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Power geben bei langen Säugezeiten

Lesezeit: 7 Minuten

Wie stark nehmen die Sauen ab, wenn die Ferkel vier Wochen säugen? Und mit welcher Fütterungsstrategie kann man gegensteuern? Tierärztin Dr. Sarah Derking kennt die Antworten.


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Deutschlands Sauen werden immer besser. Im Bundesdurchschnitt setzen die Sauenhalter mittlerweile mehr als 26 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Vor zehn Jahren waren es noch 20,9 abgesetzte Ferkel.


Der enorme Leistungsschub verlangt den Sauen immer höhere Milchleistungen ab, einige Tiere magern dadurch während der Laktation sehr stark ab. Das wiederum wirkt sich oft negativ auf den nächsten Reproduktionszyklus aus. Verliert die Sau inklusive der Wurfmasse mehr als 20% Gewicht, wird es kritisch. Dann schaltet der Körper vor der nächsten Befruchtung erst einmal auf Selbsterhalt um. Die Fruchtbarkeitsleistung lässt dann häufig nach.


Power-Futter getestet:

Besonders bei hoch fruchtbaren Genetiken müssen Sauenhalter versuchen, den Gewichtsverlust in der Laktation durch den Einsatz von Energie- und Nährstoffzulagen zu stoppen. In der Praxis stellt sich jedoch immer wieder die Frage, mit welcher Fütterungsstrategie das am besten gelingt. Gleichzeitig diskutieren viele Praktiker darüber, ob ihre fruchtbaren Sauen eine vierwöchige Säugezeit, von der vor allem die Ferkel profitieren, überhaupt schultern können.


Im Rahmen einer Dissertation am Institut für Tierernährung der Stiftung TiHo Hannover wurde der Frage nachgegangen, wie die Entwicklung der Körpermasse und der Rückenspeckdicke von Sauen während einer vierwöchigen Laktation bei unterschiedlichen Fütterungsstrategien verläuft.


Für den Versuch sind vier Abferkeldurchgänge mit insgesamt 130 Sauen ausgewertet worden (siehe Übersicht 1). Die Daten stammen aus einem Praxisbetrieb, der mit dänischer Genetik arbeitet. Berücksichtigt wurden Tiere mit ein bis neun Würfen. Die Zahl der lebend geborenen Ferkel variierte zwischen 13,6 und 16,4 Tieren, das durchschnittliche Geburtsgewicht betrug 1,25 kg.


Alle Sauen erhielten vom 110. bis 114. Tragetag ein handelsübliches Alleinfutter für laktierende Sauen, der Energiegehalt lag bei 13,5 MJME. In den Gruppen B und C des vierten Durchgangs wurde vor der Geburt zusätzlich ein energiereiches Ergänzungsfuttermittel eingesetzt. Dieses bestand aus einem Extrudat aus Leinsamen und Mais.


Am Tag der Geburt fraßen alle Sauen einmal täglich Alleinfutter. Während der vierwöchigen Laktation unterschieden sich die Fütterungsstrategien dann wie folgt:


  • Durchgang I: Zweimal täglich restriktive Futtervorlage.
  • Durchgang II: Dreimal täglich restriktive Fütterung.
  • Durchgang III: Zweimal täglich ad libitum-Futtervorlage.
  • Durchgang IV: Zweimal täglich ad libitum-Futtervorlage. Die Sauen in der Gruppe B erhielten bis fünf Tage nach der Geburt zusätzlich das energiereiche Ergänzungsfuttermittel, die Sauen in Gruppe C bekamen das Ergänzungs-futtermittel während der gesamten Laktation.


Waage im Ferkelschutzkorb:

Um die Gewichtsentwicklung der Sauen während der Laktation festhalten zu können, wurde jede Sau drei Tage vor dem errechneten Wurftermin, direkt nach der Geburt und anschließend einmal wöchentlich bis zum Absetzen der Ferkel am 28. Lebenstag gewogen. Die Gewichtsermittlung der Sauen erfolgte direkt im Ferkelschutzkorb mithilfe einer eigens dafür entwickelten mobilen Sauenwaage. Diese besteht aus zwei separaten Wiegeplatten, die den Sauen unter die Füße geschoben wurden.


Parallel dazu wurde jeweils zu den gleichen Zeitpunkten (bis auf den Tag der Geburt) die Rückenspeckdicke gemessen. Außerdem wurden die Futteraufnahme, die Wurfgewichte, die Anzahl der Ferkel, der Verlauf der Geburt, Anzeichen auf MMA sowie die Kotkonsistenz festgehalten.


Ferner war die Milchleistung der Sauen von Interesse. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass pro Kilogramm Wurfmassezuwachs eine Laktationsleistung von 4,1 Liter Sauenmilch erforderlich ist. Anhand dieser Daten konnte unter Berücksichtigung der Aufnahme von Prestarter die Milchleistung der Sauen berechnet werden. Zusätzliche Ferkelmilch in Anfütterungsschälchen erhielten die Ferkel übrigens nicht.


