Futtermenge für die Motorik des Darmkanals eher nachteilig,insbesondere wenn es sich um ein faserarmes Futter handelt. Auch kurzfristige Einschränkungen in der Futtermenge über ein bis drei Tage vor der Geburt zeigen nicht selten positive Effekte,wenngleich diese noch nicht im Detail geklärt sind.Eventuell führt der gesteigerte Hunger zu einer größeren Bewegungsaktivität der Sau im Stand und diese wirkt sich indirekt wieder günstig auf die Verdauung aus.Nachweislich fördert eine gute Darmtätigkeit die Ansprechbarkeit der Gebärmutter auf das wehenauslösende Oxytocin. Eine Verstopfung kurz vor der Geburt ist besonders risikoreich:Man vermutet, dass Verstopfungen zu einer vermehrten Aufnahme von Giften (Endotoxinen) aus dem Darm führen.Das gilt sowohl für die Tragezeit als auch für die Nachgeburtsphase.Endotoxine sind Bestandteile vieler Darmbakterien.Sie werden mit deren Absterben frei und verursachen zunächst Fieber,eventuell aber auch eine Untertemperatur.Man nimmt an,dass sie über eine Blockade des Hormons Prolaktin die Milchbildung hemmen.Das schlechte Allgemeinbefinden der Tiere verzögert außerdem die Geburt.Gleichzeitig schädigen die im Blut zirkulierenden Toxine vermutlich direkt die Ferkel im Mutterleib. Mit Rohfaser den Darm in Bewegung bringen Ein sehr wirkungsvolles Mittel,Verstopfungen vorzubeugen,ist eine ausreichende Rohfaserversorgung.Denn auch durch die Ballaststoffe wird die Darmperistaltik gefördert,was sich positiv auf die Gebärmutterkontraktionen auswirkt. Eine tendenziell kürzere Geburtsdauer und ein reduziertes MMA-Risiko ließen sich in mehreren Untersuchungen nachweisen. Entscheidend ist:Ob die Rohfaser in der Ration bzw.im Mischfutter die gewünschte Wirkung zeigt,ist sowohl von der Menge als auch von der Art und Qualität der Rohfaser abhängig.Je höher der Rohfasergehalt im Futter,desto langsamer nehmen die Schweine das Futter auf.Sie sind ruhiger und zufriedener. schneller durchläuft der Nahrungsbrei den Dickdarm. geringer ist die Verdaulichkeit anderer Nährstoffe. Und in punkto Qualität gilt:Rohfaser ist nicht gleich Rohfaser.Die Qualität der Rohfaser beeinflusst die Aktivität der Keime im Dickdarm und über den Trockensubstanzgehalt auch die Härte des Kotes.Die z.B.in Hafer,Stroh und Sonnenblumenschalen enthaltene schwer verdauliche Rohfaser führt eher zu härterem Kot,die in Trockenschnitzeln und Sojaschalen enthaltene leicht verdauliche Rohfaser macht den Kot dagegen weicher. Grundsätzlich ist eine Erhöhung des Rohfasergehaltes in der Ration bis auf 10 %möglich.Dabei ist es durchaus empfehlenswert,das rohfaserreiche Futter bis zum dritten Tag nach der Geburt weiterzufüttern.Alternativ kann das Laktationsfutter durch Rohfaserträger ergänzt werden,z.B.durch 0,5 kg Weizenkleie je Tier und Tag.Auch der Zusatz von Molke ist möglich,denn auch der in ihr enthaltene Milchzucker hat eine abführende Wirkung. Bei der Verwendung von Rohfaserträgern muss man jedoch auf eine gute hygienische Qualität der Komponenten achten.Denn es besteht die Gefahr,dass die Rohfaserträger mit Pilzgiften (Toxinen)belastet sind.Während die Hygiene bei Trockenschnitzeln in der Regel gut ist,muss bei Schalen,Strohmehl und leichten Haferchargen schon mal eher mit Hygienemängeln gerechnet werden. Abschließend muss zur Bedeutung der Rohfaser in der Ration folgendes gesagt werden:Eine massiv eingeschränkte Bewegungsaktivität kann längst nicht bei allen Tieren durch eine rohfaserreiche Fütterung überspielt werden.Zusätzliche Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens,wie das Angebot kleiner Mengen Silage oder Strohhäcksel und die kurzfristige Gewährung von etwas Freigang haben oft positive Effekte. Mengenelemente sparsam einsetzen Die Darmtätigkeit lässt sich aber auch durch die Verabreichung bestimmter Futterzusätze verbessern.Am weitesten verbreitet ist der Einsatz von Glaubersalz. Das Glaubersalz bindet das Wasser im Dickdarm,dadurch dehnt sich der Darminhalt aus und durch den Dehnungsreiz wird die Darmmotorik angeregt. Voraussetzung ist allerdings eine ausreichende Dosierung.Ein Esslöffel Glaubersalz