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Sauf, Ferkel, sauf!

Lesezeit: 5 Minuten

Ferkel müssen neben der Muttermilch auch genügend Wasser aufnehmen. Welche Technik sich dafür eignet und wie man die jungen Tiere zum Saufen animieren kann, zeigt das Landwirtschaftszentrum Eichhof in Hessen.


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Saugferkel benötigen bereits in der ersten Lebenswoche täglich mindestens 0,5 l frisches Wasser (siehe Übersicht). Die Annahme, dass die jungen Tiere ihren Wasserbedarf komplett über die Sauenmilch decken würden, ist falsch. Denn die Milch, besonders die Biestmilch, hat einen hohen Trockenmassegehalt. Es ist also wichtig, die Saugferkel schon früh ans Wassersaufen zu gewöhnen.


Das erkannte auch Gaby Gebauer, als sie 2013 die Verantwortung für die Schweineställe am Landwirtschaftszentrum (LWZ) Eichhof bei Bad Hersfeld in Hessen übernahm. Hier stehen 165 Sauen- und 880 Ferkelaufzuchtplätze zu Lehr- und Versuchszwecken zur Verfügung. Die ADN-Sauen werden im 3-Wochen-Rhythmus mit vier Wochen Säugezeit gefahren.


Gaby Gebauer sorgte also dafür, dass Mutter-Kind-Tränken in jede Abferkelbucht eingebaut wurden. „Eigentlich komme ich aus der Milchviehhaltung und weiß, dass Kühe am liebsten aus einer offenen Fläche saufen. Warum sollte es bei Sauen und Ferkeln anders sein?“, begründet sie die Investition in die Mutter-Kind-Tränken. Die Tränken wurden vorne links oder rechts am Ferkelschutzkorb montiert. Sie hängen etwa eine Handbreit über dem Spaltenboden. So können sich die Ferkel darunter nicht einklemmen.


Hoher Wasserstand in Tränken:

Alle Tränken sind mit einem Trogfluter ausgestattet. Dieser sollte am besten so hoch sitzen, dass das Wasser die Schale der Tränke fast vollständig fluten kann. Denn ein hoher Wasserstand ist wichtig, damit auch kleine Ferkel einfach ans Wasser kommen. Die Befürchtung, dass dadurch die Ferkel im Wasser baden oder die Sauen damit spielen, hat sich nicht bestätigt.


Für Matthias Stückrath, Mitarbeiter und Ausbilder am LWZ Eichhof, liegen die Vorteile der Mutter-Kind-Tränken auf der Hand: Die Sauen können im Liegen daraus saufen, was sie während der Geburt auch gerne machen. Und die Ferkel lernen frühzeitig Wasser aufzunehmen. Bereits am 2. Lebenstag ahmen sie ihre Mutter nach und versuchen aus der Tränke zu saufen, so die Beobachtungen von Stückrath.


Um die Wasseraufnahme während der gesamten Säugezeit hoch zu halten, ist es wichtig, die Mutter-Kind-Tränken täglich zu reinigen. Am Eichhof läuft das im Rahmen der Routinearbeiten im Abferkelstall ab: Jeden Morgen werden die Sauen manuell gefüttert. Dazu werden die Volumendosierer einzeln von Hand geöffnet. Dann füllt der zuständige Mitarbeiter den Trog über einen Schlauch mit Wasser, solange bis das Futter breiig ist. „Wir nutzen diese Zeit um die Sauen und Ferkel intensiv zu beobachten“, begründet Matthias Stückrath die manuelle Futtergabe.


Haben alle Sauen gefressen, gibt er erneut frisches Wasser in den Trog. Danach spritzt er mit dem Schlauch die Mutter-Kind-Tränken aus. Das spritzende, frische Wasser macht die Ferkel neugierig. Sie kommen zur Tränke und stecken ihren Rüssel hinein, berichtet Stückrath über die zusätzliche Animation durch die Tränkereinigung.


Hygienisierung mit Chlor:

Die tägliche Reinigung ist auch deshalb wichtig, weil in den Mutter-Kind-Tränken stets Wasser steht. Das kann natürlich leichter verschmutzen und verkeimen als Wasser in Nippeltränken. Um das offene Wasser davor zu schützen, haben sich Gebauer und Stückrath für eine Hygienisierung mit Chlordioxid entschieden. Im Sauenstall und im Flatdeck installierten sie je eine Anlage, die Chlordioxid in geringen Mengen in die Tränkewasserleitungen der Tiere dosiert. Das Waschwasser ist davon natürlich ausgenommen. 2013 kostete eine Anlage inklusive Montage rund 1460 €.


Im Sauenstall reicht monatlich ein Behälter mit 3 l Chlordioxid, um das Tränkewasser zu hygienisieren. Ein Liter kostet ca. 20 €. In der Ferkelaufzucht werden sogar nur 0,5 l pro Monat benötigt. Hier wird das Chlordioxid in eine Vormischung eindosiert, die dem Ferkel-Tränkewasser zugegeben wird. Das ist wichtig, weil die Durchflussraten deutlich geringer sind als im Sauenstall. „Mithilfe der Vormischung stellen wir sicher, dass das Chlordioxid dem Tränkewasser gleichmäßig zudosiert wird“, erläutert Matthias Stückrath.


Der Biofilm löste sich.

Er erinnert sich noch gut an die Tage nach dem Einbau der Hygienisierung. Plötzlich saßen die Membranen der Trogfluter zu, weil das Chlordioxid den Biofilm in den Wasserleitungen gelöst hatte. „Es war interessant zu sehen, welcher Dreck in scheinbar sauberen Leitungen klebt“, erzählt Stückrath vom damaligen Aha-Erlebnis.


Seit der anschließenden Reinigung der Membrane haben sie mit Biofilmen keine Probleme mehr. Ganz im Gegenteil führte die Hygienisierung subjektiv betrachtet sogar dazu, dass die Sauen und Ferkel mehr Wasser aufnahmen.


Einen weiteren Schub in der Wasseraufnahme brachte dann im Jahr 2015 das so genannte „SKW system“. Strömt das Wasser hier hindurch, verändert ein elektromagnetisches Feld seine physikalischen Eigenschaften. „Das klingt ein bißchen wie Hexerei“, gibt Gaby Gebauer offen zu. Doch sie habe den Eindruck, dass das System das Wasser weicher mache. Dadurch saufen es die Tiere noch lieber. Seit dem Einsatz seien zudem Ohrrandnekrosen weitgehend verschwunden. Zuvor hatten sie im Bestand ab und an Probleme damit.


Absetzloch verschwunden:

Die Ferkel trainieren also bereits ab dem zweiten Lebenstag, zusätzlich zur Sauenmilch noch Wasser aufzunehmen. Das erleichtert ihnen auch die kritische Absetzphase. Zunächst bleiben sie nach dem Absetzen der Sau noch vier Tage in ihren Buchten im Abferkelstall. Dann werden sie ins Flatdeck umgestallt. Hier sind neben Nippeltränken auch wieder offene Tränken installiert, z.B. Kipptränken.


„Weil die Tiere das Saufen aus offener Fläche schon kennen, vermeiden wir das wohlbekannte Absetzloch“, berichtet Gaby Gebauer erfreut. Eine Einstallmetaphylaxe sei deshalb nicht notwendig. Und die Zunahmen liegen bei 502 g, die Verluste bei 2,39% – hier schlägt sich natürlich der hohe Besucherverkehr und die damit verbundene Unruhe negativ nieder. Regina Imhäuser

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