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Neue Platzvorgaben im Flatdeck

Lesezeit: 6 Minuten

Ab August 2016 müssen in allen Aufzuchtställen 0,35 m2 pro Ferkel angeboten werden! Das bereitet vielen Sauenhaltern Kopfzerbrechen. Was jetzt zu tun ist, zeigt Bernhard Feller von der LWK Nordrhein-Westfalen.


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Ferkelerzeuger aufgepasst: Ab dem 4. August 2016 sind in Deutschland laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) in allen Ferkelaufzuchtställen 0,35 m2 Fläche pro Tier bis 30 kg Lebendmasse (LM) vorgeschrieben. Bislang galt die Regelung nur für Aufzuchtställe, die nach dem 4. August 2006 in Betrieb genommen wurden, in älteren Ställen reichten von 20 bis 30 kg LM 0,30 m2 je Tier aus.


Platznot in der Aufzucht:

Damit verschärft sich die Platzproblematik in der Ferkelaufzucht weiter. Denn die Einhaltung der Flächenvorgaben ist für die meisten Sauenhalter schon heute eine extrem große Herausforderung. Das Problem: In vielen Betrieben sind die biologischen Leistungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, der Aufzuchtstall ist aber nur selten „mit-gewachsen“. Welche Probleme dadurch in der Ferkelerzeugung entstehen, zeigt die folgende Berechnung:


Wurde beim Stallbau mit 10 abgesetzten Ferkeln pro Wurf kalkuliert, um­fasst die Absetzgruppe bei 20 Sauen je Gruppe 200 Ferkel. Bei einem Platz-anspruch von 0,30 m2 je Tier muss dann im Aufzuchtstall eine Nettobuchten-fläche von mindestens 60 m2 zur Verfügung stehen. Unter Berücksichtigung der ab August 2016 für alle Ställe gesetzlich vorgeschriebenen Flächenvorgaben von 0,35 m2 je Tier sind künftig 70 m2 notwendig. Berücksichtigt man zusätzlich die gestiegenen Leistungen, müssten bei beispielsweise 13 abgesetzten Ferkeln pro Wurf anstatt 200 Ferkel 260 Tiere pro Abteil untergebracht werden. Dafür wären 91 m2 Fläche in jedem Abteil erforderlich.


Nun ist guter Rat teuer. Denn der Anbau von 10 bzw. 31 m2 Stallfläche an jedes Abteil ist in der Praxis kaum zu bewerkstelligen. Zum einen können die Seitenwände des Gebäudes nicht einfach weggerissen werden, das würde die Statik nicht zulassen. Zum anderen gä­be es in vielen Fällen Schwierigkeiten mit der Klimaführung, Fütterungstechnik usw. Was also tun?


Sauenzahl runterfahren?

Auf den ersten Blick ist die einfachste Lösung, statt 20 nur noch 13 Sauen pro Gruppe abzusetzen. Bei 13 abgesetzten Ferkeln pro Wurf und 0,35 m2 je Tier reichen dann weiterhin knapp 60 m2 Nettobuchtenfläche pro Abteil aus. Der Haken dabei: 35 % der Sauenplätze blieben leer stehen. Das ist betriebswirtschaftlich aber kaum zu vertreten, weil dem Land-wirt dann pro Absetzgruppe ca. 3 500 bis 4 000 € Direktkosten freie Leistung fehlen würde.


Sollen die Sauengruppen weiterhin vollständig bleiben, könnte der Betriebsleiter die Ferkel alternativ mit spätestens 20 kg LM ausstallen. Denn bis 20 kg LM schreibt die TierSchNutztV mindestens 0,20 m2 pro Ferkel vor. Für reine Ferkelerzeuger ist das aber kaum realisier­­bar, da die Mäster derart leichte Ferkel nicht abnehmen. Eventuell könnte der spezialisierte Ferkelerzeuger versuchen, einen Flatdeckstall von einem Berufskollegen zu pachten, um so „Luft“ im Ferkelaufzuchtbereich zu bekommen. Allerdings würde sich der Arbeitsaufwand allein wegen der täg-lichen Fahrtzeiten deutlich erhöhen.


In geschlossenen Systemen stellt sich die Frage, ob die Mastkapazitäten ausreichen, wenn die Ferkel deutlich früher umgestallt werden.


Keine Lösung ist die vorübergehend dichtere Belegung. Denn das ist gesetzlich verboten! Werden die Flächenvorgaben nicht eingehalten, liegt eine Ordnungswidrigkeit vor. Dadurch entfällt die QS-Zulassung, zudem ist das CC-relevant.


Außerdem muss man mit Leistungseinbußen rechnen. Der Krankheitsdruck steigt, die Zunahmen sinken und die Aufzuchtdauer verlängert sich. Sinken die Tageszunahmen nur um 20 g pro Tag, stehen die Ferkel bei einem Gesamtzuwachs von 23 kg zwei bis drei Tage länger im Aufzuchtstall. Bei Aufzuchtkosten von 1 bis 1,20 € pro Tag entsteht ein Schaden von rund 250 bis 300 € je zusätzlichem Aufzuchttag und Absetzgruppe.


