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Risikoanalyse: Tablet statt Klemmbrett

Lesezeit: 7 Minuten

Mit der neuen App „Pig-Check“ von IQ-Agrar sollen Schweinehalter und Berater die Dokumente für den Aktionsplan Kupierverzicht digital und vor allem einfacher ausfüllen können.


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Zehn Seiten umfasst die „Risikoanalyse Kupierverzicht“, die Schweinehalter im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Kupierverzicht jedes Jahr ausfüllen müssen. Und zwar pro VVVO-Nr. und Produktionsstufe. Ganz schön viel Papierkram, über den man den Überblick behalten muss!


Im Rahmen des vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Projekts „Nationales Wissensnetzwerk Kupierverzicht“ hat IQ-Agrar Service GmbH jetzt eine App entwickelt, die die bislang aufwendige Datenerhebung und Dokumentation vereinfachen und digitalisieren soll − Tablet statt Klemmbrett also. Ziel der App „Pig-Check“ ist es, die Risikoanalyse und Tierhaltererklärung, die im Rahmen des Aktionsplans Kupierverzicht ausgefüllt werden müssen, digital, schnell und bequem ausfüllen zu können. Zudem soll eine digitale Datengrundlage geschaffen werden, um Fortschritte beim Einstieg in den Kupierverzicht sowie Maßnahmen zur Reduzierung von Schwanzbeißgeschehen zu bewerten.


Doch wie praktisch ist die App im Stallalltag? Lässt sich damit die Zettelwirtschaft tatsächlich aus dem Stall verbannen? Und können Schweinehalter Zeit und Nerven sparen? Ich habe mit den Entwicklern von IQ-Agrar gesprochen und die App im Maststall vor der Veröffentlichung schon mal ausprobiert. Bei der App Pig-Check handelt es sich um eine sogenannte „Progressive Web App“ (PWA). Eine PWA ist eine mobile Web App, die in einem Browser läuft. Die App ist über jedes Endgerät über einen Browser verfügbar und muss dadurch nicht aus dem App-oder Play-Store heruntergeladen werden.


Die App ist im Rahmen des Projektes, das noch bis September 2021 läuft, kostenlos. Die App ist in Deutsch und Englisch verfügbar. Achtung: In der englischen Version ist jedoch nur die Benutzeroberfläche in englischer Sprache und nicht die auszufüllenden Dokumente.


Die App ist für Tablets optimiert. Das bedeutet, dass die Anwendung auf diesem mobilen Endgerät am besten läuft. Mit dem Smartphone lässt sich die App Pig-Check zwar ebenfalls bedienen. Auf dem Tablet ist die Anwendung jedoch etwas bequemer und besser lesbar.


Um die Anwendung zu starten, muss ich in der Adressleiste des Browsers zunächst „app.pig-check.de“ eingeben.


Die Nutzung der Anwendung in Google Chrome wird empfohlen. Weitere Browser wie Firefox, Microsoft Edge oder Safari können ebenfalls genutzt werden. Einige Browser unterstützen sowohl auf dem Tablet als auch auf dem PC die Installation der App. So kann die App über ein Symbol auf dem Startbildschirm geöffnet werden. Das ermöglicht in Zukunft einen schnelleren Zugriff auf die App. Praktisch!


Offline möglich, aber...


Um die App nutzen zu können, muss ich mich als Erstes registrieren. Dafür ist es nicht notwendig, bereits Kunde des IQ-Agrar Portals zu sein. Nach dem ersten Login muss ich zunächst meine Stammdaten eintragen und angeben, ob ich Landwirtin, Beraterin oder Tierärztin bin. Zudem lege ich pro VVVO-Nr. eine Betriebsstätte mit Namen und Anschrift an. Falls Schweinehalter ihrem Berater Zugriff auf die Daten und Checklisten erlauben wollen, kann der Berater an dieser Stelle an den Landwirt eine Autorisierungsanfrage per E-Mail schicken, die der Landwirt bestätigen oder ablehnen kann. So hat der Landwirt immer im Blick, wer Zugriff auf seine Daten hat. Apropos Datensicherheit: Alle Daten der App Pig-Check sind anonymisiert.


Entscheidend für mich ist, dass die Anwendung auch offline reibungslos funktioniert. Denn nicht jeder Stall ist mit einem top Internetzugang bzw. -empfang ausgestattet. Nach Angaben von IQ-Agrar ist die App auch offline verwendbar. Das stimmt zwar, allerdings muss sich der Anwender zunächst bei Internetempfang in die App einloggen. Beim Start lädt die App dann die Daten herunter und die weitere Nutzung im Stall kann offline erfolgen. Sobald der Nutzer wieder Internetzugang hat, synchronisiert die App automatisch die Daten. Mein Tipp: Vor dem Stallrundgang die App am besten im Betriebsbüro schon mal öffnen und dann in den Stall gehen.


