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Neue Sauen, neues Glück

Lesezeit: 6 Minuten

Jetzt in der Krise ist Zeit, über den Austausch der Sauenherde nachzudenken. Ziel der Repopulation ist es, mit top Leistungen am Markt zurück zu sein sobald die Erlöse wieder steigen.


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Mit jedem produzierten Ferkel wird derzeit bares Geld vernichtet. Für ein 25 kg-Ferkel zahlen die Abnehmer weniger als 30 €. Das deckt die Produktionskosten von 62 € pro Tier bei Weitem nicht mehr ab. Bei freier Vermarktung bleiben viele Sauenhalter sogar auf ihren Ferkeln sitzen.


Angesichts der anhaltenden Preis- und Vermarktungskrise kann es sinnvoll sein, den Sauenstall jetzt komplett zu räumen, die Ställe von Grund auf zu reinigen, zu desinfizieren und später neu zu belegen. Das hat zwei Vorteile:


  • Weil vorübergehend keine Ferkel mehr produziert werden, sinken die wirtschaftlichen Verluste des Ferkelerzeugers nicht noch weiter.
  • Durch den Austausch der Sauenherde besteht die Chance, dass der Betrieb nach dem Ende der Krise mit frischem Tiermaterial, besseren Leistungen und gesunden Ferkeln zurück auf den Markt kommt.


Für wen lohnt der Austausch?


Vor der Repopulation der Sauenherde muss zunächst betriebsindividuell die Frage geklärt werden, ob der Austausch wirklich angemessen und finanziell tragbar ist. Grundsätzlich interessant ist der Neuaufbau für Betriebe mit anhaltenden gesundheitlichen Problemen im Sauen- und Ferkelaufzuchtstall. Wenn sich die Situation trotz guter Betriebs- und Stallhygiene nicht ändert und auch tiermedizinische Behandlungen keinen Erfolg mehr haben, ist die Zeit für den Herdenaustausch gekommen.


Das gilt insbesondere bei PRRS- oder APP-Problemen, aber auch bei Dysenterieproblemen. In allen drei Fällen sollte in wirtschaftlich schlechten Phasen über einen Neustart nachgedacht werden. Denn es sinken nicht nur die Leistungen, auch die Behandlungs- bzw. Impfkosten steigen in der Regel immer weiter an. Betriebe, in denen die Gesundheitskosten inklusive Impfungen dauerhaft bei über 7 € pro Ferkel liegen, sollten jetzt handeln.


Das ist umso sinnvoller, weil viele Mäster gerade jetzt die Qualitätszuschläge streichen. Die gesundheitlichen Probleme der Ferkel sind da ein willkommener Anlass, um über die Preise zu diskutieren.


Schlechte Leistungen


Dauerhaft schlechte biologische Leistungen können ebenfalls Anlass für einen Neustart sein. Liegt z.B. die Abferkelquote häufig unter 80%, sollte jetzt die Reißleine gezogen werden. Weniger als 25 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr sind ein weiterer Grund. Eine hohe Umrauschquote von mehr als 15% kostet den Betriebsleiter ebenfalls zu viel Geld. Bereits einmal Umrauschen schlägt mit rund 65 € zu Buche.


Schwierige Geburten, häufige Geburtshilfe und mehr als 10% tot geborene Ferkel gehen richtig ins Geld. Wer regelmäßig bei mehr als einem Drittel seiner Sauen Geburtshilfe leisten muss, sitzt an den Abferkeltagen im Sauenstall regelrecht fest. Andere wichtige Arbeiten bleiben dadurch liegen oder werden vernachlässigt.


Immer wieder kommt es vor, dass die Absetzgewichte trotz intensiver Betreuung nicht passen. Oft liegt der Grund in der mangelhaften Milchproduktion der Sau. Wenn die Sau nicht fit ist und gerade in den ersten Lebenstagen der Ferkel zu wenig Milch produziert, hilft auch das beste Beifutter nicht. Am Ende bleibt die Gewichtszunahme unterdurchschnittlich und die Beifutterkosten steigen. Für Ersatzmilch und Prestarter sollten bei 26 Tagen Säugezeit maximal 1,30 € pro Ferkel ausgegeben werden.


Probleme in Flatdeck und Mast


Nun treten Probleme nicht immer nur im Sauenstall auf. Manchmal beschränken sie sich auch auf die Ferkelaufzucht und/oder Mast. Auch dann gilt es, über einen Neustart nachzudenken.