Zu bedenken ist bei dieser Lösung auch, dass für die 60 zusätzlich eingestallten Ferkel Fress- und Tränkeplätze installiert werden müssen. Zusätzliche Fressplätze benötigen aber Platz, das muss ebenfalls berücksichtigt werden! Fraglich bleibt auch, ob Fütterung, Lüftung usw. den höheren Anforderungen überhaupt standhalten.


Veranda einbauen?

Somit stellt sich weiterhin die Frage: Wohin mit den Ferkeln? Keine bzw. eine extrem teure Lösung wäre es, mehrere neue Auf-zuchtabteile für nur 60 Ferkel zu bauen.


Sinnvoller und wesentlich kostengünstiger ist der Einbau einer Ferkel-veranda im vorhandenen Aufzucht-abteil. Durch die zweite Ebene wird zusätzlicher Platz im Abteil geschaffen, sodass mehr Ferkel untergebracht werden können. Zwar leidet die Übersicht durch den Einbau der Veranda und der zusätzlichen Fressplätze etwas, sie ist aber mit Abstand die preiswerteste Alternative, wenn nur wenige neue Stallplätze er­­richtet werden müssen.


In der Praxis bewährt hat sich eine Trägerkonstruktion aus verzinkten Stahlrohren oder Edelstahl. Der Boden sollte aus Kunststoffelementen bestehen. Als seitliche Brüstung reicht ein ca. 30 cm hohes Kunststoffbrett aus. Die Investitionskosten liegen bei ca. 1 000 € je Abteil.


Die maximale Breite für eine Veranda sollte bei 1,50 m liegen. In diesem Fall kann man die Ferkel noch gut kontrollieren, und beim Ausstallen muss man nicht auf die Veranda klettern. Allerdings muss man die Lüftungsanlage und die Fütterungstechnik kontrollieren und eventuell anpassen.


Ferkelhütten für den Übergang?

Eine zwei­te Möglichkeit, um Platz zu schaffen, ist das Aufstellen von Ferkelhütten aus Wellblech bzw. Ferkelbungalows aus Kunststoff außerhalb des Ferkelaufzuchtstalles.


Pro Ferkelhütte bzw. Bungalow können in der Regel zwischen 30 und 35 Ferkel untergebracht werden, die Kosten liegen bei ca. 250 bis 300 € pro Jahr. Die Investition ist damit nur unwesentlich günstiger als der Bau eines konventionellen Aufzuchtplatzes.


Bedenken muss man bei dieser Lösung außerdem, dass die Hütten bzw. Bungalows erheblich Arbeitszeit binden, da sie in der Regel eingestreut werden. Zu beachten ist schließlich, dass die Hütten eingezäunt werden müssen bzw. innerhalb der Betriebseinfriedung stehen müssen.


Rhythmus umstellen:

Wer eine langfristige Lösung für seinen Betrieb an­­strebt, muss früher oder später über die Neuorganisation seines Sauenbestandes nachdenken. Ein anderer Produktionsrhythmus ist in diesem Zusammenhang die sinnvollste Lösung.


Wer derzeit z. B. im Ein-Wochenrhythmus produziert und 420 Sauen im Bestand hält, benötigte bei 24 bis 27 Säugetagen und alten Planungsgrundlagen (10 abgesetzte Ferkel je Wurf und 0,3 m2 je Tier im Flatdeck) bislang acht Aufzuchtabteile mit je 200 Plätzen (vergleiche Übersicht 1 auf Seite S 10).


Unterstellt man nun steigende biologische Leistungen und berücksichtigt man auch die neuen Platzvorgaben von 0,35 m2 je Ferkel, müssen künftig 31 m2 mehr je Abteil zur Verfügung stehen. Acht Abteile mit je 31 m² Netto-stallgrundfläche als Neubau zu errichten, macht aber wenig Sinn.


Besser ist, den Betrieb auf den Drei-Wochenrhythmus umzustellen. In ­diesem Fall werden anstatt 20 Sauen 60 Tiere pro Gruppe abgesetzt. Bei 13 abgesetzten Ferkeln je Wurf müssen dann alle drei Wochen 780 Ferkel untergebracht werden.


Die Aufzuchtkapazitäten im Betrieb müssen dementsprechend angepasst werden. Folgende Lösung ist hierbei denkbar: In jedem Altabteil werden in Zukunft nur noch 170 Ferkel aufgestallt, sodass die höheren gesetzlichen Flächenvorgaben eingehalten werden. Zusätzlich wird der Betrieb um zwei 610er- Abteile erweitert.


Der gesamte Aufzucht-bereich wird nun in drei Aufzuchtgruppen unterteilt. Die erste 780er-Absetzgruppe wird auf fünf 170er-Auf­zucht­­abteile aufgeteilt. Die zweite Ab­setzgruppe wird in einem 170er-Abteil sowie ei­-nem neuen 610er-Abteil aufgestallt. Das gleiche passiert mit der dritten Aufzuchtgruppe. Das achte Altabteil dient als Reserve bzw. kann als Resteabteil genutzt werden.-ar-

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