Mehr als 3400 Schweinetierärzte aus aller Welt trafen sich Anfang Juni in der irischen Hauptstadt Dublin zum Erfahrungsaustausch. Die neuesten Erkenntnisse fasst Dr. Cornelia Schwennen von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover zusammen.
Rätsel um Zitterferkel gelöst
Neugeborene Ferkel, die so stark zittern, dass sie weder aufstehen noch Kolostrum aufnehmen können: Dieses Krankheitsbild kennen Tierärzte und Landwirte bereits seit 100 Jahren. Die Ursachen für das Zittern sind vielfältig, deshalb unterscheidet man verschiedene Typen. Neben erblichen Gründen und Vergiftungserscheinungen spielen auch Infektionen eine Rolle. Der Typ AI kann z.B. nach einer intrauterinen Infektion mit dem Virus der Klassischen Schweinepest (KSPV) auftreten. Beim Typ AII hingegen wurde bislang eine Infektion mit einem anderen, noch nicht identifizierten Virus vermutet.
Fast zeitgleich ist es jetzt einem amerikanischen Forscherteam der Iowa State University und Wissenschaftlern der Tierärztlichen Hochschule Hannover gelungen, in Zitterferkeln ein neues Pestivirus nachzuweisen. Dabei kam ein neuartiges Verfahren der Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung zum Einsatz.
Das neue Virus gehört zwar wie der Erreger der Klassischen Schweinepest zur Familie der Flaviviridae. Es ist mit ihm jedoch nur sehr entfernt verwandt und wird deshalb als „Atypisches por-zines Pestivirus“ (APPV) bezeichnet. Bei einer experimentell herbeigeführten intrauterinen Infektion mit aufbereitetem, APPV-positivem Serum, gelang es den amerikanischen Wissenschaftlern, bei allen Ferkeln eines Wurfes Ferkelzittern auszulösen.
Bislang waren die APPV für die virologische Diagnostik unsichtbar. Dank der Entwicklung neuer Genom- und Antikörper-Nachweismethoden lassen sie sich aber inzwischen sicher nachweisen. Dadurch kann Landwirten mit Zitterferkel-Beständen künftig geholfen werden. Denkbar ist z.B. eine Sanierung von Problembeständen.