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Sauen-Gesundheit: Fit macht fruchtbar

Lesezeit: 10 Minuten

Nur gesunde Sauen rauschen termingerecht, gebären große Würfe und produzieren genug Milch, um alle Ferkel zu ernähren. Wie Sie Ihre Sauen gesund halten, verrät Dr. Sandra Löbert, Schweinegesundheitsdienst NRW.


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Gesunde Sauen bilden das Fundament einer fruchtbaren Sauenherde. Ziel sollte es sein, die gesamte Herde gesundheitlich so zu stabilisieren, dass ein Gleichgewicht zwischen der Abwehrlage der Tiere und dem Erregerdruck im Bestand besteht.


Eine belastbare Immunität und eine gute Hygiene wirken sich positiv auf die Herdengesundheit aus, wie Übersicht 1 verdeutlicht. Stress hingegen schadet dem Immunsystem und macht die Sauen anfällig für Infektionen.


Besonders kritisch wird es, wenn zum Stress auch noch Hygienemängel hinzukommen. Denn durch mangelnde Hygiene steigt der Erregerdruck im Betrieb. Und dann kommen nicht nur die klassischen Erreger von Fruchtbarkeitsstörungen wie PRRS-, Influenza- und Parvoviren oder Leptospiren zum Zuge, sondern auch andere Umweltkeime wie E. coli oder Streptokokken, die man in jedem Stall findet.


Wenn es darum geht, die Herde gesundheitlich zu stabilisieren, spielen vorbeugende Impfungen eine ganz zentrale Rolle. Welche Impfungen in Ihrem Betrieb sinnvoll sind, kann man nur durch eine sorgfältige Diagnostik klären, die Sie am besten gemeinsam mit dem Hoftierarzt durchführen.


Individuelles Impfkonzept:

Auf Basis der Untersuchungsergebnisse „strickt“ Ihr Tierarzt dann ein individuelles Impfkonzept für Ihren Betrieb. Der Impfplan berücksichtigt, welche Erreger in Ihrem Betrieb von Bedeutung sind, wie hoch der Infektionsdruck ist und welche Gefahren von außen durch benachbarte Schweinehaltungen etc. auf den Betrieb wirken.


Grundsätzlich unterscheidet man in der Sauenhaltung zwei Impfarten:


  • Impfungen, die durchgeführt werden, um die Gesundheit, die Fruchtbarkeit bzw. die Trächtigkeit der Sau zu schützen. Das Ziel ist eine aktive Immunisierung der Sau selbst. Die Impfungen werden entweder bestandsweise in genau definierten Abständen durchgeführt oder wenn sich die Sau in einem bestimmten Stadium der Reproduktion befindet.
  • Und es gibt Impfungen, die dem Schutz der Ferkel nach der Geburt dienen. Sie werden kurz vor der Geburt durchgeführt, damit die Ferkel nach der Geburt über das Kolostrum mit Antikörpern versorgt werden, die die Sau gebildet hat. Man spricht von passiver Immunisierung. Ziel ist, die Ferkel in den ersten Lebenswochen zu schützen, wenn das eigene Immunsystem noch nicht hinreichend funktioniert. Beispiele dafür sind z. B. Coli- und Clostridien-Impfungen.


Die kombinierte Parvo-/Rotlauf-Impfung ist in den meisten Ferkelerzeugerbetrieben inzwischen Standard. Das klassische Bild der Parvovirose wie Mumienferkel, die in unterschiedlichen Trächtigkeitsstadien abgestorben sind, aber erst zum normalen Geburtszeitpunkt ausgetrieben werden, sieht man daher nur noch selten. Doch trotz nahezu flächendeckender Impfung wurde das Parvovirus bislang nicht komplett aus den Betrieben verdrängt. Deshalb kann es bei Impflücken immer wieder zu Problemen kommen.


Das gilt auch für Rotlauf-Erkrankungen. Rotlauf kann in verschiedenen Formen auftreten. Bei der akuten Verlaufsform steigt die Körpertemperatur auf bis zu 42 °C an. Bei tragenden Sauen kann das zum Abort führen. Der Rotlauferreger greift die Früchte also nicht direkt an, führt aber zu gefährlichen Fieberattacken.


Nach der Grundimmunisierung kann die Impfung gegen Parvo/Rotlauf entweder bestandsweise alle vier Monate erfolgen. Oder die Sauen werden noch in der Abferkelbucht geimpft, etwa zwei bis drei Wochen vor dem nächsten Belegen.


Wichtig: Jungsauen sollten nicht vor dem 180. Lebenstag gegen Parvovirose geimpft werden, da der Schutz durch die maternalen Antikörper lange anhält. Der noch vorhandene mütterliche Schutz kann dann die eigene Immunisierung beeinträchtigen.


Wann gegen PRRS impfen?