Ist die Betriebsstätte angelegt, kann ich starten und meine erste Checkliste anlegen. Hier kann ich auswählen, ob eine Risikoanalyse oder Tierhaltererklärung ausgefüllt werden soll und ob es sich dabei um eine Neu- oder Nacherfassung handelt. Eine kluge Idee ist die Nacherfassung. Denn hier kann ich die Risikoanalyse und Tierhaltererklärung aus dem letzten Jahr noch nachträglich digitalisieren.


Schritt für Schritt durchklicken


Tippe ich die Risikoanalyse an, öffnet sich automatisch das allseits bekannte Dokument. Mit dem Finger kann ich von oben nach unten durch die Checkliste scrollen und werde Schritt für Schritt durch die Risikofaktoren Beschäftigung, Stallklima, Gesundheit und Fitness, Wettbewerb um Ressourcen, Ernährung sowie Struktur und Sauberkeit der Bucht geführt.


Einziges Manko ist, dass die Liste zur Beurteilung der Risikofaktoren ausführlich ist und man lange durch das Dokument scrollen muss. Um nicht den Überblick im Dokument zu verlieren, wäre es besser, die jeweiligen Risikofaktoren besser zu kennzeichnen und dann per „Weiter-Button“ zum nächsten Risikofaktor zu gelangen.


Bei den Optimierungsmaßnahmen kann der Anwender je nach Risikofaktor eine entsprechende Kategorie auswählen. Zudem kann mit Datum angegeben werden, wann die Änderungen umgesetzt wurden. Beispiel: Während der Erstellung der Risikoanalyse fallen Probleme beim Stallklima auf. Als Optimierungsmaßnahme kann der Landwirt oder Berater dann z.B. die Kategorie Luftrate auswählen und mit Datum dokumentieren, bis wann er die Änderung umgesetzt hat.


Unter dem Strich lässt die App die schriftliche, neunzehnseitige Risikoanalyse deutlich schlanker wirken. Das liegt zum einen daran, dass in der App auf lange Erklärungen zur Risikoanalyse verzichtet wird. Zum anderen haben die Entwickler in der App auf die rot, gelb und grün hinterlegten Farbfelder aus der schriftlichen Risikoanalyse verzichtet. Das lenkt beim Ausfüllen des Dokuments nicht ab. Weiterer Pluspunkt ist die Validierungsabfrage: Denn Pflichtangaben sind mit einem Sternchen gekennzeichnet. Habe ich einen Pflichtbereich nicht ausgefüllt, kann ich die Risikoanalysen nicht abschließen. Das gibt Sicherheit, das am Ende auch wirklich keine Dateneingabe fehlt und es bei einer Kontrolle nicht zu bösen Überraschungen kommt!


PDF-Service nützlich


Sind alle Daten komplett, müssen die Risikoanalyse und Tierhaltererklärung noch vom Tierhalter rechtlich gültig unterschrieben werden. Das funktioniert unkompliziert und direkt mit dem Finger auf dem Display. Anschließend kann ich die Risikoanalyse speichern und als PDF-Datei exportieren. Diese Funktion ist besonders praktisch. Denn die ausgefüllte Checkliste kann dann ausgedruckt, abgespeichert oder per E-Mail verschickt werden.


Wünschenswert wäre noch ein „Teilen-Button“, durch den die Risikoanalyse bzw. Tierhaltererklärung direkt an den Berater, Tierarzt oder Kollegen weitergeleitet werden kann. Diese Funktion gibt es bislang noch nicht, sie soll aber in Kürze folgen.


Weiterhin hat IQ-Agrar geplant, den Benutzer automatisch zu benachrichtigen, wenn die Frist für die jährliche Risikoanalyse abläuft oder es neue Funktionen in der App gibt. Zudem soll der Anwender künftig direkt Bilder aus dem Stall an die Risikoanalyse anhängen können, z.B. als Nachweis für eine eingeleitete Optimierungsmaßnahme. Auch Erklärungen zur Risikoanalyse sollen künftig über Info-Buttons an den entsprechenden Stellen verfügbar sein.


Mein Fazit


Unter dem Strich ist die App Pig-Check ein guter Aufschlag, die Dokumentation im Rahmen des Aktionsplans Kupierverzicht zu digitalisieren und zu vereinfachen. Die App ist leicht verständlich und mit etwas Routine lassen sich die Checklisten zügig ausfüllen. Bei einer Kontrolle hat der Landwirt durch die App alle Nachweise sofort parat und auch noch die Sicherheit, zuvor keine Pflichtangabe vergessen zu haben.


Damit die digitalen Dienstwege auch wirklich kurz bleiben, sollte es für den App-Benutzer in Zukunft möglich sein, die Checklisten direkt zwischen den Beteiligten austauschen zu können.


caroline.juecker@topagrar.com

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