je Sau und Tag reicht nicht aus. Zwei bis drei Tage vor der Geburt sollten etwa 0,5 bis 0,6 g Glaubersalz pro Kilogramm Körpermasse verabreicht werden.Jungsauen erhalten daher 75 g Glaubersalz,Altsauen 100 120 g. Zu den Zusatzstoffen gehören auch die sogenannten Probiotika und ähnliche Produkte auf der Basis von Milchsäurebakterien.Die Probiotika sollen das Wachstum erwünschter Bakterien fördern und verdrängen auf diese Weise die unerwünschten coliformen Keime. Milchsäurebakterien haben zudem eine verzehrsfördernde Wirkung. Die Verfütterung von Harnansäuernden Mitteln (Ammoniumchlorid)stellt eine weitere Möglichkeit dar,MMAProblemen vorzubeugen.Der Hintergrund:Eine Gebärmutterentzündung kann auch durch aufsteigende Entzündungen der Harnwege ausgelöst werden. Die verursachenden Keime vermehren sich in der Blase besonders stark,wenn sich der pH-Wert in den alkalischen Bereich über pH 7,5 erhöht und der Harn länger in der Harnblase verweilt,d.h.die Sau nicht so häufig Harn absetzt. Ein alkalischer Harn wird vor allem durch eine Überversorgung mit Mengenelementen wie Kalzium,Magnesium, Natrium und Kalium im Futter erzeugt. Senkt man den pH-Wert des Harns durch eine geringere Aufnahme der alkalisierenden Mengenelemente oder durch geeignete Futterzusätze,verlieren die Bakterien ihre günstigen Wachstumsbedingungen.Für die praktische Fütterung bedeutet dies,dass die genannten Mengenelemente sparsam eingesetzt werden sollten nur in der Menge,die zur Bedarfsdeckung unbedingt nötig ist.Zu hohe Werte lassen sich vermeiden,indem man z.B.das Alleinfutter vorübergehend mit Getreide im Verhältnis von 1:1 verschneidet oder Rohfaserträger in die Ration einbringt. Bekommen die Sauen genügend Wasser? Chronische Harnwegsinfektionen,die später MMA-Probleme verursachen,können auch durch eine schlechte Wasserversorgung der tragenden Sauen provoziert werden.Nehmen die Tiere nur wenig Wasser auf,wird die Blase entsprechend seltener durchgespült und Bakterien reichern sich schneller an.Bevor Sie daher vor der Geburt auf das Prinzip der Harnansäuerung übergehen,sollten Sie die Wasserversorgung der Sauen (auch der tragenden)überprüfen. Eine ausreichende Wasserversorgung um den Geburtszeitpunkt ist aber auch aus anderen Gründen wichtig.Denn zu diesem Zeitpunkt wird einerseits Wasser für die Milchbildung benötigt.Und zum anderen wird vermehrt Wasser in das Bindegewebe des Geschlechtsapparates eingelagert.Außerdem gehen erhebliche Flüssigkeitsmengen für die Regulation der Körpertemperatur im warmen Abferkelabteil verloren.Im Sommer kann die Wasseraufnahme der laktierenden Sau bis zu 40 Liter pro Tag betragen.Daher müssen gerade die Sauen im Abferkelabteil jederzeit Wasser zur freien Verfügung haben. Leider ist die Wasseraufnahme aber gerade im geburtsnahen Zeitraum reduziert,da die Sauen weniger häufig aufstehen,um die Tränke zu bedienen.Die Sauen sitzen oder stehen in dieser Zeit wenig.Unmittelbar vor dem errechneten Geburtszeitpunkt sollten Sie zum Futter eine Extraportion Wasser in den Trog geben.Aber Vorsicht:Neugeborene Ferkel können eventuell im Trog ertrinken! Kontrollieren Sie vorher die Tröge auf Dichtigkeit.Denn Risse und Löcher können zu ungewollten Wasserverlusten führen.Überprüfen Sie zudem die Durchflussraten!Bei tragenden Sauen sollten die Durchflussmengen für Beißtränken 1,5 2 Liter/Minute betragen und für Nippeltränken 3,0 4,0 Liter/Minute. Fazit Die Häufigkeit von MMA-Erkrankungen kann durch verschiedene Fütterungsmaßnahmen wirkungsvoll gesenkt werden.Die wichtigsten Ziele sind eine Überfütterung der Sau zum Geburtszeitpunkt zu vermeiden und die Verdauungstätigkeit zu fördern, damit keine Verstopfungen auftreten. Einerseits wirken sich beide Faktoren günstig auf die Wehentätigkeit in der Geburt aus und führen damit zu schnelleren Geburten.Zum Anderen wird die Rückbildung der Gebärmutter im Anschluss an die Geburt gefördert.Und fest steht:Eine kurze Geburtsdauer und eine schnelle Rückbildung der Gebärmutter tragen wesentlich zur Vermeidung von MMA-Problemen bei.-rn-

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