Wenn zum Beispiel die Verluste im Flatdeck dauerhaft bei über 3% liegen, die Tageszunahmen unter 400g rutschen und die Ferkel auseinanderwachsen, sollte gehandelt werden. Denn am Ende sind die Tiere immer schlechter zu vermarkten bzw. werden gar nicht mehr abgeholt.


Auch in der Mast gibt es rote Linien. Bei Tageszunahmen von dauerhaft unter 700 g, einer durchschnittlichen Mastdauer von über 130 Tagen und einer Futterverwertung von mehr als 1:3 sollte über Veränderungen nachgedacht werden. Bei hohen Behandlungskosten von über 1,50 bis 2 € pro Mastschwein, mehr als fünf Ausstallterminen je Mastgruppe oder vielen Schlachtbefunden besteht ebenfalls Handlungsbedarf.


Vor Umbau Stall räumen


Es müssen aber nicht immer nur schlechte biologische Leistungen oder Gesundheitsprobleme sein, die für eine Repopulation sprechen. Auch für Ferkelerzeuger mit Umbau- oder Erweiterungsplänen könnte der Herdentausch jetzt überlegenswert sein.


Gründe für den Stallum- oder Stallneubau gibt es derzeit genügend. So schreibt z.B. die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung mehr Platz und Bewegung im Deckzentrum vor. In den nächsten Jahren müssen fast 100% der Deckzentren in Deutschland umgebaut oder erneuert werden. Auch der Abferkelstall wird sich künftig verändern. So sind u.a. 6,5 m² Fläche pro laktierende Sau in Zukunft Pflicht. Wenn der Abferkelstall ohnehin renovierungsbedürftig ist, macht es gegebenenfalls Sinn, die Umbaupläne schon jetzt zu realisieren.


Viele Sauen haltende Betriebe sind in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gewachsen. Oft wurden Gebäude baulich erweitert. Darunter leidet mitunter die Tiergesundheit, weil sich Infektionsketten nicht mehr unterbrechen lassen. Ist zum Beispiel die Trennung der Altersgruppen nicht mehr möglich, könnte der Umbau der Stallungen inklusive Bestandsaustausch eine Lösung sein. Das Gleiche gilt, wenn die Energiekosten hoch sind oder über einen Wechsel auf Bioproduktion nachgedacht wird.


Tiermaterial mit Zukunft


In Zukunft werden andere Ansprüche an die Schweine gestellt als heute. Standen bislang hohe Leistungen im Vordergrund, rückt nun mehr und mehr das Tierwohl in den Fokus. Wer künftig Ferkel mit intaktem Ringelschwanz halten und vermarkten möchte, muss dafür die entsprechende Genetik im Stall stehen haben. Die Tiere müssen friedlich und ausgeglichen sein.


Die Sauen müssen zudem gruppentauglich sein, da auch im Deckzentrum in spätestens acht Jahren die Gruppenhaltung vorgeschrieben ist. Und schließlich müssen die Sauen eine gute Mütterlichkeit mitbringen. Denn im Abferkelstall sind in Zukunft nur noch Be-wegungs- oder Freilaufbuchten erlaubt. Steigt die Zahl der erdrückten Ferkel nur um 1%, weil die Sau nervös ist und immer wieder aufspringt, kostet das den Landwirt rund 15 € pro Sau.


Zwei Ferkel mehr als Ziel


Am Ende muss der Herdenaustausch immer dazu führen, dass sich die Situation im Sauen-, Aufzucht- und Maststall nachhaltig verbessert. Auswertungen aus Betrieben, die eine Repopulation bereits durchgeführt haben, zeigen, dass je nach vorheriger Ausgangslage folgende Ziele erreicht werden können:


  • Plus zwei bis drei abgesetzte Ferkel mehr pro Sau und Jahr,
  • 10 bis 15% geringere Behandlungs- und Impfkosten pro Sau und Jahr,
  • Bis zu einer Stunde weniger Arbeit pro Sau und Jahr,
  • 10% höhere Tageszunahmen in der Aufzucht und Mast,
  • 15 kg weniger Futter je Mastschwein,
  • 2 € höhere Qualitätszuschläge für gesunde, frohwüchsige Ferkel.


Allein die Steigerung der Zahl der abgesetzten Ferkel um zwei Tiere pro Sau und Jahr verbessert den Gewinn bei einem normalen Marktverlauf um 30 € pro Sau und Jahr. 15 kg weniger Futteraufwand pro Mastschwein bringen je nach Futterkosten weitere 3 bis 5 €.


marcus.arden@topagrar.com

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