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„Nach der Impfung waren die Probleme wie ausgeknipst“

Lesezeit: 4 Minuten

Im Betrieb von Werner Homann begann die Ödemkrankheit zunächst untypisch mit Beißereien. Später kamen dann Ödeme hinzu. Erst die Shigatoxinimpfung brachte das Geschehen zum Stillstand.


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Ich kenne diesen typischen Blick der Ferkel, wenn die Augenlider leicht anschwellen und der Ausbruch der Ödemkrankheit unmittelbar bevorsteht“, erinnert sich Ferkelerzeuger Werner Homann noch genau. Der 52-Jährige bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Doris und Sohn Jannik, der zum Wintersemester sein Agrarstudium begonnen hat, in der Gemeinde Heek im westlichen Münsterland einen Ferkelerzeugerbetrieb mit 400 Sauen.


Vor zehn Jahren bereitete die Ödemkrankheit im Betrieb Homann schon einmal Probleme. „Besonders kritisch war es am 17. bis 18. Tag nach dem Einstallen ins Flatdeck“, berichtet Homann. „Abends konnte man leichte Wasseransammlungen auf dem Nasenrücken und in den Augenlidern der Tiere erkennen. Bereits am nächsten Morgen lagen dann die ersten toten Ferkel in der Bucht.“ An manchen Tagen habe er sich gar nicht mehr getraut, morgens die Flatdecktüren zu öffnen, beichtet der Landwirt.


Nekrosen im Bauchbereich


Doch diesmal war alles anders. Es begann im Herbst 2019. Einige Ferkel wiesen Nekrosen im Bauchbereich auf, die sich in kurzer Zeit zu großflächigen Abszessen entwickelten. Da die Nekrosen juckten, kam es zum Flankenbeißen. „Schon bald begannen die Schweine aber auch, die Ohren und die Schwänze ihrer Buchtengenossen zu beknabbern“, schildert Werner Homann, der zunächst die großen Tag-Nacht-Temperaturschwankungen im Herbst für das aggressive Verhalten verantwortlich machte.


Die Untersuchungen ergaben schon damals einen Hinweis auf die Ödemkrankheit. Allerdings fehlten die typischen klinischen Symptome. Um die Wundheilung zu unterstützen, wurden die betroffenen Schweine antibiotisch behandelt. Außerdem installierte der Landwirt zusätzliches Beschäftigungsmaterial in den Buchten. Parallel dazu ließ er vom Fertigfutterlieferanten den Eiweißgehalt im Aufzuchtfutter senken und den Rohfasergehalt sowie den Säurezusatz erhöhen. Die Beißereien nahmen jedoch kein Ende.


Toxinbinder zugemischt


Auf Anraten seiner Hoftierärztin Dr. Sarah Derking von der Tierarztpraxis Vetland Dr. Tenhündfeld & Kollegen aus Vreden mischte Werner Homann daraufhin einen Mykotoxinbinder ins Futter, eine Mischung aus Seealgen- und Gesteinsmehl. Er sollte die Magen-Darmfunktion der Tiere unterstützen und stabilisieren. Es wirkte tatsächlich: Die Wunden heilten schneller ab und der Antibiotikaeinsatz konnte deutlich reduziert werden.


„Ganz verschwunden waren die Probleme aber nicht. Der Verkäufer empfahl mir deshalb mehrmals, die Dosis des Mykotoxinbinders zu erhöhen“, berichtet Homann. „Das ging mächtig ins Geld, die Ursache des Problems war am Ende noch immer nicht aus der Welt“, berichtet der Ferkelerzeuger rückblickend.


Täglich zehn tote Ferkel


Ab März 2020 kamen dann plötzlich massive Probleme mit der Ödemkrankheit hinzu. Fünf bis zehn Tage nach dem Einstallen ging es los. „Mitunter lagen morgens acht bis zehn der insgesamt 800 Ferkel einer Gruppe tot in der Bucht“, erinnert sich Homann mit Schrecken.


Mehrfach wurde die Futterrezeptur des Aufzuchtfutters angepasst, die Zunahmen gingen in den Keller, aber die Ödemprobleme blieben. Auch eine Analyse des Tränkewassers zeigte keinen auffälligen Befund. Seine Hoftierärztin riet ihm schließlich zur Shigatoxinimpfung. Alle Ferkel wurden daraufhin am dritten bis vierten Tag nach der Geburt mit Ecoporc SHIGA geimpft. Die Impfung erfolgte gleichzeitig, aber ortsgetrennt mit der Eisengabe.


Der Erfolg der Maßnahme zeigte sich gut fünf Wochen später im Flatdeck. „Bereits ab der ersten Impfgruppe waren die Probleme wie ausgeknipst. Die Aufzuchtverluste gingen auf 0,5% zurück, und die Ferkel wiesen keine Wasseransammlungen auf dem Nasenrücken und in den Augenlidern mehr auf“, erinnert sich Homann. Auch das Schwanz- und Ohrenbeißen war verschwunden.


„Natürlich ist die Shigatoxinimpfung nicht billig. Bei 13000 abgesetzten Ferkeln pro Jahr kommen schnell rund 16000 € zusammen“, rechnet Werner Homann vor. Trotzdem will er auch in der derzeit finanziell sehr angespannten Situation nicht auf die Impfung verzichten. „Denn seitdem ich impfe, kann ich die Schweine wieder mit dem Standardfutter füttern, das 5 bis 6 € je dt günstiger ist. Und wenn ich dann noch die besseren Zunahmen, die geringeren Verluste sowie die verminderten Medikamentenkosten gegenrechne, lohnt sich die Impfung in jedem Fall“, argumentiert Homann.


Dauerhafte Impfung nötig


Wer einmal mit der Shigatoxinimpfung begonnen hat, bleibt meistens auch dabei. Das bestätigt auch Dr. Jörg Tenhündfeld: „Rund 10% unserer Ferkelerzeuger impfen dauerhaft gegen die Ödemkrankheit. Denn selbst mit der Impfung gelingt es nicht, den Erreger ganz aus den Betrieben zu verdrängen. Deshalb ist meistens eine langfristige Impfstrategie nötig.“ ▶-lh-

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