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Neues Konzept macht Gülleabfuhr günstiger

Lesezeit: 6 Minuten

Die Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaft Damme (LBD) bietet den neuen Service „Farmdoc3“ mit einer Zentrifuge zur Gülleaufbereitung an. Auch beim Management helfen die Experten.


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Gerd Meyering schaut in die 25 t fassende Mulde des Lkw, die sich langsam mit einem hellbraunen Stoff füllt. „In jeder Tonne sind rund 17 kg Phosphat enthalten“, erklärt der Nährstoffexperte von der Landwirtschaftlichen Bezugsgenossenschaft Damme (LBD). Den Feststoff mit ca. 25% TS fördert eine Schnecke auf den Lkw, die an einer Anlage auf einem Lkw-Auflieger montiert ist: Die Zentrifuge. Sie trennt Rohgülle in feste und flüssige Bestandteile.


Mittlerweile ist die Zentrifuge fast täglich auf Schweinebetrieben im Landkreis Vechta im Einsatz. „Wir haben im Jahr 2018 die ersten Erfahrungen gemacht, das System hat sich bei uns sofort bewährt“, sagt Meyering, der bei der LBD für die Separation zuständig ist. Damit ist die Zentrifuge heute ein zentrales Element des Nährstoffmanagements der LBD, zu dem noch die Dokumentation, die satellitengestützte Flächenbewirtschaftung und die stark N- und P-reduzierte Fütterung gehören (siehe Zusatzinfo auf Seite S 29).


Eine Zentrifuge oder Dekanter funktioniert wie der Schleudergang einer Waschmaschine: Sie dreht sich sehr schnell, wodurch die Flüssigkeit der eingefüllten Gülle per Fliehkraft herausgeschleudert wird.


Zentrifuge für Schweinegülle


Während sich Pressschneckenseparatoren bei Rindergülle oder Gärresten aus Biogasanlagen bewährt haben, ist die Schweinegülle zu dünn für diese Technik: In der Regel bildet sich kein ausreichender Pfropfen, mit dessen Hilfe die Feststoffe abgetrennt werden. „Für die Schweinegülle ist daher die Zentrifuge das Mittel der Wahl“, erklärt Meyering.


Auch hat sich gezeigt, dass die Phosphorabscheidung mit dieser Technik höher ist als mit der Pressschnecke.


Wie die Praxisergebnisse zeigen, haftet der Phosphor an den organischen Bestandteilen in der Gülle. Damit bleibt etwa 70% des Phosphats nach der Separierung im Feststoff. In der Flüssigphase ist dagegen Stickstoff in Form von Ammonium-N und Kali enthalten.


Überbetrieblicher Einsatz


Zusammen mit den Komponentenherstellern und einem Maschinenbauer hat die LBD jetzt folgendes Konzept entwickelt:


  • Auf einem dreiachsigen Anhänger ist die Zentrifuge installiert. Sie hat eine Durchsatzleistung von 25 m3 in der Stunde.
  • Die LBD fährt die Betriebe an und separiert einen Teil der Gülle.
  • Die Feststoffe werden gleich über eine Steigschnecke auf einen Lkw befördert und abtransportiert. Abnehmer sind derzeit vor allem Biogasanlagen in Ackerbauregionen im Raum Hannover, Gütersloh oder Kassel.
  • Die Flüssigphase bleibt auf dem Betrieb.


Das Zentrifugieren plus die Abfuhr der Feststoffe kostet ca. 10 €/m3 Durchsatz inklusive Anfahrt. „Wir rechnen für die Betriebe genau durch, ob sich das Zentrifugieren rechnet und wie viel sie für ihre Nährstoffbilanz abgeben müssen. Wer heute mehr als 10 €/m3 Gülle für die Abfuhr bezahlt, sollte zumindest mal darüber nachdenken“, nennt Meyering einen Faustwert.


Mit der Dünnphase erhält der Landwirt zudem einen Kalidünger, dessen Düngewert er sich mit ca. 2 bis 3 €/m3 gutschreiben kann. Zieht man das von den Separationskosten ab, kostet der Kubikmeter Durchsatz umgerechnet 7 bis 8 €.


Ein weiterer Grund für die Separation ist die Einsparung von Lagerraum: mit der Abfuhr der Festphase sinkt die anfallende Güllemenge um rund 10 bis 15%. Entsprechend weniger Lagerraum ist nötig.


Die Separation soll den Betrieben möglichst wenig Arbeit machen. Daher ist auf dem Lkw ein Notstromaggregat aufgebaut, das die Pumpen und die Zentrifuge mit Strom versorgt. Pro m3 Rohgülle verbraucht die Anlage etwa einen halben Liter Diesel.