In schwei-nedichten Regionen ist die PRRS-Impfung der Sauen inzwischen ebenfalls Standard. Bei Sauen äußert sich die PRRS in Form von Spätaborten und vermehrtem Auftreten von tot bzw. lebensschwach geborenen Ferkeln. In der Ferkelaufzucht und in der Mast ruft das PRRS-Virus dagegen vor allem Atemwegsprobleme hervor.


Das Problem ist, dass das PRRS-Virus sehr wandlungsfähig ist. Wenn sich die Feldviren zu stark von dem in der Vakzine verwendeten Stamm entfernen, kann dies dazu führen, dass der Impfstoff nicht mehr ausreichend wirkt.


Die Wirksamkeit der PRRS-Impfung kann zudem beeinträchtigt sein, wenn Jungsauen unzureichend in die Herde eingegliedert wurden, Impflücken vorhanden sind oder wenn andere Infektionen die Herdenimmunität schwächen.


Auch für die PRRS-Impfung gibt es verschiedene Konzepte:


  • Entweder man impft bestandsweise die ganze Herde. Das führt dazu, dass alle Zuchttiere im Bestand den gleichen Impfstatus haben und man seltener Tiere vergisst. In Betrieben, die auch die Ferkel gegen PRRS impfen, sollte die Bestandsimpfung dann alle vier Monate durchgeführt werden, ansonsten alle drei Monate.
  • Oder es wird reproduktionsbezogen geimpft. Die Sauen werden dabei zweimal vakziniert, einmal am 6. Tag nach der Geburt und das zweite Mal am 60. Trächtigkeitstag. Von einer einmaligen Impfung in der Mitte der Trächtigkeit ist abzuraten, da die Impfabstände dann zu groß werden.


Für einen dauerhaften Schutz vor PRRS-Infektionen reicht die Impfung allein allerdings nicht aus. Um den Eintrag neuer PRRS-Stämme zu verhindern, muss auch die Betriebshygiene optimiert werden.


Dauerbrenner Influenza:

In den letzten Jahren gewinnt auch die Influ-enza-Impfung immer mehr an Bedeutung. Denn während Influenza-Infektionen früher vor allem in der kalten Jahreszeit auftraten, hat sich das Bild durch das Entstehen neuer Subtypen gewandelt. Influenza ist inzwischen zu einem ganzjährigen Problem geworden. Der Subtyp H1 N2 verursacht mildere Symptome und breitet sich langsamer im Bestand aus.


Auch Influenzaviren verändern sich häufig. Wenn eine Zelle des Wirtstieres von zwei oder mehr verschiedenen Influenza-Subtypen befallen ist, kann es zum Austausch von Genabschnitten kommen und es entstehen neue Subtypen. Ein zugelassener, handelsüblicher Impfstoff deckt die drei Influenza-Stämme, die zurzeit beim Schwein relevant sind, jedoch hinreichend ab.


Umrauschen, Aborte und tot geborene Ferkel sind ähnlich wie bei Rotlauf eine Folge der Allgemeininfektion und des damit verbundenen Fiebers der Sau.Hinzu kommen Atemwegsprobleme in allen Altersstufen. Die Impfung gegen Influenza wird in der Regel als Bestands-impfung alle vier Monate durchgeführt.


Die Impfung gegen Circoviren nimmt dagegen eine Sonderstellung ein. Denn sie kann sowohl zum Schutz der Trächtigkeit eingesetzt werden als auch als klassische Mutterschutzimpfung, damit die Ferkel während der Säugezeit gegen PCV 2-Infektionen geschützt sind.


Eigentlich bereiten Circoviren vor allem bei Ferkeln Probleme. Infizierte Tiere kümmern, sind immungeschwächt, und die Gruppen wachsen auseinander. Treten diese Symptome bereits während der Säugezeit auf, ist es sinnvoll, die Sauen bereits vor der Geburt zu impfen.


Inzwischen weiß man, dass Circo-viren auch Fruchtbarkeitsstörungen hervorrufen können. Typisch sind Aborte in verschiedenen Trächtigkeitsstadien, Mumien oder tot bzw. lebensschwach geborene Ferkel. Wenn dies nachweislich in einem Betrieb eine Rolle spielt, können die Sauen auch während der Säugezeit geimpft werden, um die nächste Trächtigkeit zu schützen.


Eine stabile Herdengesundheit be-ginnt mit der sorgfältigen Eingliederung der Jungsauen. Häufig werden Jungsauen mit dem Zertifikat „frei von“ oder „unverdächtig für“ bestimmte Erreger wie PRRS, APP oder Mycoplasma hyopneumoniae geliefert.


Die Empfängerbetriebe können mit dem hohen Gesundheitsstatus der Jungsauen aber meist nicht mithalten. Daher ist eine sorgfältige Eingliederung der Tiere erforderlich. Während dieser Zeit müssen die Jungtiere durch Impfungen und kontrollierten Kontakt zur Altsauenherde an die Keimflora des Betriebes gewöhnt werden. Sonst kann es zu schweren Erkrankungen bei den Jungsauen kommen. Und das bringt auch das gesundheitliche Gleichgewicht bei den Altsauen durcheinander, denn der Erregerdruck in der Herde steigt.