Dreimal täglich füttern:

Wie Übersicht 2 verdeutlicht, steigt die Futteraufnahme und damit die Energie- und Nährstoffmenge nach der Geburt der Ferkel deutlich schneller an, wenn die Sauen dreimal täglich gefüttert werden. Die Tiere in Durchgang II nahmen bereits ab dem fünften Laktationstag mehr Futter auf als die Sauen in den übrigen Durchgängen. Am neunten Tag nach der Geburt lag die Futteraufnahme dann satte 1 bis 2 kg höher. Sie blieb außerdem bis zum Ende der Laktation auf stabilem Niveau, ein Sättigungseffekt trat nicht ein.


Das war bei den ad libitum gefütterten Sauen anders. In den drei Futtergruppen des Durchgangs IV erreichten die Sauen Mitte der zweiten Säugewoche zwar die höchste Futteraufnahme, anschließend ging diese aber z.T. wieder deutlich zurück. Hier war der Sättigungseffekt klar zu erkennen.


Die von Fütterungsexperten empfohlene Energieaufnahme von 75 bis 79 MJME pro Tier und Tag wurde nur von den Sauen der Gruppe C erreicht, die während der gesamten Laktation das Ergänzungsfutter (16,3 MJME) fraßen. Die Energieaufnahme lag hier im Mittel bei 77 MJME je Tag.


Gewichtsverlust gestoppt:

Durch die Geburt verloren die Sauen zwischen 18,8 und 29,2 kg inklusive der Feten, wie Übersicht 3 zeigt. Die Unterschiede sind unter anderem durch die unterschiedlichen Wurfgrößen zu erklären.


Auffällig ist, dass die in den Durchgängen I und II restriktiv gefütterten Sauen während der vierwöchigen Laktation kontinuierlich an Gewicht verloren. Die in den Durchgängen III und IV ad libitum gefütterten Tiere hingegen legten in der zweiten und dritten Laktationswoche sogar wieder an Körpermasse zu. Mit fast 5 kg besonders deutlich fiel der Gewichtszuwachs bei den Sauen in Gruppe C aus, die das energiereiche Ergänzungsfutter fast fünf Wochen lang fraßen.


Geringe Unterschiede gab es im Hinblick auf die Entwicklung der Rückenspeckdicke (RSD), wie Übersicht 4 zeigt. Bis auf wenige Ausnahmen war in allen Durchgängen ein kontinuierlicher Verlust zu beobachten. Der höchste RSD-Verlust war mit maximal 3,50 mm in Durchgang IV, Gruppe A, zu verzeichnen. In den Gruppen B und C, in denen das energiereiche Ergänzungsfutter zum Einsatz kam, blieb die Rückenspeckdicke ab der dritten Säugewoche sogar konstant. Selbst in der vierten Säugewoche, als die Sauen bis zu 15 l Milch pro Tag produzierten, fiel die Rückenspeckdicke nicht mehr ab.


Obwohl die Energieaufnahme in den einzelnen Durchgängen und Gruppen abwich, gab es keine signifikanten Unterschiede beim durchschnittlichen täglichen Wurfzuwachs. In Durchgang IV, Gruppe B, lag der Wurfzuwachs bei 2,58 kg pro Tag, in Gruppe C bei 2,79 kg, in den übrigen Gruppen lagen die Zuwächse dazwischen.


Aus den Wurfzuwächsen wurde die durchschnittliche Milchleistung der Sauen errechnet. Demnach erreichten 10% der Sauen 13,4 l oder mehr pro Tag, das Maximum lag bei 15 l täglich.


Futter individuell zuteilen!

Die Untersuchung zeigt, dass das Fütterungs-management im Abferkelstall großen Einfluss auf die tägliche Futteraufnahme hat. Die Fütterung sollte immer einzelbetrieblich optimiert werden.


  • Durch eine dreimal tägliche Futtervorlage sowie eine ad libitum-Fütterung lässt sich die Futteraufnahme während der vierwöchigen Laktation steigern. Dadurch kann der Gewichtsverlust bei den Sauen verringert werden, ebenso der Verlust an Rückenspeck.
  • Die gezielte Ergänzung der Mischung mit einem energiereichen Futtermittel fördert die Energieaufnahme zusätzlich und bremst den Gewichtsverlust. Bei vergleichbarer Wurfleistung wiesen die energiereich versorgten Sauen eine bessere Körperkondition auf, was sich unter anderem positiv auf die Fruchtbarkeit der Tiere auswirkt.
  • Erfahrungen aus Praxisbetrieben zeigen, dass eine zu schnelle Steigerung der Futtermenge in den ersten Tagen nach der Geburt Probleme hervorrufen kann, mitunter tritt gehäuft MMA auf. Und eine extrem hohe Futteraufnahme in der vierten Laktationswoche kann vor dem Absetzen bei einzelnen Tieren zu einer nicht bemerkten Rausche führen. In der vorliegenden Studie ist beides nicht beobachtet worden.
  • In der vierten Laktationswoche verloren die Sauen in allen vier Versuchsdurchgängen zwar noch Gewicht und Rückenspeck, der RSD-Verlust war jedoch insbesondere bei den ad libitum und gleichzeitig energiereich gefütterten Sauen äußerst gering. Es gibt damit zumindest in dieser Untersuchung keine Hinweise darauf, dass eine vierwöchige Säugezeit den Sauen schadet. Vielmehr wirkt sie sich positiv auf die Entwicklung der Ferkel aus, weil die Tiere schwerer abgesetzt werden können.-ar-

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