Außerdem verlegt die LBD die zur Separierung nötigen Rohre selbst, also die Saugleitung für die Rohgülle sowie die Druckleitung für die Dünnphase. „Beim Standort sind wir daher sehr flexibel. Das einzige, das wir auf dem Betrieb benötigen, ist eine Grube oder ein Behälter mit einem Volumen von mindestens 200 m3 für die Dünnphase“, sagt Gerd Meyering. Ist dieser nicht vorhanden, kann die Dünnphase auch in den Güllekeller des Schweinestalls zurückgepumpt werden.


Eine weitere Bedingung ist, dass der Schweinehalter die Rohgülle kurz vor dem Separationstermin aufrührt. Denn nur mit einer homogenen Mischung liefert die Zentrifuge optimale Ergebnisse.


Ohne Rühren setzen sich feste Stoffe in der Rohgülle unten im Behälter ab. Bei diesen kann der TS-Gehalt mit 10 bis 12% so hoch sein, dass Pumpen und Zentrifuge an ihre Grenzen kommen. „Außerdem ist die Phosphorabscheiderate geringer, wenn die Gülle inhomogen ist“, hat Meyering festgestellt. Bei dünner Sauengülle dagegen lässt sich nur das unten im Behälter abgesetzte Material gut separieren, weshalb hier ein Aufrühren der dicken Phase erst nach Abzug der Dünnphase erwünscht ist.


Hof wird sauber hinterlassen


Die Feststoffe befördert eine Schnecke gleich auf einen Lkw. „Uns ist es wichtig, den Hof sauber zu hinterlassen“, begründet er das. Zudem würde das Aufladen der Feststoffe weitere Kosten von 2 €/t verursachen.


Nach der Separation wird der Lkw-Anhänger einschließlich der Rohrleitungen, Pumpen und Zentrifuge gewaschen und desinfiziert, bevor der Fahrer auf den nächsten Betrieb fährt.


Sowohl die Feststoffe als auch die Dünnphase lässt die LBD in einem Labor analysieren. Die Ergebnisse erhalten der Abnehmer und der abgebende Betrieb umgehend für ihre Stoffstrombilanz und den Nährstoffvergleich.


Schnellwirkender Dünger


Die Dünnphase lässt sich sehr gut im Getreide oder auf Grünland ausbringen. Denn die Nährstoffe sind schnell pflanzenverfügbar. Außerdem bleibt damit kein organisches Material auf dem Gras zurück, das mit hochwächst und so ins Futter gelangt. „Allerdings sollte man die Flüssigkeit auch hofnah ausbringen können. Es rechnet sich nicht, damit noch einmal 40 bis 50 km zu fahren“, sagt Meyering.


Das bedeutet auch: Wer für die Dünnphase im eigenen Betrieb oder z.B. bei einem benachbarten Milchviehbetrieb mit Grünland keine Verwertung hat, für den ist das Zentrifugieren keine Lösung. Das betrifft vor allem Gewerbebetriebe mit vielen Vieheinheiten und wenig Fläche.


Ebenfalls schwierig wird die Separation, wenn der Betrieb mit den Nährstoffen nahe der Grenze von 170 kg N je ha ist und er die Dünnphase nicht auf den eigenen Flächen verwerten kann.


Feststoff für Biogasanlagen


Als Abnehmer haben sich Biogasanlagen in Ackerbauregionen bewährt. „Sie haben für uns den Vorteil, dass sie ganzjährig Feststoffe abnehmen können. Ackerbaubetriebe müssten ihn lagern, weil sie ihn ja nur an wenigen Tagen ausbringen können“, erklärt er.


Für die Abnehmer ist das Material nicht uninteressant: Sie können über die Kombination von Gülle- und Trockenfermentationsbonus eine höhere Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bekommen, wenn sie mindestens 30 % des Materials einsetzen – ein Vorteil für vieharme Regionen. Gleichzeitig können sie mit 2 t Feststoff etwa 1 t Silomais ersetzen.


Aus Sicht der LBD ist es aber sinnvoll, Feststoffe nur in Regionen mit erhöhtem P-Bedarf zu fahren. Denn in einer Tonne Feststoff sind 17 kg Phosphat enthalten, in einer Tonne Mais dagegen nur 4 kg. Die LBD beliefert die Biogasanlagen wöchentlich. Im Moment fallen fünf bis sechs Züge mit Feststoffen pro Woche an.


Derzeit st die Nachfrage der Abnehmer sehr groß. Meyering: „Daher werden wir mittelfristig noch deutlich mehr Gülle separieren!“


hinrich.neumann@topagrar.com

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