Um ein passendes Impfkonzept erstellen zu können, muss man den Immunstatus der Jungsauen und die Keimflora des Betriebes kennen. Häufig wird mit der Immunisierung der Jungsauen bereits im Aufzuchtbetrieb begonnen. Um die Grundimmunisierungen passend fortsetzen zu können, sollte man beim Lieferanten erfragen, wogegen die Tiere bereits geimpft wurden.


Die ersten Impfungen erfolgen entweder direkt am Tag der Lieferung oder erst nach sieben Tagen. Impfungen drei bis vier Tage nach dem Einstallen sind nicht sinnvoll, da die Immunantwort dann deutlich schlechter ausfällt.


Um das Immunsystem der Jungsauen nicht zu überfordern, hat es sich bewährt, die Erstimpfungen in zwei Blöcke zu unterteilen. Übersicht 2 zeigt beispielhaft, wie eine derartige Aufteilung aussehen kann. Am Tag des Einstallens in die Quarantäne werden die Sauen z. B. gegen PRRS, Mykoplasmen, APP und Influenza geimpft. Diese Impfungen müssen am 21. Tag dann noch einmal wiederholt werden. Die Impfungen gegen Parvo/Rotlauf sowie gegen PCV 2 erfolgen dann an den Tagen 10 und 31 der Eingliederung.


Parasiten den Garaus machen:

Neben Impfungen ist auch eine regelmäßige Parasitenbehandlung wichtig für die Gesunderhaltung des Bestandes. Denn neuere Untersuchungen zeigen, dass sich ein Befall mit Ekto- und Endoparasiten negativ auf das Immunsystem des Schweins auswirkt. Zudem stören Räudemilben und Spulwürmer das Wohlbefinden der Tiere.


Auch für die Parasitenbekämpfung gibt es zwei alternative Strategien:


  • Man kann die Bekämpfung alle drei bis vier Monate bestandsweise durchführen.
  • Oder man behandelt die Sauen einzeln im Wartestall, etwa zehn bis vierzehn Tage vor der Geburt.


Beim Einsatz von Avermectinen werden in einem Arbeitsgang sowohl Räudemilben als auch Magen-Darm-Parasiten behandelt. Avermectine können per Spritze oder oral über das Futter verabreicht werden. Die Parasitenbehandlung kann aber auch getrennt erfolgen. Zusätzlich zur Entwurmung über das Futter müssen die Sauen dann per Wasch- bzw. Sprühbehandlung zweimal im Abstand von zehn bis vierzehn Tagen zusätzlich gegen Räudemilben behandelt werden. Achten Sie dabei unbedingt auf die richtige Dosierung, denn eine Altsau im 7. Wurf benötigt eine größere Menge als eine Jungsau. Und vergessen Sie bei allen Behandlungen auch die Bestandseber nicht! Sonst bilden sich Nischen, in die sich die Erreger zurückziehen können.


Letzter Gesundheits-Check:

Um Komplikationen bei der Geburt und Fruchtbarkeitsstörungen zu vermeiden, sollten die Sauen kurz vor der Geburt noch einmal genau untersucht werden:


  • Sauen mit Klauenverletzungen oder Gelenkproblemen liegen bzw. sitzen viel. Das kann zu Infektionen der Gebärmutter führen, da der Muttermund nach der Geburt noch einige Zeit geöffnet ist. Hier muss man besonders auf Hygiene achten. Der Boden hinter der Sau sollte trocken gehalten und der Kot mehrmals täglich entfernt werden.
  • Sauen mit Fundamentproblemen legen sich zudem nicht kontrolliert ab. Sie lassen sich zu Boden plumpsen und erdrücken dabei häufig Ferkel, die sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen können. Diese Würfe sollten Sie daher häufiger kontrollieren.
  • Achten Sie zudem auf Scheidenverletzungen. Denn Narben aus vorangegangenen Geburten oder Rangkämpfen können bei der Geburt ein Hindernis darstellen. Es wäre doch schade, wenn gut entwickelte Ferkel im Geburtskanal stecken bleiben und verenden, weil die Geburt zu lange dauert. Hier muss die Geburt intensiver überwacht werden.
  • Achten Sie zudem auf Harnwegsinfektionen, Milchfieber und Gesäuge-entzündungen. Denn wenn diese verschleppt werden, kann es zu Problemen in der nächsten Trächtigkeit kommen. Wichtig ist eine ausreichende Wasserversorgung. Der „Spüleffekt“ senkt das Risiko von Harnwegsinfektionen.
  • Kontrollieren Sie das Gesäuge der Sauen und desinfizieren Sie Verletzungen vor der Geburt mit einer Jodlösung. Einige Betriebsleiter sprühen vorsorglich das gesamte Gesäuge vor der Geburt mit einer Jodlösung ein, um den Keimdruck zu vermindern.-lh-

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